Römischer Lorbeer
den Dingen, die ich herausfinden
muß.«
»Wenn man dem
Klatsch glauben will, wäre Caelius nicht der erste Mann, den
sie vernichtet hat«, sagte Eco. »Obwohl Exil und
Demütigung vermutlich immer noch besser sind als der Tod durch
Gift.«
»Du meinst die
Gerüchte, sie hätte vor drei Jahren ihren Ehemann
ermordet.«
Er nickte. »Es
heißt, Quintus Metellus Celer wäre an einem Tag noch
kerngesund und am nächsten schon mausetot gewesen. Man sagt,
seine Ehe mit Clodia wäre überaus stürmisch gewesen
- und daß Celer und ihr Bruder Clodius zu erbitterten Feinden
wurden. Der Bruch war vordergründig polidscher Natur - aber
welcher Mann könnte seinen Schwager als Rivalen im ehelichen
Bett dulden?«
»Aber welcher
Schwager war der Eindringling - Clodius… oder
Celer?«
Er zuckte die
Schultern. »Das mußte wohl Clodia entscheiden. Celer
hat jedenfalls verloren und sein Leben gleich dazu. Und jetzt
Caelius? Vielleicht riskiert ein Mann, der zwischen dieses
Geschwisterpaar gerät, mehr, als er
ahnt.«
Ich schüttelte
den Kopf. »Du wiederholst diese skandalösen
Vorwürfe, als wüßtest du, daß sie wahr sind,
Eco.«
»Das tue ich nur
deshalb, weil ich meine, daß du sehr sorgfältig
überlegen solltest, mit welcher Art von Leuten du es zu tun
hast. Jedenfalls, du hast dich entschlossen, die Sache
durchzuziehen.«
»Die Wahrheit
über den Mord an Dio zu ergründen, ja.«
»Unter Clodias
Schirmherrschaft?«
»Sie war
diejenige, die mich engagiert hat. Die Umstände haben sie zu
mir geführt - die Umstände oder Kybele.«
»Aber die
politische Gefahr, sich in irgendeiner Weise mit Clodius zu
verbinden -«
»Ich habe mich
entschieden.«
Er strich nachdenklich
über sein Kinn. »Dann sollten wir wenigstens
rekapitulieren, was wir über die Clodii wissen, bevor du
losrennst, um ihre Interessen zu verfolgen, oder noch mehr von
ihrem Silber einsackst.«
»Also gut, was
wissen wir über sie? Und wir wollen Fakten und üble
Nachrede sorgsam voneinander unterscheiden.«
Eco nickte. Er sprach
bedächtig, seine Gedanken sorgsam abwägend: »Sie
sind Patrizier und stammen aus einer sehr alten und vornehmen
Familie. Sie haben zahlreiche bedeutende Ahnen, von denen viele als
Konsuln gedient haben, deren öffentliche Bautätigkeit in
ganz Italien zu besichtigen ist - Straßen, Aquaedukte,
Tempel, Basiliken, Pforten, Torbögen, Säulenhallen. Ihre
Sippschaft hat sich so lange mit Familien gleichen Ranges
verheiratet, daß nicht einmal ein Seidenmacher alle
Fäden entwirren könnte. Die Clodii zählen zum Kern
der herrschenden römischen Klasse.«
»So zersplittert
und in sich uneinig diese Klasse auch sein mag. Ja, ihre vornehme
Herkunft und ihre erstklassigen Beziehungen stehen außer
Zweifel«, stimmte ich ihm zu. »Obwohl man sich immer
fragen sollte, wie die Reichen und Mächtigen eigentlich dazu
gekommen sind, reich und mächtig zu sein.«
Eco drohte mit dem
Finger. »Aber, Papa, jetzt hast du deine eigene Regel
gebrochen und Fakten mit Andeutungen vermischt.«
»Nur
Fakten«, gelobte ich Besserung. »Gerüchte
müssen zumindest deutlich als solche bezeichnet werden«,
fügte ich hinzu, weil mir der Gedanke kam, daß man
andernfalls vielleicht gar nicht über Clodia und Clodius reden
konnte.
»Nun gut«,
fuhr Eco fort, »betrachten wir zunächst die Schreibweise
ihres Namens. Die patrizische Form lautet Claudius, und ihr Vater
hieß Appius Claudius. Doch vor einigen Jahren haben Clodius
und seine drei Schwestern die Schreibweise des Familiennamens der
üblichen Form angepaßt und das vornehm klingende au
durch ein gewöhnliches o ersetzt. Das muß zu dem
Zeitpunkt gewesen sein, als Clodius entschieden hat, sich als
Politiker mit Hang zum Populismus und Unruhestifter zu versuchen.
Vermutlich hat es bei ihm Methode, einen so normal wie
möglich erscheinenden Einfache-Leute-Charme zu pflegen, wenn
er sich mit seinen Schlägern und Steinewerfern trifft oder bei
den Wählern auf Stimmenfang geht, die von der kostenlosen
Getreideverteilung leben, die er eingeführt
hat.«
»Ja, aber
welchen Vorteil hat Clodia davon?« fragte ich meinen
Sohn.
»Nach deiner
Schilderung über das Treiben in ihren horti heute nachmittag,
könnte ich mir vorstellen, daß auch sie sich nach der
Nähe zum gemeinen Volk sehnt. Eine Vermutung, wie ich gestehen
muß!« fügte Eco eilig hinzu, als ich einen Finger
hob.
»Dann lieber
noch eine Tatsache«, sagte ich. »Sie sind nicht ganz
leibliche
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