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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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ausführliche Beschreibung eines bedrohlichen Banditenaufstands im südlichen Kleinasien, der endlich niedergeschlagen wurde, nachdem umfangreiche kaiserliche Mittel zum Einsatz gekommen waren (
Römische Geschichte
14,2,1 – 20). Diese vereinzelten Beispiele sollten jedoch nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass die Zentralbehörden tatsächlich viele Reserven an Menschen und Material in die Bekämpfungdes Banditentums investierten. Bei den meisten der von Apuleius geschilderten Verstöße gegen das Gesetz bleibt die Staatsmacht unsichtbar. Dasselbe gilt für die übrigen Romane, und in anderen antiken Quellen findet sich nichts, was diesem Befund widerspräche.
    Im Gegenteil ist festzuhalten, dass es sich bei Behörden, die im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Banditen und Piraten erwähnt sind, in der Regel um lokale Verwaltungen handelt. Bei Apuleius sind es zum Beispiel die Magistrate, die nach dem Einfall der Banditen in Milos Haus die Suche nach Lucius organisieren (
Der goldene Esel
7,1 f.). Strabon erwähnt häufig Aktionen, mit denen lokale Autoritäten versuchen, auf die Piraterie vor der kilikischen Küste zu reagieren. Die Handlungsmöglichkeiten dieser Lokalbehörden waren begrenzt, weil ihnen Polizeikräfte fehlten. Allerdings kommandiert bei Xenophon der
Eirenarch
(»Friedensmeister«, Beamter mit Polizeifunktion) von Kilikien, Perilaos, eine Truppe, die stark genug ist, einen Trupp Banditen anzugreifen und zu vernichten (
Die Waffen des Eros
S. 126 [2,11 – 14]).
    Weit verbreitet sind sind Bürgerwehren, im Dienst der Behörden oder auch nicht. Einzelne nahmen die Sache in die eigene Hand. In Dakien zum Beispiel wird Bassus gerächt:
     
    Geweiht den Göttern der Unterwelt von Lucius Julius Bassus, Sohn des Lucius, aus dem Stimmbezirk Sergia, Stadtrat in Dobreta und Schatzmeister. Er wurde in seinem vierzigsten Jahr von Banditen getötet. Julius Julianus und Julius Bassus errichteten dies für ihren Vater, zusammen mit Julius Valerianus, seinem Bruder, der seinen Tod rächte. (
CIL
III 1579)
     
    Ebenfalls in Dakien wird ein weiteres Opfer der Banditen beklagt:
     
    … [Name fehlt] wurde von Banditen getötet. Ulcudius Baedari und Sutta Epicadi, liebende Eltern, errichteten diesen Grabstein für ihren Sohn. Er wurde gerächt. (
CIL
III 1585)
     
    Die Magistrate wurden im Allgemeinen erst dann tätig, wenn die Bürgerschaft bereits eigene Abwehrmaßnahmen ergriffen hatte. Solche Maßnahmen konnten verschiedene Formen annehmen. Eine aufgebrachte Menschenmenge fiel über einen Mann her, den sie eines Gesetzesbruchs verdächtigte, sei es Raub, Gewalttätigkeit, religiöser Frevel oder ein anderes Verbrechen, schleppte den oder die Verruchten an einen Versammlungsort– normalerweise das Forum, manchmal auch das Theater –, wo die Magistrate eine Art Gerichtssitzung abhielten, die in der Regel mit der Bestrafung der Ergriffenen endete. So erging es Lucius, nachdem er drei Männer getötet hatte, die versucht hatten, in Milos Haus einzubrechen, woraufhin er von den Bürgern wegen der Tat verfolgt wurde (
Der goldene Esel
3,5 f.). Für die zweite Form der Bürgerwehr-Aktionen wurde eine Gruppe »abgeordnet«, die sich in die Umgebung aufmachte, um sich der Banditen anzunehmen. Einen Musterfall finden wir wiederum bei Apuleius. Tlepolemus geht zurück in die Höhle der Banditen, nachdem er seine Geliebte Charite befreit und die Dorfbewohner um Hilfe gebeten hat. Lucius erzählt:
     
    … ich folgte gern, war ich doch überhaupt neugierig und wünschte auch jetzt Zuschauer zu werden, wie man die Räuber fing. Wir fanden sie immer noch mehr vom Fusel als von den Fesseln geknebelt. Nachdem man nun die ganzen Bestände zu Tage gefördert und herausgeschafft und uns mit Gold und Silber und so weiter beladen hatte, wälzte man die Kerle teils gebunden, wie sie waren, hinaus und stürzte sie kopfüber auf die nächsten Klippen, andere köpfte man mit ihren eigenen Säbeln und ließ sie liegen. Froh und befriedigt von der gründlichen Justiz kehrten wir in die Stadt zurück. (
Der goldene Esel
7,13)
     
    Hier handelt es sich um »Bürgerwehr« im eigentlichen Sinn, bis hin zur summarischen Hinrichtung der Kriminellen ohne auch nur die Vorspiegelung eines Prozesses. Ein ähnliches Verhältnis zum Banditentum findet sich im Leben des Kaisers Maximinus: »In früher Jugend war er ein Hirt, er war auch Anführer der Jugend, stellte in dieser Eigenschaft Räubern nach und schützte die Seinen vor Überfällen«

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