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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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ausgequetscht?”
    “Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.”
    “Hat Sie sie erpresst?”
    “Nein.” Ich schüttelte den Kopf und versuchte schockiert zu gucken. Das fiel mir nicht schwer, denn ich war halb wahnsinnig vor Angst.
    “Sind Sie sicher?”
    “Kit und ich waren Freundinnen. Warum hätte sie mich erpressen sollen?”
    Immer noch sah ich ihn verblüfft an. Ich hörte, wie mein Herz gegen die Rippen pochte. Konnten die beiden es auch hören? Ich sah kurz zu Tom, der mich aufmerksam beobachtete. Er nickte mir langsam zu, als wollte er sagen:
Sie machen Ihre Sache gut.
    Detective Bacco schlug ein Bein über das andere. “Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir das sagen.”
    “Es gab nichts, weswegen sie mich hätte erpressen können. Ich habe einer Freundin in Not geholfen. So, wie es jeder machen würde. Und ich wüsste nicht, warum ich mich dafür rechtfertigen sollte.” Die Lügen verwoben sich mit der Wahrheit, und meine Worte klangen glaubwürdig.
    Detective Bacco sah mich schweigend an. Ich bemühte mich, seinem Blick standzuhalten. Unter dieser Fassade zitterte jede Faser meines Körpers.
    “Sonst noch was?”, fragte Tom Severson. “Ansonsten sind wir wohl fertig.”
    Der Kommissar schwieg noch immer. Er schaute zu Tom, dann zu mir. Schließlich erhob er sich und sammelte seine Aufzeichnungen zusammen. “In Ordnung, wir sind fertig.”
    Warum nur fühlte es sich nicht so an?
    Als ich den Empfangsbereich von Randall Design betrat, spürte ich, wie sich die Stimmung schlagartig veränderte. Mary, die sich gerade mit einer Verkaufsassistentin unterhielt, sprang bei meinem Anblick von ihrem Stuhl auf.
    “Rachel”, sagte sie mit hoher Stimme, “wie geht es Ihnen? Ich meine … Mist, ich weiß doch, dass es Ihnen nicht gut geht – wegen Ihrer Freundin und der Polizei und so. Aber ich meine, wie geht es Ihnen wirklich?”
    Sie warf der Verkaufsassistentin einen hektischen Blick zu. Ihr Name war Janet, aber das war auch schon alles, was ich von ihr wusste. Janet machte große Augen und wirkte ein wenig nervös.
    “Es geht schon. Danke der Nachfrage.” Ich machte mich auf zu meinem Büro, doch Mary hielt mich zurück.
    “Die Sun-Times hat für Sie angerufen”, informierte sie mich.
    “Und wann?”
    “Vor einer Stunde etwa.”
    Ich gab mir Mühe, ungerührt zu erscheinen. Doch in Wahrheit war ich zutiefst beunruhigt. In den Zeitungsartikeln über Kits Tod war mein Arbeitsplatz nicht erwähnt worden. Anscheinend hatte es irgendjemand herausgefunden.
    “Ist die Nachricht auf meiner Voicemail?”, erkundigte ich mich.
    “Das hatte ich vor, aber die wollten mit einem Vorgesetzten sprechen. Also habe ich sie zu Laurence durchgestellt.”
    Nein, nein, nein, hätte ich am liebsten gerufen, doch mir gelang ein knappes: “Gut. Danke. Ich gehe zu ihm.”
    Ich warf die Handtasche auf meinen Bürostuhl, wobei ich die Stapel an Nachrichten und ungeöffneter Post ignorierte. Ich sammelte mich, straffte meine Haltung und marschierte dann schnurstracks zu Laurences Büro. Am besten war, ich brächte es gleich hinter mich. Ich würde mich für die Sache mit der Sun-Times entschuldigen und verkünden, dass ich wieder im Team sei. Ich hatte keine Ahnung, wie es mit der Polizei weitergehen würde. Oder wie es überhaupt weitergehen würde. Aber ich könnte einen ersten Schritt in die Zukunft machen, und zwar hier. Ich könnte mich wie Nick in die Arbeit stürzen und hoffen, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
    Ich klopfte an die offene Tür zu Laurences Büro und ging hinein. Er saß hinter seinem Schreibtisch und telefonierte gerade. Dabei zog er an einem seiner Hosenträger – eine typische Laurence-Geste. Als er mich sah, zog der die Augenbrauen hoch und winkte mich herein.
    Ich wartete, während er weitertelefonierte. Mit meinem Eintreten schien seine Stimme lauter geworden zu sein.
    “Unsere Software verfügt über 3-D-Modellsimulation und Rendering”, sagte er gerade. Offenbar führte er ein Kundengespräch. “Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind vielfältig und an die Arbeit mit Papier und Bleistift angelehnt. Unser Programm arbeitet wesentlich effizienter als die Software der Konkurrenz.” Er machte eine Pause. “Ja, natürlich. Wissen Sie was? Ich komme morgen vorbei und lasse Ihnen eine zweimonatige Testversion da, okay? Und wenn sie Ihnen zusagt, statten wir Ihre komplette Firma mit der aktuellen Vollversion aus.”
    Mit einem selbstgefälligen Lächeln legte er auf.

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