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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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Problem.”
    Ich sank in die weichen Kissen des Sofas und atmete schwer. In der folgenden Nacht würde ich gewiss kein Auge zutun.
    Detective Bacco sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte: blauer Anzug, braune Haare, eine jugendliche Erscheinung, die einen dazu verleitete, ihn zu unterschätzen, und ein Flackern in den Augen, das verriet, dass er genau darauf hoffte.
    “Wie geht es Ihnen, Mrs. Blakely?”, begrüßte er mich beim Eintreten in Tom Seversons Konferenzraum.
    “Rachel”, erwiderte ich instinktiv. Wir gaben uns die Hände. Dann reichte er die Hand Nick, der sie zwar schüttelte, jedoch stumm blieb.
    “Wo ist denn Ihr Kollege?”, fragte Tom Severson. Er meinte Detective Carlos Negga, der vor einigen Tagen auf dem Revier Nick vernommen hatte.
    “Wir hatten letzte Nacht einen dreifachen Mord. Deshalb bin ich alleine hier.”
    Tom nickte. Er trug einen braunen Anzug und darunter ein elfenbeinfarbenes Hemd. Er strahlte Vertrauen und Zuversicht aus, und seine Anwesenheit beruhigte mich.
    Mit einer Handbewegung gab er dem Detective zu verstehen, dass er sich von dem Kaffee nehmen könnte, der auf einer Seite des Tisches stand. “John, ich möchte, dass Sie Dr. und Mrs. Blakely heute Morgen gemeinsam befragen.” Nick hatte dies vorgeschlagen. Tom hatte uns erklärt, dass es zwar unüblich, aber unser Recht sei, zumindest darum zu bitten. Jetzt hielt ich den Atem an. Verängstigt wie ich war, würde ich mich entschieden sicherer fühlen, wenn Nick an meiner Seite wäre – und wenn ich wüsste, was er aussagte.
    Detective Bacco blieb auf dem Weg zum Kaffeetablett stehen. “Nein. Auf keinen Fall, Tom”
    “Für mehr ist heute leider keine Zeit.”
    Der Kommissar verschränkte die Arme vor der Brust. “Auf gar keinen Fall. Ich befrage einen Zeugen nach dem anderen. Sie wissen doch, wie das läuft.”
    “Es könnte aber auch anders laufen.”
    “Nicht mit mir.”
    Die beiden Männer blickten einander fest in die Augen, als wollten sie die Stärke ihres Gegners einschätzen. “Ich möchte mich mit meinen Mandanten besprechen”, sagte Tom schließlich.
    Er wartete, bis der Kommissar das Zimmer verlassen hatte, ehe er das Wort an uns richtete. “Hören Sie: Er hat seinen Kollegen nicht mitgebracht. Das ist ein gutes Zeichen.”
    “Warum?”, hakte Nick ein.
    “Er spielt uns das Stück vom dreifachen Mord vor, aber glauben Sie mir: Das Chicago Police Department hat genügend Detectives. Wenn sie ernsthaft vorhätten, in diesem Fall Anklage zu erheben, wären sie beide hier. Ich schlage vor, wir lassen ihn Sie für kurze Zeit getrennt befragen. Wenn wir Glück haben, hat sich die Sache danach erledigt.”
    Ich rutschte auf meinem Stuhl nach vorne. “Tom, könnten Sie der zweiten Person sagen, was die erste gesagt hat? Ich meine, wenn einer von uns zuerst befragt wird, dürften Sie dem anderen dann vielleicht verraten, was gefragt und geantwortet wurde?”
    Nick sah mich skeptisch an. Was er wohl dachte? Ob er wusste, dass ich unbedingt als Zweite befragt werden wollte?
    “Natürlich”, antwortete Tom. “Vom moralischen Standpunkt betrachtet darf ich Ihnen zwar keine Anleitung für Ihre Antworten geben, aber ich darf Ihnen erzählen, was mit der anderen Person besprochen wurde.”
    “Da Nick in die Klinik muss, ist es wohl besser, wenn er anfängt”, meinte ich.
    Nick stimmte zu, doch der misstrauische Ausdruck war nicht von seinem Gesicht gewichen.
    “Na dann: auf in den Kampf”, sagte Tom. Er öffnete die Tür und bat Detective Bacco herein.
    Im Warteraum blätterte ich die Morgenausgabe der Zeitung durch. Gelegentlich sah ich auf und lächelte der Empfangsdame zu. Jedes Mal hatte ich das Gefühl, sie starre mich schon eine Ewigkeit an. Bildete ich mir das ein? Oder lag die Zeitung vom Vortag auf ihrem Tisch? Die Ausgabe, in der die noch andauernde Untersuchung im Todesfall Katherine Kernaghan erwähnt wurde und die bekannt gab: “
Die Polizei befragt noch immer Kernaghans Freunde, Dr. Nicholas Blakely und seine Frau Rachel Blakely.”
    Dreißig Minuten verstrichen, dann noch mal dreißig. Was ging da drinnen vor sich? Was erzählte Nick? Mit vorgebeugtem Oberkörper saß ich in der Hoffnung da, irgendeinen Mucks zu hören; einen Hinweis zu bekommen. Vergebens.
    Um halb elf rief ich im Büro an. Ich hatte etwa fünfundzwanzig Nachrichten auf meiner Voicemail, fast alle aus der vergangenen Woche. Die wenigen darunter, die eilig klangen, rief ich zurück. Dann wählte ich die Nummer

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