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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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ist für eine weitere
Fiktion! So türmt sich Lüge auf Lüge, Verleumdung
auf Verleumdung!
    Die Anklage
unterstellt, daß Caelius erneut versucht hätte, die
Sklaven eines Fremden zu bestechen - Clodias diesmal, damit sie
ihre Herrin ermorden. Und das, nachdem der gleiche Plan mit
Lucceius' Sklaven schon einmal gescheitert war! Er, dem ihr doch
einige Intelligenz zubilligt, soll so von Sinnen gewesen sein,
daß er sich und seine gesamte Existenz ein zweites Mal
fremden Sklaven in die Hände gab!
    Und was für
Sklaven - dieser Punkt ist nämlich wichtig. Solchen Sklaven,
die, wie er wußte, wenn er das Haus je betreten hat, nicht
das übliche Sklavendasein teilten, sondern recht ungebunden
mit ihrer Herrin auf vertrautem Fuße lebten. Denn wo die Dame
des Hauses nach Art einer Kurtisane lebt, wo ungewöhnlichen
Gelüsten und Lustbarkeiten, ja unerhörten Lastern und
Gemeinheiten aller Art gefrönt wird, dort sind Sklaven keine
Sklaven mehr. Sie nehmen an den Ausschweifungen teil, ihnen
vertraut man Geheimnisse an, und ihnen fließt ein Gutteil der
tagtäglichen üppigen Verschwendungen zu. In einem solchen
Haus sind die Untersten bisweilen im wahrsten Sinne des Wortes
obenauf.«
    Ich sah Clodia, die
unter den Lachsalven, die über das Forum dröhnten,
beinahe zu schrumpfen schien. Cicero hob die Hand, um die Menge zu
beruhigen. »Seine Sklaven in dieser Art zu halten, hat jedoch
mindestens einen Vorteil: Es muß so gut wie unmöglich
sein, derart verdorbene und verwöhnte Sklaven zu bestechen.
Wenn aber Caelius so vertraut mit der Dame war, wie ihr gerne
wollt, dann wußte er genau, daß diese Sklaven auch mit
ihrer Herrin recht vertraut waren. In diesem Fall hätte er
sich tunlichst nicht zwischen eine solche Frau und ihre Sklaven
gedrängt - eine in jedem Fall beengende Lage! Wenn die
Beziehung aber nicht so eng war, wie konnte er da mit den Sklaven
so vertraulich umgehen? Dieser Vorwurf ist ein Widerspruch in
sich.   
    Und was das Gift
angeht - woher wurde es beschafft, auf welche Art und Weise an
welchem Ort übergeben, und so weiter. Er habe es bei sich zu
Hause gehabt, behauptet man, und seine Wirkung an einem Sklaven
erprobt, den er eigens dafür gekauft habe. Dessen
augenblicklicher Tod habe ihn von der Wirkung des Giftes
überzeugt. Das Gift…«
    Ciceros Stimme wurde
unvermittelt von einem Schluchzen erstickt. Er ballte die
Fäuste und verdrehte die Augen gen Himmel. »Oh, ihr
unsterblichen Götter! Warum übt ihr bei den
schrecklichsten Verbrechen der Menschen bisweilen solche Nachsicht,
oder warum verschiebt ihr die Strafen für eine
gegenwärtige Übeltat auf später?« Er rang nach
Luft und zitterte, als wollte er gegen aufsteigende Tränen
ankämpfen. Der zuvor durch nichts gebremste Redefluß kam
zu einem abrupten Ende. Die Menge verharrte in unbehaglichem
Schweigen.
    Cicero stand
vollkommen still, wie ein von seinen Gefühlen
überwältigter Mann, der sich bemüht, seine Fassung
wiederzugewinnen.
    »Laßt mich
erklären, Richter. Ich habe es gesehen, ja selbst gesehen habe
ich es und dabei wohl den bittersten Schmerz meines Lebens
verspürt, wie mein Freund Quintus starb. Ich meine Quintus
Metellus Celer, der Mann, dessen Tod diese Frau zur Witwe machte
und ihr die Freiheit gab, ihr Leben nach eigenem Belieben zu
gestalten. Dieser feine Mann, der sich von Geburt an im Dienste
unseres Reiches sah, der noch zwei Tage zuvor in der Kurie, auf der
Rednertribüne, geglänzt hatte - in der Blüte seiner
Jahre und im Vollbesitz seiner Kräfte. Zwei Tage später
wurde ich an sein Sterbebett gerufen. Im Augenblick seines Todes,
als sich sein Geist schon von allem übrigen abgewandt hatte,
da bewahrte er noch einen letzten Gedanken an das Gemeinwesen. Er
sah mich und meine Tränen und gab mir mit stockender und
ersterbender Stimme zu verstehen, welch ein Unwetter sich über
meinem Kopf zusammenzog. ›Cicero, Cicero, wie willst du ohne
mich gegen sie bestehen?« Dann weinte er, nicht um sich,
sondern um die
Zukunft seiner geliebten Stadt und um die Freunde, die seines
Schutzes beraubt waren. Ich frage mich häufig, wie die Dinge
gelaufen wären, wenn er damals nicht gestorben wäre.
Hätte Clodius, sein wahnwitziger Vetter, mit seinen Rasereien
auch nur einen Bruchteil des Erfolges haben können, wenn
Quintus Metellus Celer ihm in die Parade gefahren wäre?
Wäre seine Gattin Clodia in jenen Strudel der Unehrbarkeit
geraten, der uns schließlich hierher gebracht
hat?     
    Und nun wagt diese
Frau von

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