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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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fromm, fleißig, brav, energisch, wachsam, besorgt; sie war nur einmal verheiratet, teilte nur mit einem das Lager; sie war eine Frau voller Tatkraft und Verlässlichkeit. (
CIL
VIII 11   294 =
ILS
8444, Jabal az Zaatli bei Thelepte, Numidien/Blank-Sangmeister, Nr. 15)
     
    In Postumias Inschrift wird auch die Haushaltsführung angesprochen und neben anderen Tugenden ihre Tüchtigkeit und Sparsamkeit gelobt. Liebevolle Fürsorge in der Familie war stets die vornehmste Pflicht der guten Ehefrau. Es mochte normale Männer geben, die ihre Frauen mit Preziosen schmückten, um nach dem Beispiel der Elite ihren Reichtum zur Schau zu stellen, doch üblicherweise gehörte zur Bescheidenheit auch die entsprechende Kleidung. Frauen wurden angehalten, sich »in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht … [zu] schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand …« (1. Timotheus 2,9; vgl. auch 1. Petrus 3,3 f.). Nicht zuletzt hatte die Ehefrau mit ihrem Mann auf gutem Fuß zu stehen. Jenseits des banalen »wir hatten niemalsStreit« des idealen Paares zeigt sich hier das Bild einer Frau, die dem Mann Gehorsam schuldet. Artemidor nennt Ehefrauen böse, wenn sie »bellen oder beißen« (
Traumbuch
2,11), d. h. ihrem Gatten bzw. Herrn widersprechen. »Desgleichen
[d.h. wie Sklaven ihren Herren]
sollen die Weiber ihren Männern untertan sein …« heißt es im ersten Petrusbrief (3,1). Allerdings soll der Ehemann diese Unterwerfung nicht zu seinem Vorteil ausnutzen, vielmehr der Frau Rücksicht erweisen. So rät der Apostel: »wohnet bei ihnen mit Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächeren Werkzeuge seine Ehre« (1. Petrus 3,7).
    Eine Frau hat aber nicht nur selbst Prinzipien zu wahren, sondern sie auch jüngeren Frauen und Kindern einzuprägen. Die älteren Frauen haben die Aufgabe, den jüngeren das richtige Verhalten beizubringen, nämlich Ehemann und Kinder zu lieben, vernünftig, keusch, häuslich und freundlich zu sein und sich dem Ehemann zu unterwerfen (vgl. Titus 2,4).
    In der traditionellen Sicht der römischen Elite war die Ehe eine kalte Beziehung, die von den Eltern für ihre Kinder arrangiert wurde. Zweck und Kern dieser Institution waren die Fortpflanzung und der Erhalt des Wohlstands und Einflusses der Familie. Die Frau aber »legte sich zurück und dachte an Rom« 1 , während der Mann seine sexuelle Potenz nicht nur an ihr, sondern auch an Konkubinen, Huren und Sklavinnen auslebte . Diese Sicht stand nie ganz in Einklang mit den Äußerungen über ein behagliches Familienleben voller Fürsorge, wie sie in Grabinschriften und anderen Zeugnissen jenseits der literarischen Gedankenspiele der Elite – und verschiedentlich sogar in diesen Schöpfungen selbst – zu finden ist. Ein direkter Zugang zum römischen Ehebett ist uns zwar verwehrt, doch lässt sich mit einiger Sicherheit festhalten, dass nach sozialen ebenso wie nach religiösen Konventionen Sexualität in der Ehe weniger dem Vergnügen als der Fortpflanzung diente.
    Dennoch war Sexualität für die Frau zweifellos ein selbstverständlicher Teil des Ehelebens. In ihr spiegelte sich das kulturelle Schemadominant/unterwürfig, das die Institution Ehe prägte, doch im Rahmen dieser Praxis bestand die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit, dass die Frau ein guter Sexualpartner war. Wenn die literarische Version eines Hochzeitsliedes aus der Hand des Elite-Lyrikers Catull die authentische, normale Empfehlung an die Braut resümiert, dann ist ihre Rolle im Sexualverkehr unleugbar die der Unterwürfigen: »Du Braut, hüte dich, daß du nie / weigerst, was der Gemahl begehrt; / denn er sucht es sonst anderswo« (
Carmina

Gedichte
61,151 – 153). Artemidor bekräftigt diesen Rat für gewöhnliche Menschen:
     
    Seiner eigenen Frau beizuwohnen, wenn sie einwilligt, dazu Lust hat und sich gegen den Verkehr nicht sträubt, ist für alle ohne Ausnahme gut; denn die Gattin bedeutet das Handwerk des Träumenden oder sein Geschäft, aus dem er Lust und Freude schöpft, dem er wie seiner Frau vorsteht und das er leitet. Das Traumgesicht bezeichnet also den materiellen Nutzen, den man aus seinen Tätigkeiten zieht; denn ebenso wie der Liebesgenuß bereitet auch materieller Gewinn den Menschen Freude. Sträubt sich aber die Gattin oder ist sie nicht zu Willen, bedeutet es das Gegenteil. (
Traumbuch
1,78)
     
    Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie »alte Frauen« jungen Bräuten raten, das zu tun, was die Männer wünschen –

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