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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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ich zu mir, als würde ich es dann besser begreifen. Ich werde gerade verhaftet.
    “Kann ich mir nicht wenigstens noch was Vernünftiges anziehen?”, fragte ich.
    Der Polizist seufzte. “Keine Sorge, wir nehmen eine Jacke für Sie mit.” Er ging zum Garderobenschrank und nahm eine alte Jeansjacke von mir heraus.
    “Wann werde ich zurück sein?”
    “Schwer zu sagen”, antwortete die Frau.
    “Aber ich bin schwanger”, meinte ich. “Kann ich meine Vitamine mitnehmen?”
    “Tut uns leid, aber Sie dürfen nichts mitnehmen. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung werden Sie ohnehin von einem Arzt untersucht. Der verschreibt Ihnen dann etwas.”
    “Bitte”, sagte ich. “Darf ich mir wenigstens Schuhe anziehen?” Mit dem Kopf wies ich zum Boden, wo neben der Tür meine Laufschuhe standen.
    “Keine Schnürschuhe. Nur Slipper. Sagen Sie mir einfach, wo Sie Ihre Schuhe aufbewahren.”
    “Was? Warum kann ich die hier nicht anziehen? Das ist doch verrückt. Schließlich habe ich Rechte.”
    Ich wurde herumgewirbelt. Die Polizistin sah mir höflich, aber bestimmt in die Augen und schüttelte den Kopf. “Vielleicht haben Sie es nicht richtig verstanden: Sie werden des vorsätzlichen Mordes beschuldigt. Ich lese Ihnen gleich Ihre Rechte vor. Und außer denen haben Sie gerade so gut wie keine anderen.”
    “Oh nein, Mrs. Blakely!”, rief Hector, als ich durch die Eingangshalle geführt wurde.
    Vergeblich versuchte ich, beruhigend zu lächeln.
    “Es tut mir so leid, Mrs. Blakely. Sie haben nicht gestattet, dass ich Sie anrufe.”
    “Ist schon gut, Hector. Keine Sorge.” Aber natürlich war überhaupt nichts gut. Immerhin wurde ich gerade mit Handschellen gefesselt durch ein Foyer geschoben.
    “Bitte öffnen Sie”, befahl die Polizistin Hector. Sie zeigte auf den Eingang rechts neben der Drehtür.
    Hector eilte durch die Halle und hielt uns die Glastür auf. Er schaute mir in die Augen und schüttelte verständnislos den Kopf.
    Auf der Straße hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich sah eine Frau, die mir nur als Deb bekannt war. Wir waren uns einmal im hauseigenen Fitnessraum begegnet.
    “Ist alles in Ordnung, Rachel?” Sie sah die Polizeibeamten verärgert an, und ich war ihr dankbar dafür.
    “Das ist nur ein Missverständnis.”
    “Bitte nicht reden”, ermahnte mich der Polizist.
    Als wir uns dem Polizeiwagen näherten, festigten die Beamten ihren Griff um meine Oberarme.
    “Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen!”, rief Deb mir zu.
    Ich versuchte ihr über die Schulter zuzulächeln, aber in dem Moment wurde ich mit sanftem Druck auf den Rücksitz des weißen Wagens bugsiert, auf dessen Dach die Blaulichter blinkten. Sogleich kamen die Bilder vom Unfallabend zurück, als sich drei Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene in rasantem Tempo unserer Wohnung genähert hatten.
    Dieser Wagen fuhr vergleichsweise langsam. Nachdem die Beamten vorne eingestiegen waren, fuhren sie in Richtung Norden los. Durch die Plexiglasscheibe, die den hinteren Wagenteil vom vorderen trennte, konnte ich die beiden miteinander plaudern sehen, als sei dies ein ganz gewöhnlicher Tag.
    Ich wollte mit einer Hand gegen die Scheibe klopfen, wurde jedoch durch einen stechenden Schmerz daran erinnert, dass ich Handschellen trug.
    “Entschuldigen Sie”, sagte ich.
    Keiner von beiden nahm mich wahr.
    “Entschuldigen Sie!”, rief ich nun.
    Die Polizistin, welche auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich um und öffnete die Scheibe einen Spalt. “Ja?”
    “Könnten Sie mir bitten sagen, was hier vorgeht? Ich meine, wohin bringen Sie mich?”
    “Bezirk drei. Zum Revier in der Belmont Avenue. Abteilung für Gewaltverbrechen.”
    “Was ist mit meinem Mann?”
    Sie zuckte mit den Achseln. “Für den bin ich nicht zuständig.”
    Ich dachte an Nick im Krankenhaus. Wie erniedrigend für ihn, dort verhaftet zu werden.
    Dann traf es mich wie ein Schlag: Was, wenn man ihn gar nicht verhaftet hatte? Wenn nur ich dran war? Ich
musste
Tom anrufen.
    “Sonst noch was?”, erkundigte sich die Polizistin. Sie lächelte mich traurig an.
    “Ich muss meinen Anwalt anrufen.”
    “Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung.” Mit diesen Worten schloss sie die Scheibe und drehte sich um.
    Wir fuhren die Lincoln Avenue in Richtung Norden, dann weiter nach Westen auf die Belmont Avenue, bis wir das Polizeirevier erreichten. Ich hatte das Gebäude früher gelegentlich gesehen, wenn ich in der Gegend zu tun hatte. Aber nicht ein Mal war es

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