Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
sein sollten und schwieg, doch zu spät: Seine Worte waren gehört worden und nicht mehr rückgängig zu machen.
Rynwolf reagierte als Erstes.
„Du kennst sie?“ Er schlug Kythara nieder, packte Corin am Arm und schüttelte sie durch. „Also ist sie auch eine Hexe, eine verfluchte Dunkle Tochter! Aber das ist nur möglich, wenn …“ Er wirbelte zu Janiel herum, der bereits sein Schwert gezogen hatte, das Sonnenpriester selbst in Anwesenheit des Königs tragen durften. „Du paktierst mit den Hexen! Du, dem ich vertraut habe wie meinem eigenen Sohn!“, brüllte er und riss sein eigenes Schwert heraus. Corin warf sich gegen ihn, brachte ihn zum Stolpern, und da war auch Inani heran; sie stellte sich zwischen Rynwolf und Janiel.
„Fass ihn nicht an!“, fauchte sie.
Auf einen Blick von ihr postierten ihre Hexenschwestern und die Leopardin sich so, dass die Leibgarden der Fürsten nicht angreifen konnten. Ihr Kopf ruckte herum, als sie die Gefahr spürte, doch zu spät: Ilat stand hinter Janiel, er umklammerte ihren Geliebten mit stählerner Faust, presste ihm ein Messer an die Kehle. Sein triumphierender Gesichtsausdruck ließ Inanis Blut gefrieren.
„Das ist also der Mann, den du liebst?“, wisperte er. Seine Hand wühlte durch Janiels dunkles Haar, drückte seinen Kopf leicht zur Seite, ohne das Messers zu lösen. „Ein Jammer. Weißt du, was ich traurig finde?“, flüsterte er in Janiels Ohr. Er ließ dabei Inani keinen Moment aus den Augen, die darum kämpfte, sich nicht auf ihn zu stürzen und ihn mit bloßen Händen zu zerreißen. „Ich hasse es, zu verlieren. Jeden anderen Mann, Janiel, absolut jeden anderen, hätte ich gefoltert, gequält, getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Nur, um Macht über deine Liebste zu gewinnen. Dich kann ich nicht umbringen. Du erinnerst mich zu sehr an meinen Bruder.“ Er gab Janiel frei, drehte ihn dabei gewaltsam zu sich um. „Trotzdem wirst du sterben, Kleiner.“ Mit diesen Worten stieß er Janiel von sich, auf Rynwolf zu. Janiel reagierte blitzschnell, warf sich rechtzeitig herum und entging dem Hieb des Erzpriesters. Mittlerweile kochte der Saal: Melliare, Ellenar, Niomé und Kythara kämpften gegen Gardisten und Leibwächter, einige der mutigeren Kronratsmitglieder hatten ebenfalls Waffen gezogen. Die Leopardin attackierte jene Bediensteten und Gardisten, die in den Saal hineindrängten und hielt so den Hexen den Rücken frei. Corin hatte ihr Samtkleid zerrissen, damit sie bewegungsfähig war und entwaffnete dann einen der Fürsten, um mitkämpfen zu können. Inani wollte zu Janiel eilen, der von Rynwolf bedrängt wurde, doch fand sich plötzlich Cero gegenüber.
„Ich will nicht gegen dich kämpfen!“, sagte er bedauernd. Inani ließ ihre nutzlose Illusionsfassade fallen.
„Du tust es gerade“, erwiderte sie, während sie seine brillanten Attacken mit ihrem Kampfstab parierte.
„Ich will dir so gerne glauben. Aber wenn ich mich jetzt offen auf deine Seite stelle und es findet sich heraus, dass es keinen Thamar gibt, dass ich einer raffinierten Intrige aufgesessen bin, ziehe ich Feindschaft und Rache von Roen Orm und Enras gesamter Sonnenpriesterschaft auf Barrand.“
„Was schlägst du vor?“ Verbissen ließ sich Inani unter der Wucht seines Angriffs zurücktreiben, hielt dabei die ganze Zeit Kythara, Janiel und Corin im Auge.
„Streng dich ein bisschen mehr an, lass dich von mir leicht verwunden, wenn mein Onkel herübersieht und setz mich dann magisch außer Gefecht. Ich bin nicht gegen dich, Inani, aber ich kann es mir nicht leisten, für dich zu sein.“
Ohne zu zögern ließ Inani sich den linken Arm aufschlitzen, brüllte laut genug, dass jeder im Saal das Blut bemerken konnte, das aus der Wunde sprudelte. Übergangslos deckte sie Cero mit so raschen Schlagfolgen ein, dass der Fürst kaum noch zum Atmen kam.
„Irgendwann, in einer besseren Welt, will ich dich als Verbündeten auf meiner Seite wissen!“, flüsterte sie in sein Bewusstsein.
„Wäre ich zwanzig Jahre jünger, würde ich dich zur Frau nehmen!“
„Wäre ich nicht mit Herz und Sinn vergeben, würde ich das Angebot annehmen, egal, wie alt du bist!“
Mit diesen Worten schleuderte sie Cero mit einer wuchtigen Attacke einige Schritt zurück, griff mit ihrer Erdmagie nach ihm und ließ ihn ohnmächtig zu Boden gehen. Sofort sprangen drei Gardisten auf sie zu, Inani löste sich von der Magie und verteidigte sich mit dem Stab.
„RÜCKZUG!“, schrie Kythara über das
Weitere Kostenlose Bücher