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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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verkauft wurden, machte ich den Erlös zum Gemeingut, in der Überzeugung, daß ein guter Führer an den Taten den größten, an dem Gewinne den gleichen Anteil haben müsse. Gefangen genommene Männer reihte ich uns selbst ein, wenn sie uns durch ihre Körperkraft nützen konnten, die Schwächeren verkaufte ich. Gegen Weiber habe ich mir nie einen Frevel zu Schulden kommen lassen, die von guter Herkunft gab ich entweder für Geld los oder aus bloßem Mitleid mit ihrem Schicksal, die geringeren aber, die nicht mehr die Gefangenschaft, als die Gewohnheit zu dienen zwang, verteilte ich an Jegliche von euch als Dienerinnen. (
Äthiopische Geschichten
1,19)
     
    Im
Goldenen Esel
treffen die versammelten Banditen ihre Entscheidungen im Konsens. Über den Beschluss, Lucius zu töten, wird im Rat abgestimmt, und Hämus’ Plan, Charite zu verkaufen, findet nach Beratungen und anfangs unterschiedlichen Meinungen ihre Zustimmung. In Charitons
Chaereas und Callirhoe
diskutieren die Piraten darüber, was mit Callirhoe geschehen soll. Hier findet keine Ratsversammlung im eigentlichen Sinn statt, aber es werden verschiedene Vorschläge geäußert, bevor der Anführer sich durchsetzt. In Heliodors
Äthiopischen Geschichten
ruft der Häuptling die Banditen zur Beratung zusammen: »Als sie hingeführt waren und die übrige Menge [der Banditen] sich versammelt hatte, nahm Thyamis, die Insel zum Versammlungsort erklärend, auf einer Erhöhung Platz« (1,19). Wenn sie Beute anhäufen, fungiert einer aus ihrer Mitte als »Hüter der Kasse« und gibt Empfehlungen für die beste Nutzung dieser Beute. Die Amtsbezeichnung verwendet Apuleius zwarscherzhaft, doch die Funktion gab es. Wesentlich für den Zusammenhalt der Bande war die gleiche Beteiligung am Gewinn, wie Cicero mit Bezug auf die Führung der Bande festhält: »Jener aber, den man Piratenhäuptling nennt, würde entweder von seinen Genossen umgebracht, wenn er die Beute nicht gerecht teilte, oder verlassen« (
Vom rechten Handeln
2,11,40).
    Die vom Gleichheitsgedanken bestimmte Form des Zusammenlebens wurde manchenorts offenbar beifällig aufgenommen. Er ist in den Rechtsquellen vermerkt und wird sogar geschätzt, weil darin persönliches Verdienst zum Tragen kommt. Bei Lukian wird diese Haltung durch Samippos vertreten, der kundtut, was er sein bzw. haben möchte, wenn er Sein und Haben nach Belieben bestimmen könnte:
     
    … weil uns das Gesetz des Timolaos nun einmal erlaubt hat, unsere Wünsche so weit zu treiben, als sie gehen können und vorauszusetzen, daß die Götter zu allem ja sagen werden: so will ich die mit keiner solchen Kleinigkeit, wie ein Schatz ist, bemühen oder ihnen zumuten, mir so und soviel Scheffel Goldstücke zuzumessen; kurz, da für sie auch das, was uns das Größte dünkt, eine Kleinigkeit ist: so wünsche ich mir nichts Geringeres als – ein König zu werden. Aber nicht etwa so ein König wie Alexander, Philipps Sohn, oder wie Ptolemäos oder Mithridates oder irgendeiner von denen, die durch Erbfolge zum Thron gelangt sind. Ich will beim Räuberhauptmann anfangen und wünsche mir fürs erste nur ungefähr dreißig getreue und entschlossene Kameraden, die sich verschworen haben, bis auf den letzten Mann bei mir auszuhalten. Aus diesen dreißig sollen nach und nach dreihundert, sodann tausend und bald darauf zehntausend werden, und so soll es fortgehen, bis ich eine Kriegsmacht von fünfzigtausend Mann zu Fuß und fünftausend Reitern beisammen habe. Diese sollen mich dann einhellig zu ihrem Anführer ausrufen, bloß weil sie mich für den tauglichsten unter ihnen allen halten, Menschen zu regieren und Geschäften vorzustehen. Ich werde also eben dadurch größer als die übrigen Könige sein, daß ich meine Feldherrnstelle durch meine persönlichen Verdienste erworben, nicht von einem anderen geerbt habe. Denn dies letztere sieht so ziemlich dem Schatze des Adimantos ähnlich und ist bei weitem nicht so angenehm, als wenn einer die höchste Gewalt seinem eigenen Kopfe und Arme zu danken hat. (
Das Schiff oder Die Wünsche
, Bd. 1, S. 257 f.)
     
    Andererseits werden »normale« Bindungen zwischen den Männern durch die Härte des Banditenlebens auch erschwert. In den
Äthiopischen Geschichten
betont Heliodor, dass den Banditen vor allem an reicher Beute gelegen war und dass freundschaftliche und verwandtschaftliche Bindungen wenig zählten:
     
    Und bei dem Verlust von so vielen eigenen Leuten empfinden sie [die Sieger] mehr Freude, den Mörder

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