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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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entfernt, so daß man immer wieder auf den
Abschaum der Stadt trifft, der die Atmosphäre zusätzlich
belebt. Wie diese lüsterne Schlange
Vibennius.«
    »Vibennius?«
    Er wies mit dem Kopf
auf die andere Seite des Raumes. «Siehst du die drei Burschen
dort? Vibennius ist der Hagere mit dem fleischigen Riemen zwischen
den Beinen, der sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnt
und nichts zu verbergen hat. Flinkfinger wird er genannt - aus mehr
als einem Grund. Guck dir seinen verdorbenen Gesichtsausdruck an -
man sieht gleich, daß der was Schmieriges vorhat. Der Bursche
mit dem bemerkenswert behaarten Po, der sich über die Bank
beugt und seine Schuhe auszieht, ist sein Sohn. Hast du je einen so
haarigen Hintern gesehen? Wirklich, mir wird ganz übel, wenn
ich nur hinschaue; wie ein Bart, der am falschen Ende wächst.
Vermutlich angemessen, da das Loch da unten gefräßig ist
wie ein Mund. So wie er seine Arschbacken zusammenkneift und
anspannt, könnte man meinen, er würde etwas Zähes
kauen. Und genau das hat offenbar der dritte Bursche im Sinn, der
einfältige Glatzkopf, der auf der Bank sitzt und mit
hängendem Kinn auf Juniors Hinterteil starrt. Ich weiß
nicht, warum er sich ein Handtuch in den Schoß gelegt hat. Es
verdeckt seine Absichten in keiner Weise! Wie ein Soldat, der in
seinem Zelt strammsteht! Meinst du, der Dummkopf wartet auf einen
Kuß von Juniors haarigen
Lippen?«   
    Ich betrachtete den
Fremden neben mir und versuchte, seine Miene zu deuten - war es
Verachtung, Belustigung, Neid? Was auch immer, seine Aufmerksamkeit
schien sich weit von dem eigentlichen Grund unseres Hierseins
entfernt zu haben, worauf ich ihn gerade hinweisen wollte, als er
meinen Arm packte und heftig nickte. »Siehst du, Junior hat
sich seiner Kleidung jetzt vollständig entledigt. Er
bückt sich nach seinen Schuhen, also wirklich, er könnte
sich genauso gut in eine Haarnadel verwandeln. Jetzt richtet er
sich wieder auf, nimmt seine Kleidung und dreht sich zur Wand.
Meinst du, er muß sich wirklich auf Zehenspitzen stellen, um
das Fach dort zu erreichen, oder will er nur seine wohlgeformten
Schenkel präsentieren? Der kahle Einfaltspinsel weiß es
jedenfalls zu schätzen - o Eros, er faßt sich
tatsächlich an!
    Guck dir das Grinsen
in Papa Vibennius’ Gesicht an! Jetzt schreitet Junior
hoheitsvoll zur Tür zu den Bädern, reckt die Schultern,
schwenkt sein Hinterteil und läuft ein kleines bißchen
auf Zehenspitzen - das würde kein ägyptischer Lustknabe
hinbekommen! Und natürlich springt der Dummkopf auf den
Köder an. Er folgt dem haarigen Hintern zur Tür wie ein
Hund einem Kaninchen, jetzt ist er verschwunden. Und nun sieh dir
den Flinkfinger da drüben an!«
    Vibennius sah sich
verstohlen um, ließ seine Arme sinken und begann in einem der
Fächer zu wühlen.
    »Oh, das geht
wirklich zu weit!« Der Mann neben mir warf sein Handtuch zu
Boden und ging durch den Raum. Ich folgte ihm, und Belbo trottete
hintendrein.
    Der Mann trat neben
Vibennius und tippte ihm auf die Schulter. Vibennius zuckte
zusammen und fuhr mit schuldbewußter Miene herum.
    »Immer noch die
gleichen alten Tricks, Flinkfinger? Geile Badbesucher ausrauben,
während dein Junge sie durch die Anlage
lockt?«
    »Was?« Der
Mann wirkte einen Moment perplex, bevor er ein unsicheres
Lächeln aufsetzte. »Catull! Was, zum Hades, tust du
hier? Ich dachte, du mimst irgendwo den Statthalter des
Imperiums?«
    »Irgendwo, ja,
mehr oder weniger. Ein Jahr unter Gaius Memmius in Bithynien war
mehr als genug. Ich dachte, er würde mich reich machen, statt
dessen hat er mich nur mitgenommen, damit ich ihm meine Gedichte
vorlese. Obwohl ich es ihm nicht übelnehmen kann, daß er
sich nach ein wenig Kultur gesehnt hat; Bithynien ist ein
Höllenloch. Ich konnte es kaum erwarten, dort wieder
wegzukommen; ich bin früher heimgekehrt, sobald das Wetter es
erlaubte. Es ist gut, wieder an einem wahrhaft zivilisierten Ort
wie Rom zu sein, wo man Gefahr läuft, ausgeraubt zu werden,
wenn man es auf ein Paar behaarter Arschbacken abgesehen
hat.«     
    »Wovon redest du
überhaupt?« Vibennius kicherte nervös und sah sich
verschlagen um.
    »Vibennius, du
widerst mich an. Um Kybeles willen, laß die Sachen des armen
Trottels in Ruhe. Was hast du zu finden erwartet, das zu stehlen
sich lohnen könnte? Seinen stinkenden
Lendenschurz?«
    »Du beliebst zu
scherzen, Catull. Ich habe bloß nachgesehen, ob mein Sohn
seine Schuhe weggestellt hat. Oh, das muß es sein -

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