Römischer Lorbeer
Senators namens Fufius, den Caelius vor den Augen einer
entsetzten Menschenmenge bei den Wahlen zum Pontifikat
verprügelt habe. Und wem diese Hinweise auf Caelius’
Charakter nicht verwerflich genug erschienen, der sei an
Caelius’ prahlerische, herablassende und beleidigende Art
erinnert, mit der er als Ankläger bei Prozessen und vor dem
Senat aufzutreten pflege. Nicht zu vergessen die
anstößige Farbe des Streifens auf seiner Senatorentoga!
Während alle anderen traditionell einen dunklen, fast
schwarzen Streifen wählten, trug er ein schreiendes, grelles
Purpur zur Schau. Bei der Erinnerung an diese Unschicklichkeit sah
ich nicht wenige Richter mit ihren ergrauten Häuptern
nicken.
Am schlimmsten jedoch
sei Caelius’ verschwenderischer Umgang mit Geld - weil dieses
Laster die ernsthafteste Bedrohung für die Republik darstelle.
Diesbezüglich verkörpere er das tugendlose Gesicht seiner
Generation, das sich in krasser Form von weiseren und älteren
Männern wie den Richtern wie auch von unerfahreneren, aber
gesitteteren jungen Männern in Atratinus’ Alter
unterscheide, die die achtlose Verschwendung, der Zeitgenossen wie
Caelius frönten, nur mit Sorge und Entsetzen beobachten
könnten. Was sollte aus der römischen Republik werden,
wenn solche Männer nicht aufgehalten würden? Für
ihren ausschweifenden Lebenswandel verschleuderten sie
Vermögen, gaben riesige Summen für Wählerbestechung
aus und korrumpierten so jeden und alles, mit dem sie in
Berührung kamen. Wenn sie dann vor dem unvermeidlichen
Bankrott standen und ihnen durch ihre Lasterhaftigkeit jedes
moralische Empfinden abhanden gekommen war, begingen sie, ohne zu
zögern, die teuflischsten Verbrechen, um ihre Kassen wieder zu
füllen. Um an ägyptisches Gold zu kommen, hatte Caelius
seine Hände mit ägyptischem Blut befleckt und damit auch
die Ehre des römischen Staates besudelt.
»Wenn es je
einen Fall gegeben hat, der die traurige Notwendigkeit dieses
Gerichtshofes bewiesen hat, dann ist es dieser. Wenn es je einen
Mann gegeben hat, der die Verurteilung durch dieses Gericht
verdient hat, dann ist es Marcus Caelius«, schloß
Atratinus.
Ich fragte Bethesda
nach ihrer Meinung. »Ein wenig zu jung für meinen
Geschmack«, sagte sie. »Aber er hat eine angenehme
Stimme.«
Als nächster
ergriff der Freigelassene, Publius Clodius, das Wort. Seine Rede
behandelte die ersten drei Anklagepunkte gegen Caelius.
Während Atratinus einen gezierten Widerwillen gezeigt hatte,
sich mit der Aufzählung von Caelius’ Verbrechen zu
beschmutzen, ging Clodius mit der Wonne eines Mannes auf Caelius
los, der einen glühenden Schürhaken schwingt. Er
zögerte nicht, grobe Schläge und Stöße zu
führen, wich jedoch immer wieder zurück, darauf
vertrauend, daß seine Waffe auch aus der Distanz noch genug
Schaden anrichten konnte. Immer wieder machte er abrupte Pausen, in
die hinein er dann ruhig und emotionslos seine beißendsten
Bemerkungen warf, so daß die Menge stöhnte und lachte.
Es war eine rhetorisch ausgezeichnete Rede.
Caelius’
Tugenden oder Laster seien am Ende möglicherweise
Ansichtssache, räumte er ein, vor allem in einer Zeit, in der
so viele Römer in diesen Fragen in beklagenswerter Verwirrung
lebten, doch die schandhaften Verbrechen gegen die alexandrinischen
Gesandten seien eine entsetzliche Tatsache. Einhundert der
angesehensten Männer Ägyptens waren nach Rom gekommen, um
dem Senat eine Petition zu überbringen. Als Botschafter
standen sie unter dem Schutz der Götter und des Staates.
Trotzdem war man ihnen mit Gewalt, Einschüchterung,
Brandstiftung und schließlich mit Mord begegnet. Die
Nachricht von diesem Frevel hatte sich von den Säulen des
Herkules bis an die Grenzen Parthiens verbreitet, das Ansehen Roms
bei seinen Untertanen und Verbündeten untergraben und die
ohnehin heiklen Beziehungen zu dem unberechenbaren Königreich
Ägypten weiter belastet.
Ort und Zeitpunkt
dieser Übergriffe waren hinreichend dokumentiert, die Anklage
würde Zeugen aufrufen, die beschwören könnten,
daß Marcus Caelius jedesmal - in Neapolis, in Puteoli und auf
Pallas Anwesen - kurz vor dem Angriff in der Nähe und in Begleitung
berüchtigter Unruhesüfter gesehen worden war. Weitere
Zeugen würden berichten, wie Caelius in der
Öffentlichkeit schamlos mit seiner Mittäterschaft an den
Massakern geprahlt hatte. Welcher Mann konnte so unklug sein, sich
der Organisation solcher Greueltaten zu rühmen? Natürlich
nur ein Mann mit dem
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