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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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der Absicht, dazu befähigt zu werden, jedes Geschäft, das ich von jetzt an durchführe, ohne Hindernis zu vollbringen, und ich bitte Euch, es unbeschadet meiner Rechte im Büro Eurer Hoheit aufzubewahren, damit ich Eure Unterstützung erhalte und meine unversiegbare Dankbarkeit bekenne. Lebt wohl. Ich, Aurelia Thaisous, auch Lolliane genannt, habe diese Darstellung geschickt. Jahr 10, Epheiph 21.
    [Antwort] Dein Antrag wird im Büro
[d. h. ›in den Akten‹]
aufbewahrt. (Rowlandson, Nr. 142)
     
    Allerdings taten Kindersterblichkeit, Unkenntnis gesetzlicher Rechte und die schwere Hand eines Gatten zweifellos das Ihre und ließen solche Ambitionen kaum aufkommen.
    Ehe und Sexualität
    Durch den Wunsch nach Kindern zur Erhaltung der Familie und die Notwendigkeit einer helfenden Hand zur Verbesserung der Überlebenschancen sahen sich sogar Männer und Frauen am unteren Rand der sozialen Schicht, die ich die normale nenne, zur Heirat gedrängt. Diesen ursächlichen Zusammenhang illustriert einer der von Artemidor gedeuteten Träume: »Verwandelt sich ein Mann in eine Frau, so ist das für einen Armen und einen Sklaven ein gutes Vorzeichen. Der eine wird wie eine Frau einen Ernährer finden …« (
Traumbuch
1,50). Dass die Frauen den Wunsch des Manner nach einer Ehe teilten, wird aus einer der Fragen ersichtlich, die im Orakelbuch
Sortes Astrampsychi
gestellt werden: »Werde ich heiraten und wird dies für mich von Vorteil sein?« (Rowlandson, Nr. 247 = Frage 21). Frauen versuchten zu erfahren, mit welcher Art Ehemann sie rechnen mussten. Im
Carmen
(2,3 f.) werden mithilfe der Gestirnkonstellation bei der Geburt die Typen von Ehemännern aufgezählt, die eine Frau zu erwarten hatte: kein Ehemann, mehrere Ehemänner, ein alter Mann, »ihr Großvater oder Onkel väterlicherseits oder Onkel mütterlicherseits oder ein anderer ihrer Verwandten«, ein herrischer Mann, ein Soldat aus der Fremde, ein in seiner Stadt bekannter Mann, ein Schürzenjäger. Obwohl die Ehe das erwünschte Ziel war, konnte das Eheleben selbst »Schande, Ausschweifung und Zerstörung« mit sich bringen, und Alkoholismus oder Betrug und Streit konnten zum Scheidungswunsch führen. Das tat dem Heiratswunsch an sich allerdings keinen Abbruch.
    Es gab Frauen, die einem Mann, dem die Ehe widerstrebte, sogar mit Erfolg nachstellten:
     
    Es träumte jemand, eine Frau, die er seit längerer Zeit kannte, verfolge ihn in der Absicht, ihm Pänulen
[ein Obergewand]
…, deren Naht in der Mitte aufgetrennt war, umzuwerfen, und schließlich lasse er es widerwillig mit sich geschehen. Die Frau verliebte sich in den Mann und heiratete ihn gegen seinen Willen, aber schon nach einigen Jahren ließ sie sich von ihm scheiden, weil die Pänulen aufgetrennt waren. (
Traumbuch
5,29)
     
    Sie konnten auch Zauberkraft benutzen, um ihr Ziel zu erreichen:
     
    (Ich binde) Aristokudes und die Frauen, die mit ihm gesehen werden. Er soll keine andere Frau oder Jungfrau heiraten [als mich]. (Gager, Nr. 23)Ich rufe dich an, der die ganze Welt erschütterte, der den Rücken der Berge bricht und sie aus dem Wasser heraus erhebt, der die ganze Erde erzittern lässt und dann alle ihre Bewohner erneuert. Ich rufe dich an, der Zeichen macht am Himmel, auf der Erde und auf dem Meer – bringe Urbanus, der von Urbana geboren wurde, und vereinige ihn als Gatten mit Domitiana, die von Candida geboren wurde, der sie liebt, schlaflos vor Sehnsucht nach ihr, und nach ihr verlangt und sie bittet, in sein Haus zurückzukehren und seine Frau zu werden … (Gager, Nr. 36)
     
    Für die legale Eheschließung eines römischen Bürgers mussten vier Voraussetzungen erfüllt sein: Beide Partner mussten frei sein und nicht von gesetzlichen Einschränkungen betroffen, die eine Ehe ausschlossen; sie mussten mindestens im Pubertätsalter stehen, und alle relevanten Parteien musste ihre Zustimmung geben (d. h. der Mann, die Frau und beider Eltern). Eine amtliche Bewilligung oder Registrierung der Ehe war nicht erforderlich und nicht einmal eine religiöse Zeremonie oder eine öffentliche Feier (obwohl beides in der Regel stattfand).
    Ein wesentlicher Bestandteil jeder Heirat war die Mitgift. Bei einfachen Leuten war ihre Höhe oft sehr gering, fiel innerhalb ihrer ökonomischen Situation aber vermutlich ins Gewicht. Jane Rowlandson legt eine Reihe von entsprechenden ägyptischen Dokumenten vor: Nr. 252 nennt eine Aussteuer für die Heirat »einer dem Anschein nach bescheidenen Dorffamilie«, deren Wert (in

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