Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
Vom Netzwerk:
Mietvertrag für Sklaven geht hervor, dass ein Sklave jährlich acht Ferientage beanspruchen konnte. Der Vertrag hält fest, dass die Inanspruchnahme einer größeren Zahl von Tagen anteilmäßige Kürzungen der Mieteinnahmen nach sich ziehen würde.
    In Rom gab es drei »Sklavenfeste«: die Saturnalien (Ende Dezember), das Fest der Haussklavinnen
(ancillarum feriae)
am 7. Juli und den Festtag der Sklaven
(servorum dies festus)
am 13. August. Die Saturnalien wurden in weiten Teilen des Kaiserreichs gefeiert, während die übrigen zwei nur gebietsweise verbreitet waren. Andernorts feierte man eigene Feste. Darüber hinaus nahmen die Sklaven zweifellos auch an allgemeinen Festlichkeiten teil, die mitunter auf wenige Orte beschränkt oder sogar individueller Art waren – zum Beispiel für den »Schutzgeist«
(genius)
des Herrn oder die Schutzgötter des Haushalts, die Laren
(lares)
, oder für die Toten. Während dieser Zeiten konnten die Sklaven auf eine Lockerung der Regeln hoffen, die ihnen auferlegt waren, auf besseres Essen, auf die Gelegenheit, sich so schmuck wie möglich zu kleiden, auf Geselligkeit – und oft auch auf allgemeine Zechgelage.
    Durch einen Verkauf wurden oft nicht nur soziale, sondern auch religiöse Bindungen gelöst. Doch während einige religiöse Aktivitäten auf einzelne Haushalts- und Familieneinheiten beschränkt waren, umfassten andere weit größere Gemeinschaften – wie die Verehrung der Göttin Isis, der Äsop im
Leben Äsops
huldigt. Inschriften zeigen, dass Sklaven einegroße Zahl traditioneller »größerer Götter« wie Minerva, Mars, Merkur und Jupiter verehrten, ebenso wie Mithras, Isis und den Gott der Christen. Wenig überraschend ist auch Fortuna Gegenstand der Verehrung, und sehr populär ist Silvanus; auch Jupiter Liber – »der Freie« – passte offenbar gut ins Bild. Die folgende Weihung fand sich auf Delos, einem Hauptumschlagplatz für Sklaven:
     
    Marcus Granius Heras, Freigelassener des Marcus, Diodotus Seius, Sklave des Gaius und Gnaeus, Apollonius Laelius, Sklave des Quintus, Prepon Alleius, Sklave des Marcus, Nicandrus Rasennius, Sklave des Marcus, errichteten die Statue Jupiters des Freien. (
CIL
III 14   203.3 =
ILS
9236)
     
    Selbstverständlich nahm man, ob Sklave oder Freier, seine Zuflucht mit besonderer Vorliebe auch zu Magie und Aberglauben. Columella empfiehlt dem Besitzer, er solle sich vergewissern, dass der Aufseher der Sklaven Seher und Hexen (
haruspices
und
sagae
) vom Hof fernhielt, »die beide durch sinnlosen Aberglauben Ungebildete zu Ausgaben und weiterhin zu Schändlichkeiten verführen« (
Über Landwirtschaft
1,8,6). Interessant ist, dass die griechischen magischen Papyri nicht eine einzige Zauberformel oder Bezugnahme auf magische Praktiken enthalten, die sich speziell auf die Situation oder die Bedürfnisse eines Sklaven richten; Ausnahmen sind der oben zitierte Papyrus zum Schutz flüchtiger Sklaven und vereinzelte Beispiele, die sich auf Sklaven in einschlägigen Berufen, zum Beispiel Wagenlenker, beziehen. In Analogie zur Neuen Welt wären gerade solche Zaubersprüche zu erwarten, ein Fluch auf einen Aufseher zum Beispiel, doch dafür fehlt jedes Beispiel. Man muss annehmen, dass Sklavenhexen und -zauberer ihre eigenen okkulten Formeln hatten, die begreiflicherweise nicht Teil der magischen Handbücher waren, zumindest nicht derjenigen, die erhalten sind. Anders steht es mit der Wahrsagerei. Wie bereits erwähnt, beziehen sich viele Deutungen in Artemidors
Traumbuch
direkt auf Sklaven. Zu den Stammkunden Artemidors, die er auch für seinen Sohn erwartet, gehörten offenkundig die Sklaven. Man kann sich gut vorstellen, dass auch weniger skrupulöse »Fachleute« wie die Seher mit Sklaven aus Stadt und Land ein gutes Geschäft machten. Sie zu befragen war ein gesuchtes Mittel, um sich gegen die Unberechenbarkeit des Sklavenlebens zu wappnen.
    Freiheit
    Inmitten der Bindungen an Familie, Freunde und Religion war die Trennung durch Verkauf eine ständige Bedrohung. Diese Angst prägte das Leben eines Sklaven. Ein Ende dieser Angst versprach vor allem der Weg in die Freiheit, und jeder Sklave war von dem verzehrenden Wunsch nach Freiheit erfüllt. Trotz möglichen Verlusts gewisser Sicherheiten galt, was der Wächter in Plautus’ Komödie
Die Gefangenen
(119) sagt: »Wir sind ja alle auch wahrhaftig lieber frei / Als Sklaven.« Im
Leben Äsops
bedrängt Äsop seinen Herrn beständig mit der Bitte, ihn freizulassen – der Herr, Xanthus,

Weitere Kostenlose Bücher