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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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ihrer ständigen Reisen. So war mir der Verlust der anderen kaum aufgefallen. Aber jetzt waren alle weg.
    “Natürlich haben wir Freunde”, widersprach Nick. “Ruf doch Valerie an.”
    “Valerie Renworth. Ist das dein Ernst? Du hast doch gemerkt, wie sie uns auf der Party angesehen hat.”
    “Sprich nicht so”, meinte er, befreite sich von der Krawatte und warf sie aufs Sofa.
    Völlig ohne Zusammenhang dachte ich plötzlich: Morgen könnte ich eigentlich mal ein bisschen aufräumen. Nicks Krawatte weglegen, die Wohnung putzen … Doch im nächsten Moment erschien mir alles viel zu anstrengend. Ein Tag, an dem man ein bestimmtes Ziel verfolgte, war für mich unvorstellbar geworden.
    “Nick”, fing ich an, “sag mir bitte, dass dir das klar ist.”
    “Was meinst du?”
    “Dass wir mit den Renworths und den Weatherbys nicht
befreundet
sind. Bitte sag mir, dass du das weißt.”
    Er sah mich wütend an. “Das ist Blödsinn.”
    “Nein, ist es nicht. Mein Gott, Nick!” Es tat gut zu schreien. “Sei doch nicht so naiv!”
    “Naiv?”, schrie er zurück. “Was ist naiv? Zu glauben, deine Freundin Kit würde dich nur einmal erpressen? Zu glauben, sie würde deinen Seitensprung für sich behalten?”
    Sein Tonfall verriet mir, dass er mich mit seinen Worten verletzen wollte. Nach Jahren der Ehe kannte ich fast jede Nuance in Nicks Mimik und Stimme. Doch auf merkwürdige Art war ich froh, dass er die Fassung verlor. Das bedeutete, dass ihm Kits Tod nicht so gleichgültig war, wie ich befürchtet hatte.
    Ich stand vom Sofa auf und ging auf ihn zu. Dann umarmte ich ihn. Zuerst zaghaft, dann innig. “Es tut mir leid, Baby.”
    In dem Moment brach Nick zusammen. Er sank in meine Arme und fing an zu weinen. Anfangs ganz leise. Doch dann schluchzte er wie ein Junge, der sich seit Jahren jede Träne versagt hatte, und aus dem nun alles herausbrach.
    “Schon gut, ist ja gut”, flüsterte ich und strich ihm über das gewellte Haar. Ich liebte ihn für diesen Gefühlsausbruch, auch wenn ich wusste, dass er ihn als Schwäche empfand.
    So verharrten wir für einen Moment, der sich realer anfühlte als jede Sekunde in den vergangenen Wochen. Als er sich wieder aufrichtete und mich ansah, lag ein ungläubiger Ausdruck auf seinem Gesicht. Vermutlich war er von der Heftigkeit seiner Gefühle selbst überrauscht. Völlig unvermittelt regte sich in mir ein intensives Gefühl der Liebe, der Lust, und ich küsste ihn. Der erste Kuss seit Kits Tod. Sein Mund war warm, minzig, weich, voll. Ich inhalierte Nicks Duft – ein herber und doch sauberer und warmer Geruch. Eine Kombination aus dem Jungen, der er einmal gewesen war, und dem Mann, der jetzt als Arzt arbeitete. Dieser Geruch entfachte nun schon seit Jahren das Feuer der Leidenschaft in mir. Meine Küsse wurden fordernder. Ich schlang ein Bein um seine Taille.
    Er hob mich hoch, sodass ich auf seiner Hüfte saß, biss mir in den Hals, küsste mich wieder. Dann sank er auf den Parkettboden; riss mir geradezu die Kleider vom Leib. Und ich fühlte mich lebendig.

17. KAPITEL
    A m dem Tag, als man mir sagte, ich würde möglicherweise des Mordes an Kit Kernaghan angeklagt, erfuhr ich auch, dass ich schwanger war.
    Nach den ersten Versuchen, ein Kind zu zeugen, erwachte ich jeden Morgen mit dem Gedanken: Es könnte geklappt haben. Heute könnte es so weit sein! Ich las Bücher mit Tipps zum Schwangerwerden und studierte Baby-Websites. Ich ging heimlich in die Drogerie, um Ovulationsstreifen und Schwangerschaftstests zu kaufen, die ich anschließend im Büro auf die Toilette schmuggelte.
    Doch nach Kits Tod hatte ich unseren Kinderwunsch weit von mir geschoben. Die Schwangerschaftstests hatten unberührt in der unteren Schublade meines Büroschreibtischs gelegen – jetzt waren sie im Badezimmerschränkchen ganz hinten verstaut.
    Als ich in der letzten Novemberwoche mit starker Übelkeit erwachte, war ich kein bisschen überrascht. Ich fühlte mich sogar erleichtert. Seitdem Kit gestorben war, hatte ich mich zerrissen und schlecht gefühlt, und nun, dachte ich, kämen der ganze Schmerz und all die negativen Gefühle endlich aus mir heraus. Ich sehnte mich nach einer innerlichen Reinigung.
    Erst nachdem ich mir das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt hatte, traf mich ein anderer Gedanke wie ein Blitz. Könnte es sein? Wäre es möglich? In Windeseile spuckte ich die Zahnpasta ins Waschbecken und spülte mir den Mund aus. Ohne mir die Hände abzutrocknen langte ich in den

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