Römischer Lorbeer
kommen
würde.«
»Clodia
könnte uns beide zum Frühstück verspeisen, uns das
Mark aussaugen und unsere Knochen zum Knöchelspiel verwenden,
ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Das könnte
eine interessante Erfahrung werden.«
»Ich rate dir,
halte dich an Menenia und bleib beim Thema.«
»Dann sage ich
es noch einmal: Clodia ist eine gerissene Frau. Es ist eine schlaue
Idee zu versuchen, Lucceius diese Sklaven unter der Nase
wegzukaufen. Natürlich könnte man bei dem Versuch zu Tode
kommen…«
»Deswegen
brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
»Papa, ich habe
nur einen Witz gemacht. Natürlich reite ich nach Picenum. Ich
werde versuchen, diese Sklaven aufzutreiben und herauszufinden, was
sie wissen. Und wenn es irgendwie möglich ist, werde ich sie
zum Prozeß mitbringen.«
»Nein, das wirst
du nicht.«
»Papa, du denkst
doch nicht etwa daran, es selbst zu tun?«
»Nein.«
»Dann tue ich
es. Ich hasse es, mir den Hintern wund zu reiten, aber Menenia
kennt ein Heilmittel, auf das ich mich jetzt schon
freue.«
»Nein, Eco, du
reitest nicht nach Picenum. Aber du kannst dir deinen Hintern
genausogut auf dem Weg nach Puteoli wund reiten.«
»Puteoli? Papa,
du willst doch nicht etwa, daß ich Zotica hinterherjage,
anstatt die Küchensklaven zu finden, die vielleicht den
Schlüssel zu allem in der Hand halten? Ich kann unmöglich
beides erledigen. Picenum liegt im Norden, Puteoli im Süden,
und der Prozeß beginnt in drei Tagen. Mir bleibt kaum genug
Zeit, es bis zu einem der beiden Orte und zurück zu schaffen.
Ich kann nur entweder hierhin oder dorthin
reiten.«
»Ja. Finde
Zotica.«
»Papa!«
»Eco, du
mußt tun, worum ich dich bitte.«
»Papa, dein
Urteilsvermögen ist von Gefühlen
getrübt.«
»Das hat nichts
mit Gefühlen zu tun.«
Er schüttelte den
Kopf. »Papa, ich weiß, wie dein Verstand funktioniert.
Aus irgendeinem Grund glaubst du, es wäre deine Aufgabe,
dieses Sklavenmädchen zu retten. Nun gut -aber dafür
bleibt nach dem Prozeß noch jede Menge Zeit. Im Moment
brauchen wir diese beiden Sklaven aus Picenum. Die Aussicht auf
Erfolg ist zweifelhaft genug, wenn man alle Komplikationen bedenkt,
die auftreten können, aber zumindest ergibt es einen Sinn. Es
wäre jedenfalls keine Zeitverschwendung.«
»Du meinst also,
es wäre Zeitverschwendung, nach Puteoli zu reiten, Zotica
aufzuspüren und herauszufinden, was sie über Dios Tod
weiß?«
»Ja, eine
ungeheure Zeitverschwendung, wenn man bedenkt, wie wenig wir in der
Hand haben. Was soll denn diese Zotica überhaupt über
Dios Tod
wissen?«
»Finde sie
für mich, Eco.« Ich legte den Beutel mit Silber in seine
Hand. »Ich werde dir beweisen, daß das nichts mit
Gefühlen zu tun hat. Wenn das Mädchen nichts weiß
und uns nichts darüber sagen kann, wer Dio ermordet hat,
brauchst du sie auch nicht zu kaufen. Laß sie, wo sie ist.
Aber wenn sie etwas zu sagen hat, kauf sie und bring sie
zurück nach Rom.«
Er biß sich auf
die Lippen, während er den Beutel von einer Hand in die andere
warf. »Das ist ungerecht, Papa. Du weißt, daß ich
sie sowieso kaufen werde, um dir einen Gefallen zu
tun.«
»Was immer du
für das Beste hältst, Eco. Ich würde Vorschlagen,
daß du dich jetzt auf den Weg machst. Die Tage sind noch
kurz, und du verpaßt die beste Zeit zum
Reiten.«
*
Am Nachmittag kam eine
Sänfte für mich, genau wie Clodia gesagt
hatte.
Es war ein deutlich
weniger auffälliges Gefährt als ihre Prachtsänfte
mit dem rot-weiß gestreiften Baldachin. Diese Sänfte
hatte schlichte Wollvorhänge und war gerade geräumig
genug für zwei einander gegenübersitzende
Personen.
Belbo schloß
sich der Handvoll Leibwächter an, während ich in die
Kabine stieg und Chrysis gegenüber Platz nahm, die mich mit
einem rätselhaften Lächeln anblickte, während sie
eine Strähne ihres kastanienbraunen Haars um ihren
Zeigefingerwickelte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, daß
sie unmöglich so jung und naiv sein konnte, wie sie aussah.
Die Sänfte wurde hochgehoben und setzte sich in
Bewegung.
»Und«,
fragte ich, »was genau soll ich nach Clodias Wünschen
heute in den Bädern tun?«
Chrysis hörte
auf, mit ihrem Haar zu spielen, und strich sich mit dem Zeigefinger
über die Lippen, als wollte sie ihr Lächeln ausradieren,
was einen noch rätselhafteren Ausdruck auf ihrem Gesicht
zurückließ.
»Es ist ganz
einfach. Praktisch nichts, eigentlich. Du sollst im Umkleideraum
warten. Dort wird einer von Clodias Männern an
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