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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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weißt -
›schön‹. Clodius’ vollständiger Name
lautet Publius Clodius Pulcher, und seine Schwester heißt
Clodia Pulcher. Ich weiß nicht, wie weit dieser Beiname
zurückreicht oder welcher ihrer Vorfahren so eitel war, ihn
seinem Namen hinzuzufügen, doch auf die jüngste
Generation trifft er eindeutig zu. Pulcher, fürwahr! Ich bin
schließlich gut informiert, da ich sie beide erst
kürzlich nackt oder so gut wie nackt gesehen habe - und das
ist eine Tatsache, kein Gerücht! Weißt du, ich kann mir
denken, daß es Leute gibt, die sich, nachdem sie die beiden
einmal zusammen gesehen haben, gerne vorstellen, wie Clodia und
Clodius kopulieren, unabhängig davon, ob es stimmt oder
nicht.«
    »Papa, du hast
ja ganz glänzende Augen!«
    »Sicher nicht.
Aber lassen wir das. Jeder weiß, daß die Clodii gut
aussehen, und jeder vermutet, daß beide viel mehr Sex haben, als es
für irgendjemanden gut sein kann. Was wissen wir sonst noch
über sie? Ich glaube, zum ersten Mal habe ich von Clodius
gehört, als er in den Prozessen um die Vestalischen Jungfrauen
als Ankläger aufgetreten ist.«
    »Ach ja, er hat
Catilina angeklagt, die Vestalin Fabia verführt zu
haben.« 
    »Aber nachdem
sowohl Catilina als auch die Vestalin freigesprochen worden waren,
wurde der Boden in Rom für ihn zu heiß, und er
mußte nach Baiae fliehen, bis sich der Sturm der
Entrüstung gelegt hatte. An der Sache hat er sich die Finger
verbrannt. Ich glaube, er war damals noch nicht einmal zwanzig. Ich
habe nie begriffen, was sein eigentliches Ziel war, außer
Unruhe zu stiften. Vielleicht wußte er es selbst nicht genau
und hat nur seine Kräfte erprobt.«
    »Der
nächste Zwischenfall, bei dem sein Name ins Spiel kam,
ereignete sich ein paar Jahre später«, sagte Eco.
»Er soll eine Meuterei angestiftet haben.«
    »Ach ja, als er
im Osten als Leutnant unter seinem Schwager Lucullus diente.
Clodius hat sich damals zum Held der Legionäre aufgeschwungen.
Sie waren schon immer unzufrieden darüber gewesen, daß
Lucullus sie ohne absehbares Ende und Aussicht auf Kriegsbeute von
Feldzug zu Feldzug scheuchte, während Pompeius’ Truppen
schon für weniger Dienstjahre mit Anwesen auf dem Lande
abgefunden wurden. Clodius hielt eine berühmte Rede an die
Truppen, in der er sagte, daß sie von ihrem General mehr
verdient hätten als die Gelegenheit, beim Schutz seiner
persönlichen Karawane mit Gold beladener Kamele ihr Leben zu
lassen. ›Wenn es uns denn nicht vergönnt sein soll, ein
Ende der Schlachten zu erleben, sollten wir dann nicht, was von
unseren Körpern und Seelen noch übrig ist, für einen
Feldherrn aufsparen, dessen höchster Ruhm es ist, den
Wohlstand seiner Soldaten zu
mehren?‹«     
    »Du hast
wirklich ein unglaubliches Gedächtnis für Reden, Papa,
sogar für solche, die du nur aus zweiter Hand
kennst.«
    »Ein solches
Gedächtnis ist ebenso sehr ein Fluch wie ein Segen. Wie dem auch
sei, schon damals war Clodius ein Aufrührer, der sich zum
Anwalt der Massen gegen ihre Führer aufschwang und sich der
herrschenden Ordnung widersetzte. Kein Wunder, daß er die
plebejische Form seines Namens annahm.«
    »Und dann ein
weiterer Skandal«, sagte Eco. »Die Affäre um die
Entweihung der Riten der Guten Göttin.«
    »Jau, Ist das
erst sechs Jahre her? Eine Ironie der Geschichte, daß der
Mann, der seine Karriere mit einer Anklage gegen eine Vestalische
Jungfrau und ihren vermeintlichen Liebhaber begonnen hat,
später selbst in einen derartigen Skandal verstrickt sein
sollte. Dem Hörensagen nach - Klatsch, keine Tatsache - hatte
Clodius etwas mit Caesars Frau Pompeia. Doch Caesar hatte Wind
davon bekommen und seine Mutter darauf angesetzt, Pompeia wie ein
Habicht zu bewachen, damit sich die Liebenden nicht mehr treffen
konnten. Doch Clodius war nicht der Mann, sich sein Begehren
verweigern zu lassen, und so heckte er einen Plan aus, trotzdem an
Pompeia heranzukommen. Er beschloß, sich in die Feier der
Frauen zu Ehren der Guten Göttin, Fauna, einzuschleichen, die
in jenem Jahr in Caesars Haus abgehalten wurde. Männern war
der Zutritt natürlich strikt untersagt. Wie gelangte Clodius
ins Haus? Indem er sich als Frau verkleidete! Stell dir vor, wie er
als Sängerin in einer safranfarbenen Robe, purpurroten
Strümpfen und Pantoffeln ausgesehen haben muß - ich frage mich, ob seine Schwester
ihm beim Verkleiden geholfen hat.«
    »Vielleicht hat
er nicht zum ersten Mal eine Stola getragen«, sagte
Eco.
    »Vermutlich
konnte er der Idee

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