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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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versprach ihnen, nichts zu unterlassen, um mich ganz als ihren Mann zu erweisen. Sie sagten darauf, sie seien Agenten der Räuber und bäten mich, ihnen die Gelegenheit zu geben, das Schiff zu rauben. Ich sollte nach der Abfahrt nur nicht in die Stadt segeln, sondern mich vor dem Vorgebirge vor Anker legen, wo die Schiffeder Piraten zum Empfang bereit wären. Sie wollten sich auch durch einen Eid verpflichten, mich nicht zu töten und denjenigen den Tod zu erlassen, die ich mir ausbedingte. Ich hielt es nicht für gefahrlos, ihnen abzuraten, sondern fürchtete vielmehr, daß sie in der Verzweiflung das Schiff mitten in der See angreifen könnten und wir auf offenem Meer umkommen würden. Deshalb versprach ich zu tun, was sie wollten, und verlangte, daß sie ihre Aussagen eidlich bestätigten. Als sie ihren Eid abgelegt hatten – unsere Unterredung fand nämlich gerade in einem Tempel statt –, sagte ich: ›Geht nun zu den Piratenschiffen; denn wir werden in der Nacht die Anker lichten.‹ Sie faßten dann noch mehr Vertrauen zu mir, als ich auf das Geld zu sprechen kam, das ich mir im kursierenden Wert ausgezahlt wünschte, und zwar nicht vor der Eroberung des Schiffes. Dann zogen sie weg, während ich über das Vorgebirge hinaus in See stach.« (
Das Leben des Apollonios von Tyana
3,24)
    Wie reagiert der Staat auf Gesetzlose?
    Es ist einer der interessantesten Aspekte der Beziehung zwischen den Gesetzlosen und der Obrigkeit, dass nie auch nur versucht wurde, der Gesetzlosigkeit an sich ein Ende zu machen. Natürlich werden Maßnahmen gegen die Kriminellen ergriffen. Augustus ließ, wie sein Biograph Sueton berichtet, rund um das Reich Garnisonen errichten, mit denen das Räuberunwesen eingedämmt werden sollte; zwei Jahrhunderte später existierte es laut Tertullian wie zuvor. In Ägypten befahl Baebius Juncinus, dass gegen Unterstützer von Banditen vorzugehen sei, um deren Rückhalt in den Städten zu zerstören. Ebenfalls in Ägypten erließ ein Beamter namens M. Sempronius Liberalis eine dreimonatige Amnestie für Banditen, in der festgehalten war, dass sie nach Ablauf dieser Zeit nicht mehr mit Gnade rechnen durften. Marcus Valerius Maximianus, ein erfolgreicher Berufsoffizier, rühmt sich in seiner Grabinschrift unter anderem des Verdiensts, ein Kommando angeführt zu haben, das eine Banditenhorde im unteren Donaubecken vernichtete. Diese Maßnahmen waren eine anhaltende Reaktion auf ein anhaltendes Problem, das für Behörden allerorts ein chronisches Ärgernis darstellte. Nur in Fällen persönlicher Betroffenheit oder schwerer Ausschreitungen setzten die zentralen Behördenumfangreiche Mittel ein, um eine Bedrohung durch die Banditen auf Dauer zu verhindern. Zwei Inschriften schildern solche Aktionen. Die folgende stammt aus Syrien:
     
    Auf Befehl unserer Herren Konstantin, des Triumphierenden Augustus und erlauchten Julius Caesar, hat Bassidius Lauricius, der unübertreffliche Mann, Waffengefährte und Anführer, eine Festung eingenommen, die seit langem von einer Bande Gesetzloser beherrscht wurde und die Provinzen bedrohte; er sicherte sie darauf mit einer Garnison Soldaten, so dass Antiochia sich eines langen und sicheren Friedens erfreuen konnte. (
CIL
III 6733 =
ILS
740)
     
    Und aus Rom:
     
    Geweiht der Stärke der Armee, die mit Treue und Ergebenheit die hohen Hoffnungen und die Gebete der Römer erfüllte, indem sie die wildesten Verbrecher zunichte machte. (
CIL
VI 234 =
ILS
2011)
     
    Einen ähnlichen, sehr detaillierten Bericht gibt Apuleius. Banditen machten den Fehler, das Gefolge eines in Ungnade entlassenen kaiserlichen Beamten anzugreifen; dessen Frau schrieb an den Kaiser, der Truppen auf den Weg schickte, um die Banditen niederzuwerfen – was sie dann auch sehr effizient besorgten (
Der goldene Esel
7,7). In anderen Romanen sind die römischen Soldaten entscheidend am Sieg über große und gefährliche Banditenhorden beteiligt. Der Historiker Cassius Dio schildert Bulla Felix mit seiner Bande von etwa 600 Mann als so bedrohlich, dass zunächst ein Zenturio mit seiner Truppe abgeordnet wurde, um ihn zur Strecke zu bringen, und als dieser erste Versuch scheiterte, ein Tribun der Prätorianergarde: »Da schickte er [Severus] schließlich einen Tribunen aus seiner Leibwache mit starker Reiterei und drohte ihm harte Bestrafung an, wenn er den Verbrecher nicht lebend beibringe« (Cassius Dio,
Römische Geschichte
77,10,6). In der Spätantike (354 n. Chr.) verfasste Ammian die

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