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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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(
Historia Augusta,
»Die beiden Maximine«, 2,1 f.).
    Ein weiteres Beispiel stammt ebenfalls aus ländlichen Regionen, denn dort war Selbsthilfe gegen die Banditen ein Muss, da eine Vertretung der staatlichen Autorität fehlte. Lucius wird von Sklaven mitgenommen, die ihrem Herrn entfliehen wollen. Auf ihrer nächtlichen Flucht werden sie von wilden Hunden angefallen und von den Bewohnern eines Bauernhofs attackiert, die sie für Banditen halten. Die Bauern ziehen sich erst zurück, als sie von den friedlichen Absichten der Gruppe überzeugt werden können:
     
    Aber die Bauern eines Gehöfts, an dem wir dann zufällig vorbeimarschieren, halten unseren Haufen für Räuber und bekommen es, in einigem Bedacht um ihre Habe, mächtig mit der Angst: Ungetüme von bissigen Hunden, reißender als alle Wölfe und Bären, die sie als Wachposten sorgfältig aufgezogen hatten, hetzen sie mit den gewohnten Kommandos und allerlei Rufen auf uns los. Abgesehen von ihrem bösartigen Naturell macht sie das Lärmen ihrer Leute wild, dass sie auf uns losstürzen, uns von allen Seiten umzingeln und überall anspringen, ohne Wahl Packtiere und Menschen mit eins zerfleischen und in langem Auf und Ab die meisten niedermachen. … Da folgte der heiklen Gefahr noch ein größeres Unglück auf dem Fuße: Von Dachgiebeln und einem nahen Hügel lassen diese Bauern mir nichts dir nichts Steine auf uns hinunterpoltern, … [Schließlich gelang es den Reisenden, ihren Angreifern zu zeigen, daß sie keine Banditen waren. Einer der Angreifer rief ihnen zu:] »Aber wir sind gar nicht lüstern, euch zu plündern und auszuräubern, sondern wir halten uns gerade solche eine Heimsuchung durch euch vom Leibe!« (
Der goldene Esel
8,17)
     
    Die Bewohner waren unverkennbar darauf vorbereitet, ihr Eigentum mit Gewalt vor Banditen zu schützen. Die Episode illustriert aber auch ein zweites einfaches Mittel, sich Banditen vom Leib zu halten: bei Nacht nicht ins Freie zu gehen. Als Lucius nachts eine Stadt verlassen will, warnt man ihn: Er sei von Sinnen, aus Furcht vor Verbrechern reise niemand in der Nacht (
Der goldene Esel
1,15). Städte, vor allem ummauerte Städte, verschafften in Verbindung mit festen Toren und Türen der Häuser einige Sicherheit. Verlässlichen Schutz gegen Banditen boten allerdings weder die Stadt noch verbarrikadierte Türen, wie der Angriff von drei Rabauken auf das Haus des Milo zeigt (
Der goldene Esel
2,32).
    Der bei weitem effizienteste Weg, mit Banditen fertig zu werden – der einzige auch, der in allen Quellen erwähnt ist –, war der Verrat. Tlepolemus bei Apuleius sollte man hier vielleicht nicht mitrechnen, weil er schon als »Maulwurf« in der Bande war. Aber die Vernichtung der Bande wurde dank seinen Aktionen erst ermöglicht (
Der goldene Esel
7,10 – 13). Durch Verrat wurde Bulla Felix aufgespürt: Die Behörden fanden heraus, dass er eine Affäre mit einer verheirateten Frau hatte, und konnten das Ehepaar überzeugen, Bulla mit dem Versprechen des Schutzes vor Strafverfolgung zu überlisten. Bulla wurde gefasst, während er in einer Höhleschlief (Cassius Dio,
Römische Geschichte
77,10,7). Auch der erwähnte Maternus fiel der Obrigkeit durch Verrat in die Hände, ebenso Jesus von Nazareth. Ohne Verrat war der Erfolg der Behörden gegen die Gesetzlosen offenbar minimal.
    War ein Verbrecher gefasst, folgte die angemessene Bestrafung. Im Vorfeld wurden die Verbrecher häufig öffentlich zur Schau gestellt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. ließ Servilius Isauricus gefangene Seeräuber vor der Hinrichtung regelmäßig durch die Städte führen:
     
    P. Servilius hat allein mehr Räuberhauptleute lebend gefangengenommen als alle Vorgänger zusammen. Hat denn hierbei jemals irgendeiner auf den Genuß verzichten müssen, einen gefangenen Seeräuber sehen zu dürfen? Im Gegenteil, wohin ihn sein Weg auch führte, bot er allen den höchst willkommenen Anblick der gefesselten und gefangenen Feinde. Daher strömten die Leute von überallher bei ihm zusammen, so daß sie nicht nur aus den Städten, durch die diese geführt wurden, sondern auch aus den benachbarten herbeieilten, um sie zu sehen. (Cicero, 2
gegen Verres
5,26,66)
     
    Der im Rahmen von Recht und Gesetz lebenden Bevölkerung hatten es die Piraten offenbar angetan. Man denke nur an die Menge der Städter, die sich einstellte, um den Piraten Herakleon bei seinem »Triumphzug« zu beobachten, als er den Römern eine Nase drehte und ungestraft im inneren Hafen der Stadt

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