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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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ich habe
mich im Fach geirrt. Ich habe mich schon gefragt, warum mir die
Sachen so fremd vorkamen.«
    Catull lachte
verächtlich und schüttelte den Kopf. »Vibennius,
ich sollte dich bei der Geschäftsführung melden. Aber sie
würden dir vermutlich deine flinken Finger abschneiden und in
den Ofen werfen, und wir alle müßten den Gestank
ertragen. Warum gehst du nicht nachsehen, was dein Sohn treibt?
Dann könnt ihr beide euren anderen Badehaus-Trick
abziehen.«
    »Was meinst du
damit?«
    »Du weißt
schon, wo Junior sich eine dunkle Ecke sucht und sich an die
Knöchel faßt, um einen arglosen Trottel anzulocken, und
sobald er ihn im Todesgriff seines behaarten Mundes hat, schleichst
du dich von hinten an und kitzelst den Burschen mit deinen flinken
Fingern, um ihn für das, was kommt, locker zu
machen.«
    »Catull, du
verleumdest mich!«
    »Ganz im
Gegenteil, Vibennius, deine ›Massagen‹ sind
regelrecht berühmt.«
    Vibennius
verschränkte die Arme und musterte sein Gegenüber
selbstzufrieden. »Deiner üblen Laune nach zu urteilen,
könntest du eine ›Massage‹ brauchen,
Catull.«
    »Wenn du mit
deinem häßlichen Ding noch einen Schritt näher
kommst, mache ich dir einen Knoten rein.«
    »Und was, wenn
der Riemen dafür nicht schlaff genug ist?« erwiderte
Vibennius feixend.
    Catull machte einen
Schritt auf ihn zu. In Erwartung einer Schlägerei wich ich in
Belbos Richtung zurück. »O Vibennius, es ist gut, wieder
daheim zu sein.«
    Vibennius breitete die
Arme aus. »Du mieser Bock, wir alle haben deine scharfe Zunge
vermißt«, sagte er, umarmte Catull und klopfte ihm auf
die Schulter.
    Ich blinzelte,
unsicher, was ich von dem Schauspiel halten sollte, als
plötzlich eine Hand meine Schulter berührte.
»Gordianus?« sagte eine Stimme hinter
mir. 
    Ich sah mich um und
blickte in das vage vertraute Gesicht eines kräftigen jungen
Mannes mit einem ordentlich gestutzten Bart und ausdrucksstarken
braunen Augen. Es war die Art, wie seine Augenbrauen zu einer
geraden Linie zusammengewachsen waren, die meinem Gedächtnis
auf die Sprünge half - es war der Sklave, der Clodias Tür
geöffnet hatte. Er stand vollständig bekleidet und leicht
außer Atem vor mir. »Barnabas«, sagte ich.
»Hebräisch für
›Trost‹.«
    »Genau.«
Er nickte und senkte die Stimme. »Chrysis hat mir gesagt,
daß du schon hier bist. Publius Licinius ist jetzt mit seinem
Döschen auf dem Weg hierher.«
    Ich runzelte die
Stirn. »Du bist der Mann, den ich treffen
sollte?«
    »Ja.«
    »Aber wer
-?« Ich drehte mich zu Catull um und sah nur noch sein
rätselhaftes Lächeln aufblitzen, bevor mich Barnabas an
der Schulter packte und mir ins Ohr flüsterte: »Licinius
ist gerade hereingekommen! Kommt mit!« Er faßte meinen
Arm und führte mich, dicht gefolgt von Belbo, durch den Raum.
»In der grünen Tunika«, flüsterte
Barnabas.
    Vage erinnerte ich
mich an den jungen Mann. Ich hatte ihn zwar noch nie
persönlich getroffen, jedoch schon auf dem Forum und in
Begleitung von Marcus Caelius auf den Straßen des Palatin
gesehen. Er sah sich nervös in alle Richtungen um und nestelte
nervös an einem Objekt in seiner Hand.
    »Wir trennen uns
jetzt«, flüsterte Barnabas. »Steh einfach da und
beobachte alles. Und achte darauf, daß du die Pyxis im Auge
behältst!« Damit meinte er das Döschen, das
Licinius in der Hand hielt, eines dieser kunstvoll verzierten
Behältnisse mit aufklappbarem Deckel und einem kleinen Schloß, wie es
Damen für Puder und Salben benutzen - und Giftmischer für
ihre Gifte. Die Pyxis, die Licinius in der Hand hatte, schien aus
Bronze zu sein, mit erhöhten Griffen und Intarsien aus
Elfenbein. Wieder und wieder drehte er sie in seiner
Hand.
    Als er Barnabas
entdeckte, seufzte Licinius erleichtert. Er ging auf den Sklaven
zu, aber Barnabas machte ihm mit dem Kopf ein Zeichen, daß
sie sich in eine der Ecken zurückziehen sollten. Als Barnabas
sich umdrehte, trafen sich unsere Blicke kurz, und er vergewisserte
sich, daß ich ihm folgte. Ich blickte über die Schulter
und fragte mich, wohin Catull und Vibennius entschwunden waren,
konnte sie jedoch in dem Getümmel bekleideter und nackter
Körper nicht ausmachen. Der Umkleideraum schien auf einmal
viel voller als zuvor.
    Barnabas erreichte die
Ecke und drehte sich um. Licinius folgte und streckte die Hand aus,
offensichtlich begierig, die Pyxis loszuwerden. Und dann brach ein
wahnwitziges Gerangel und Geschrei los.
    Seit meiner Ankunft im
Umkleideraum hatte ich die

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