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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Basis natürlich das Meer ebenso wie Buchten und Inseln und waren auf diese Weise noch schwieriger zu fassen:
     
    Nun konnte man den Beutezügen zu Land, die, von den Städten aus besser beobachtet, den angerichteten Schaden aus der Nähe erkennen ließen und so die Festnahme der Übeltäter nicht eben schwer machten, einigermaßen leichter begegnen; das Freibeutertum zur See hingegen nahm riesige Ausmaße an. (Cassius Dio,
Römische Geschichte
36,20,3 f.)
     
    In ihrem Lager leben die Banditen als egalitäre Gemeinschaft. Bei Heliodor wird dieser Egalitarismus beiläufig vor Augen geführt: Eine erste Gruppe von Korsaren lädt die Beute vom Schiff und teilt sie in gleich schwere Stapel, so dass alle zehn Gruppen dieselbe Last tragen (
Äthiopische Geschichten
1,3). Sie binden sich durch einen Eid und schwören insbesondere, einen Kameraden in Not zu retten. Banden bekämpfen sich nicht untereinander. Durch einen geheimen rituellen Gruß geben sie sich als Mitglieder der Gesetzlosen zu erkennen. Zwar werden nirgendwo ausdrücklich Regeln erwähnt, denen eine Bande unterworfen ist, doch weist Cicero in seinem Traktat
Vom rechten Handeln
auf einen solchen Vertraghin: »Ja, sogar die Räuber sollen Gesetze haben, denen sie gehorchen und die sie achten« (2,11,40). Auf einen ähnlichen Vertrag unter Banditen bezieht sich Leukippe in Achilles Tatius’
Leukippe und Kleitophon:
     
    [Chaireas] war es nämlich gewesen, der dazu geraten hatte, an meiner Stelle sie zu töten und über Bord zu werfen. Der Rest der Räuberbande erklärte, sie würden mich nicht ihm allein überlassen, denn sie hätten bereits vorher eine andere Sklavin besessen, die, wäre sie verkauft worden, ihnen Gelegenheit zu gutem Gewinn geboten hätte, und an Stelle der Toten müsse ich verkauft werden als gemeinsames Eigentum von allen und nicht von ihm allein. Dem widersprach er, indem er argumentierte und sich auf die Vereinbarung berief, er habe mich nicht für sie zum Verkauf, sondern für sich selbst als Geliebte entführt. Als er dabei allzu hitzig wurde, da hieb ihm einer der Räuber … den Kopf ab. (
Leukippe und Kleitophon
8,16,4 – 7)
     
    Die »Gesetze« der Banditen waren außerdem nur bis zu einem gewissen Grad festgeschrieben. Einen Hinweis darauf gibt Heliodor (
Äthiopische Geschichten
5,31 f.): Der Pirat Pelorus, verliebt in Charikleia, verlangt sie als Belohnung dafür, dass er als Erster ins Schiff der Phönizier eingedrungen ist. Trachinus, der Anführer, widersetzt sich der Forderung. Darauf entgegnet Pelorus: »… dann hebst du das in der Bande geltende Gesetz auf, welches demjenigen, der zuerst ein feindliches Schiff besteigt und den Kampf vor allen wagt, die beliebige Auswahl anheimstellt.« Trachinus antwortet: »Nicht dieses Gesetz hebe ich auf, mein Bester, … sondern ich stütze mich auf ein anderes, welches die Untergebenen den Herrschenden nachgeben heißt.« Pelorus wendet sich an die Bande und sagt: »Seht ihr das Handgeld für die Mühen … Ebenso wird auch jeder von euch einmal seines Ehrengeschenkes beraubt werden und dieses tyrannische Gesetz erfahren.« Es folgt eine Schlägerei. Diese Passage veranschaulicht sowohl die Bedeutung der Regeln, nach denen die Banditen lebten, als auch die Rolle der Banditenversammlung für die Gleichstellung aller Bandenmitglieder.
    Die Pflichten, zum Beispiel der Wach- oder Tischdienst, werden bei den Banditen des Apuleius durch das Los verteilt. Der Führer wird gewählt: So kommt Hämus an die Spitze, als der vorherige Kapitän im Kampf getötet wird. Bei Heliodor hält der Banditenchef Thyamis eine Rede, in der die entscheidenden Züge eines Anführers dargelegt werden:die Fairness, bei der Verteilung der Beute nicht mehr zu beanspruchen als die Mannschaft, die sorgfältige Verwahrung des gemeinsamen Geldvorrats, gute Rekrutierung und die angemessene Behandlung von Frauen:
     
    Kameraden, wie ich stets gegen euch gesinnt gewesen bin, wißt ihr. Es ist euch bekannt, daß ich ein Sohn des Oberpriesters in Memphis bin, da ich aber nach dem Hintritt meines Vaters das Priesteramt nicht erhielt, weil mein jüngerer Bruder gesetzvergessen genug war, es zu stehlen, so nahm ich zu euch meine Zuflucht, um Rache zu erlangen und die Würde wieder an mich zu bringen. Von euch würdig befunden, euch zu beherrschen, habe ich bisher mir nicht mehr angeeignet, als jeder bekommt, sondern bin bei einer Verteilung der Schätze mit dem gleichen Anteil zufrieden gewesen, oder wenn Gefangene

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