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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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(Matthäus 5,41), sowie die Ermahnung Johannes des Täufers an die Soldaten, keine überzogenen Geldforderungen zu stellen, niemandem Unrecht zu tun und sich mit ihrem Sold zu begnügen (Lukas 3,13 – 15), zielt in dieselbe Richtung. Für den Soldaten ergab sich ein Abdriften in das ungesetzliche Banditentum vielleicht als logische Folge des früheren »offiziellen« Banditentums in Uniform. Geschick in der Waffenführung, ein Hang zur Gewalt und die Lebensumstände einiger Soldaten, die praktisch am Hungertuch nagten, trugen zu diesem Schritt bei, denn von den allgemeinen Vorteilen des Wehrdiensts profitierten nicht alle Soldaten, und einige ließen die Standarten zugunsten des Räuberlebens hinter sich. Ein Beispiel gibt der Historiker Herodian:
     
    Es war da ein gewisser Maternus, der früher Soldat gewesen war und viele arge Streiche ausgeübt hatte. Er war fahnenflüchtig geworden, hatte auch andere verführt mit ihm aus dem Dienste zu entweichen, und binnen kurzer Zeit eine große Schar schlimmer Gesellen zusammengebracht, mit welcher er anfangs gegen Flecken und Dörfer sein Raubhandwerk trieb. (
Geschichte des römischen Kaisertums seit Marc Aurel
1,10)
     
    Der Erfolg des Maternus übertraf dessen kühnste Vorstellungen; er plünderte ganze Provinzen und plante, Kaiser Commodus zu töten und selbst den Thron zu besteigen. Sein Ende kam, weil einige seiner Männer ihn verrieten.
    Auch der Kriegsdienst in der Marine konnte zur Piraterie führen:
     
    Nachdem sie nun einmal die reichen Gewinne gekostet hatten [als Freibeuter im Dienst des Mithridates], legten sie ihr Handwerk auch dann nicht mehr nieder, als Mithridates nach seiner Niederlage Frieden schloss. Hatten doch die Piraten wegen des Krieges ihren Lebensunterhalt und ihre Heimat verloren und waren in ärgste Not geraten, weshalb sie das Meer an Stelledes Landes abernteten und es zunächst mit Barken und Eineinhalbruderern, dann mit Zwei- und Dreiruderern in Geschwadern unter der Leitung von Piratenchefs gleich Kriegsfeldherren durchstreiften. (Appian,
Rhomaïke historia

Römische Geschichte, Mithridates-Buch
92 [417])
     
    Mithridates hatte zur Stärkung seiner Seemacht sogenannte Kaperschiffe eingesetzt, und deren Kapitäne gingen nach der Niederlage des Königs unter die Piraten, ein Vorgang, der sich in den europäischen Kriegen der Frühmoderne wiederholte.
    Auch in einer weiteren Überlagerung der Welten des Gesetzes und der Gesetzlosigkeit treten Freibeuter und Banditen als Unternehmer eigener Art in Erscheinung, die ihren Erfolg in der von der Gesellschaft gebilligten Mittelbeschaffung suchen. So schreibt Eric Hobsbawm:
     
    Der einzelne Bandit ist weder ein politischer oder sozialer Rebell – geschweige denn ein Revolutionär – als vielmehr ein Bauer, der die Unterwerfung verweigert und sich dadurch von seinen Schicksalsgenossen unterscheidet. Oder noch schlichter: es sind Leute, die sich von dem für ihresgleichen gewöhnlichen Schicksal ausgeschlossen sehen und deshalb dem Banditentum, der Ächtung und dem »Verbrechertum« in die Arme getrieben werden. … [das Banditentum] stellt vielmehr eine Form von Selbsthilfe dar, um unter bestimmten Umständen aus dieser Gesellschaft ausbrechen zu können. … Der Bandit ist Außenseiter und Rebell, ein Armer, der die normale Rolle der Armut zu spielen nicht gewillt ist, ein Mensch, der seine Freiheit mittels jener einzigen Möglichkeiten errichtet, die einem Armen gegeben sind: Stärke, Tapferkeit, Schlauheit und Entschlossenheit. … Zugleich bringt es ihn in Gegensatz zur Hierarchie von Macht, Reichtum und Einfluss, welcher er ja nicht angehört. … Dabei ist der Bandit jedoch unvermeidlich ins Netz von Macht und Besitz verstrickt, kommt er doch im Gegensatz zu den anderen Bauern zu Reichtum und Macht. (
Bandits

Die Banditen,
S. 20 f. u. 21, S. 122 u. 122 f.)
     
    Dieses Hin und Her ermöglichte es manchem Banditen, mit der einen oder anderen Gruppe gesetzestreuer Römer auf gutem Fuß zu stehen. Von Bulla Felix wird zwar gesagt, er habe sich dem Zugriff der Behörden immer wieder durch Schläue und Bestechung entzogen (»… wurde er doch niemals, wenn gesehen, wirklich gesehen, wenn aufgefunden, tatsächlichaufgefunden, wenn gefangen, in Wahrheit gefangen« [Cassius Dio,
Römische Geschichte
77,10,2]), doch ohne Zweifel erfreute er sich eines gewissen Schutzes in der breiteren Bevölkerung. Es steht fest, dass er in der rechtstreuen Gesellschaft seine Spione hatte, ob es ihrerseits

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