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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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Mobilnummer zu wählen.
    “Theoretisch steht Ihnen nur ein Anruf zu”, wandte er ein.
    Ich sah ihn wütend an.
    “Okay, schon gut. Ich will ja nicht, dass Sie sich später beschweren.”
    Er wählte Toms Handynummer, und ich hinterließ eine weitere Nachricht, in der ich genau sagte, wo ich war, und ihn bat, sofort herzukommen. “Bitte, Tom”, flehte ich. “Bitte kommen Sie so schnell wie möglich.”
    “Warum tun Sie das?”, fragte ich den Detective, als ich ihm sein Telefon zurückgab.
    “Was tue ich denn?”
    “Na, mich den ganzen Tag hier festhalten?”
    “Sie werden genauso behandelt, wie alle anderen auch. Sie stehen hier unter Mordverdacht. Ist Ihnen das eigentlich klar?”
    “Ja, das verstehe ich sehr wohl. Nur, dass Kits Tod eben ein Unfall war, kein Mord. Also, warum machen Sie das?”
    “Schauen Sie, Rachel, Sie scheinen mir eine recht einsichtige Frau zu sein.” Wieder dieses dreiste Lächeln. “Warum setzen Sie sich nicht?”
    Dieses Mal folgte ich seiner Aufforderung. Ich schlug die Beine übereinander und versuchte, mir das strähnige, fettige Haar zu ordnen.
    “Anfangs hatte ich nicht geglaubt, in diesem Fall auf irgendetwas Besonderes zu stoßen”, legte er los, “aber ich musste halt jeden befragen und mir alles genau ansehen. Und dann bin ich auf immer mehr Dinge gestoßen, die Sie belasten. Sie hatten eine Affäre in Europa. Ihre Freundin wusste davon und hat Sie erpresst. Sie haben sie an jenem Abend angerufen und gebeten, zu Ihnen zu kommen. Ein Zeuge sah Ihren Ehemann mit Ihrer Freundin kämpfen und sie über das Geländer werfen.”
    Im Kopf hörte ich Tom Seversons Stimme.
Sprechen Sie nicht über den Abend.
Ich biss mir so fest auf die Unterlippe, dass sich meine Schneidezähne fast durch die Haut bohrten.
    “Ich weiß, dass Ihr Mann an jenem Abend die Drecksarbeit erledigt hat”, fuhr der Kommissar fort. “Und vielleicht ja auch schon vorher. Wenn Sie mit mir reden, könnte sich das positiv auf Ihr Strafmaß auswirken. Vielleicht könnten wir die Anklage gegen Sie sogar komplett fallen lassen.”
    Erneut dachte ich an Toms Worte. Ich hörte ihn darlegen, dass die Staatsanwaltschaft einen Beschuldigten niemals wegen einer geringeren Straftat als Mord anklagen würde, wenn sie den Verdacht hege, der Tod sei absichtlich herbeigeführt worden.
    Wenn ich doch nur alles erklären könnte …
    Aber was würde ich denn überhaupt erklären? Ich
hatte
Kit angerufen, wenn auch versehentlich und nicht, um sie zu uns zu locken – doch das war auch schon die einzige, falsche Folgerung, die der Detective daraus schloss. Und wenn ich das nun zugab, gestand ich gleichzeitig, dass ich die Polizei belogen hatte. Zweimal.
    Was aber, wenn Nick einen Rückzieher gemacht und den Cops eine andere Version des Geschehens erzählt hatte? Was, wenn er jetzt bei jeder Befragung etwas anderes aussagte als ich, so wie Detective Bacco es mir weismachen wollte?
Die lügen
, hatte Tom Severson gesagt.
Das machen sie ständig.
    In meinem Kopf redeten zu viele Stimmen durcheinander.
    Es gab zu viele Fragen.
    Zu viel Angst.
    “Im Ernst”, fuhr der Detective fort. “Nach der derzeitigen Sachlage kann ich ohne Probleme einen Schuldspruch gegen Sie erwirken. Das hieße mindestens fünfundvierzig Jahre. Vielleicht sogar lebenslänglich. Aber wenn Sie mir sagen, was Ihr Mann an dem Abend wirklich getan hat, zeigt das den Richtern, dass Sie sich kooperativ verhalten. Und für Sie kann das einen Riesenunterschied bedeuten.”
    “Wo ist mein Mann?”
    Er sah mich durchdringend an. “Er ist hier.”
    “Was soll das heißen?”
    “Im Männertrakt.”
    “Er wurde also auch verhaftet?”
    “Ja.”
    Auch wenn es mir im Nachhinein schwerfällt zuzugeben, aber in jenem Augenblick öffnete sich ein winziges Fenster der Hoffnung. Ich war erleichtert. Ich steckte zwar mitten in einem schrecklichen Albtraum. Doch allem Anschein nach steckte ich noch immer gemeinsam mit Nick darin fest.
    * * *
    Eine Stunde später traf Tom Severson ein. Man gewährte uns ein paar Minuten allein in einem anderen fensterlosen Raum. Ich saß am Tisch und konnte trotz meiner Angst kaum noch die Augen offen halten. Tom wirkte so wach und ruhig wie immer.
    “Wie geht es Ihnen? Halten Sie noch durch?”, erkundigte er sich.
    Ich zog die Schultern hoch. Sämtliche Bemühungen, nicht zu weinen, scheiterten plötzlich.
    Er legte mir eine Hand auf die Schulter. “Ich sage Ihnen jetzt, was Sie erwartet, in Ordnung?”
    Ich nickte.
    “Sie

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