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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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“Das war Lake Architectural.”
    “Ihnen auch einen guten Tag, Laurence.”
    Er verschränkte die Arme.
    “Warum rufen Sie meine Kunden an?”, fragte ich.
    “Weil Sie sich dazu anscheinend außerstande fühlen.”
    “Sie wissen doch, dass ich an Lake dran war”, erwiderte ich geduldig.
    “Tja, Lake hat angerufen und wollte unser Produkt kennen lernen, und Sie waren nicht da. Irgendjemand musste sich ja darum kümmern.”
    “Laurence, meine engste Freundin ist letzte Woche gestorben. Vor meiner Haustür.”
    “Das weiß ich. Von der Zeitung. Erst mache ich Ihre Arbeit, und jetzt bin ich auch noch Ihr Pressesprecher.”
    “Was wollte die Sun-Times?”
    Er wies auf einen Stuhl. “Setzen Sie sich, Blakely.”
    Mir graute. Der Tonfall seiner Stimme verhieß nichts Gutes. Ich rührte mich nicht vom Fleck.
    “Es ist mir höchst zuwider so etwas zu tun”, begann Laurence, “aber unser gemeinsamer Weg endet hier.”
    “Tun Sie das nicht.”
    Er schüttelte den Kopf. “Blakely, der Firma geht es schlecht. Das wissen Sie. Auch Sie haben sich in der letzten Zeit vergebens abgestrampelt.”
    “Ich hatte ein paar schlechte Monate. Und gerade erlebe ich den allerschlimmsten Monat meines Lebens, im privaten Bereich. Bitte feuern Sie mich nicht. Nicht jetzt. Bitte Laurence, dieser Job ist der letzte Anker in meinem Leben. Nehmen Sie mir diese Sicherheit nicht auch noch.”
    Er biss sich auf die Unterlippe. “Wir können diese Art von Publicity nicht gebrauchen. Randall hat Wind von der Sache bekommen.” Als er den Namen des Firmeninhabers erwähnte, wiegte er eine Hand hin und her. “Er hat Sorge, dass sich Ihre Privatprobleme negativ auf das Firmenimage auswirken.”
    Meine Verzweiflung verwandelte sich in Wut. Jahrelang hatte ich mir für diese Firma den Hintern aufgerissen. Sie hatten mir einen ordentlichen Batzen Geld zu verdanken. Die letzten zwei Monate konnten das doch nicht alles zunichte machen. “Er sollte sich lieber Gedanken darum machen, wie sich ein Prozess wegen unrechtmäßiger Entlassung auf das Firmenimage auswirkt!”
    “Seien Sie doch nicht so, Blakely.”
    “Seien Sie doch nicht so?” Mit jedem Wort wurde meine Stimme lauter. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    “Kommen Sie.” Er sprach bewusst leise. “An unserer Stelle würden Sie genauso handeln. Wir haben genug Grund, Sie zu entlassen. Auch andere mussten schon gehen, weil ihre Leistungen nicht mehr gestimmt haben. Ich hatte gehofft, Sie würden sich wieder fangen, doch das ist leider nicht geschehen.”
    “Sie wissen genau, dass ich die Verkaufszahlen wieder verbessern kann.”
    Er zuckte die Achseln. “Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie müssen sich zurzeit wohl erst mal um andere Dinge kümmern, und Randall kann hier keine halben Sachen tolerieren.”
    “Dann richten Sie ihm aus, er kann sich auf einen Zivilprozess gefasst machen: die halbe Sache gegen Randall Design.” Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, wusste ich auch schon, dass ich es dazu nicht würde kommen lassen. Ich konnte in meinem Leben jetzt unmöglich noch ein Problem bewältigen.
    Laurence sagte nichts dazu. “Ich werde Mary sagen, sie soll Ihnen beim Packen helfen.”
    Am liebsten hätte ich ihn angeschrieen. Doch stattdessen schloss ich für eine Sekunde die Augen, um mich zu sammeln. Dann sah ich ihn an und sagte: “Nur keine Umstände. Das schaffe ich schon alleine.”
    Vierzig Minuten später saß ich auf dem Rücksitz eines Taxis und fuhr zum letzten Mal den Weg von Randall Design nach Hause.

16. KAPITEL
    “I ch bin gefeuert.” Mit diesen Worten begrüßte ich Nick, als er am Abend nach Hause kam.
    Ich saß auf dem Sofa im Wohnzimmer, neben mir die Kiste mit meinem Hab und Gut aus dem Büro. Seit Stunden starrte ich schon durchs Fenster auf den Balkon. Doch sicher war ich mir nicht, denn mein Zeitgefühl hatte mich verlassen. Ich wollte mich krampfhaft an jede Sekunde des Unglücksabends erinnern. Dann, sagte ich mir, könnte ich mich zumindest an jenem Moment festhalten, in dem sich alles verändert hatte.
    Das Problem war nur: Ich hatte den Abend, den Streit mit Kit, so oft in meinem Kopf, für Tom und die Polizei, durchlebt, dass ich mich nur noch klar und deutlich an Nicks Version erinnern konnte. Ich wusste, dass diese Variante nicht exakt dem entsprach, was ich wirklich gesehen hatte. Doch ich hatte das Bild der Ereignisse so oft mit Nicks Perspektive übertüncht, dass ich die Farbe jetzt nicht mehr davon abbekam.
    “Was

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