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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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verbeugte
sich beschwipst, drehte sich um und stolperte. Seine Freunde
Licinius und Asicius packten ihn an den Armen und zogen ihn wieder
hoch. Ich war überrascht, wenn auch nur mäßig,
Catull in der Gruppe zu entdecken. Er sah sogar noch betrunkener
aus als Caelius.   
    Caelius und seine
Freunde besetzten eine Ecke des Raumes. Er bestellte eine
Lokalrunde vom besten Wein, den die Taverne ausschenkte, was ihm
den neuerlichen Jubel der Gäste eintrug. Die schläfrige
Mitternachtsstimmung war wie weggeblasen, der Raum mit einem Mal
wieder von lärmender Feiertagsstimmung erfüllt. Ich
starrte trübe in die Reste meines Weins und fragte mich, ob
ich es wagen sollte, meinen Becher noch einmal füllen zu
lassen. Langsam wurde mir übel. Als der Sklave kam, bedeckte
ich meinen Becher mit der Hand und schüttelte den
Kopf.
    »Was ist
los?« rief eine Stimme. »Gordianus will den Wein nicht
trinken, den ich ihm spendiere? Ich wette, er ist besser als der
Fusel, den du bisher getrunken hast.«
    Ich drehte mich um und
sah, daß Caelius mich von der anderen Seite des Raumes
beobachtete, die Lippen zu einem spöttischen Schmollmund
verzogen.
    »Nichts für
ungut«, murmelte ich.
    »Was? Ich kann
dich nicht hören!« Caelius legte eine Hand an sein Ohr
und grinste. »Du mußt schon näher
kommen.«
    Ich schüttelte
den Kopf.
    Caelius schnippte mit
den Fingern, und kurz darauf standen links und rechts von mir zwei
kräftige Kerle, die mich bei den Ellenbogen packten und mich
quer durch das Lokal trugen. Sie setzten mich auf einer Bank
gegenüber von Caelius ab, der lachend in die Hände
klatschte wie ein Kind, das ein Zauberkunststück
sieht.
    »Du bist ja
schrecklich gut gelaunt heute«, sagte ich.
    »Warum auch
nicht? Wenn die Sache heute schlecht gelaufen wäre,
säße ich jetzt schon in einem Boot Richtung
Massilia.« Er verzog das Gesicht. »Statt dessen sitze
ich hier im Herzen der wunderbarsten Stadt der Welt, umgeben von
meinen Freunden.« Auf einer Seite neben ihm saßen
Asicius und Licinius, auf der anderen Catull. Der Rest seiner
Gesellschaft hatte sich um einen Nebentisch geschart, um zu
würfeln. »Ich bin frei!«
    »Frei? Ich
dachte, Cicero hätte dich wieder unter seiner Fuchtel. Du
schuldest ihm jetzt einen ziemlich großen Gefallen.
Weiß er, daß du heute nacht durch die Kneipen ziehst
und ihn Lügen strafst?«
    »Cicero?«
Caelius machte ein obszönes Geräusch mit den Lippen.
»Keine Sorge, den habe ich im Griff. Und das schon seit
Jahren.«
    »Der
Schüler hat den Lehrer im Griff?«
    »So in
etwa.«
    »Du bist ein
verwöhntes Kind, Caelius.«
    »Und die Leute
lieben mich dafür! Außer dir vielleicht. Warum trinkst
du den Wein nicht, den ich dir anbiete?«
    »Ich hatte
für heute abend genug. Du siehst aus, als hättest du
selbst schon einiges erwischt. Du auch, Catull.«
    Catull sah mich mit
verschleierten Augen an und blinzelte mehrmals. Er schien einen
Grad der Intoxikation erreicht zu haben, in dem er weder
aufgekratzt noch sentimental, sondern einfach nur noch dumpf
war.     
    »Du meinst also,
wir hätten zuviel getrunken?« sagte Caelius. »Wir
haben gerade erst angefangen! Kellner! Bring noch einmal von dem
besten Wein für alle!«
    »Bist du sicher,
daß du dir derlei Extravaganzen leisten kannst?« fragte
ich.
    Caelius lächelte.
»Alle meine Schulden sind bezahlt.«
    »Ich dachte, du
hättest keine Schulden.«
    »Hast du heute
vor Gericht nicht aufmerksam zugehört, als Cicero geredet hat?
Ich führe nicht einmal Rechnungsbücher, Gordianus! Alle
meine Finanzen laufen auf den Namen meines
Vaters.«
    »Das
heißt, theoretisch hast du gar keine
Schulden.«
    »So funktioniert
das heutzutage. Aber wie gesagt, alle meine Schulden sind
bezahlt.«
    »Sogar die bei
Pompeius?«
    Er zögerte nur
einen Moment lang. »Sogar die.«
    »Aber nicht mit
Münzen?«
    »Nein. Durch
geleistete Dienste.«
    Asicius und Licinius
erstarrten. »Caelius!« sagte Asicius.
    Caelius lachte.
»Keine Sorge, der Prozeß ist gelaufen. Dein
Prozeß, Asicius, und meiner, und wir sind beide so
unschuldig, wie man nur sein kann.«
    »Du solltest
lernen, den Mund zu halten!« fauchte Licinius.
    »Worüber
soll er den Mund halten?« fragte ich.
    »Oh, meine
Freunde glauben, ich rede zuviel. Aber von wo droht jetzt noch
Gefahr? Ich bin frei!«
    »Dann
könntest du für mich vielleicht einige Fragen
klären, um die Ereignisse aufzuhellen«, sagte
ich.
    Licinius und Asicius
rutschten nervös herum, doch Caelius lächelte

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