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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Ort, an dem ihr eure Verstorbenen lasst?“, fragte er.
    „Gewiss. Ich weiß aber, dass schon viele versucht haben, auf den alten Friedhöfen Hinweise auf den Regenbogenstein zu finden, und niemals Erfolg hatten.“
    „Wie geht die Legende denn weiter?“
    „ Sie liefen, und liefen, bis zur Mitte aller Dinge, und fanden dort, was sie begehrten.“
    „Und was kann das bedeuten, die Mitte aller Dinge?“ Eiven unterdrückte ein erschöpftes Seufzen. Das Wissen, hunderte Schritt Erde und Gestein über sich zu haben, zehrte an seinen Nerven.
    „Ich weiß es nicht. Dieser Tunnel ist zerstört, etwa auf halber Höhe geht es nicht weiter. Da ist ein riesiges Loch, dessen Ende noch niemand gefunden hat. Darum ist es seit langem verboten, hierher zu kommen. Niemand hat sich je die Mühe machen wollen, ihn zu reparieren, da sich niemand erinnert, wohin er führt.“
    Eiven betrachtete die ihn umgebenden Wände. Es würde sehr eng werden.
    „Ich kann versuchen, über das Loch zu fliegen, wenn dort genug Platz für mich ist. Sollte es allerdings enger werden als jetzt, besteht keine Aussicht durchzukommen.“
    „Versuchen wir es“, erwiderte Avanya vertrauensvoll und ergriff seine Hand. „Sollte ich abstürzen, erwarte ich gerettet zu werden, verstanden?“
    „Jawohl, Gnädigste.“ Eiven küsste sie rasch, dann begannen sie den endlosen Aufstieg. Stunden vergingen, in denen es oft genug nur Eivens Flügel waren, die sie vor dem Tod bewahrten. Über weite Strecken musste er Avanya tragen, bis sie endlich eine Höhle erreichten, die dicht unter der Oberfläche liegen musste. Avanya dachte nach, und nickte schließlich.
    „Wir müssen genau in der Mitte unter Roen Orms erster Ebene stehen.“ Sie verstärkte ihr inneres Leuchten, und ein bunter Lichtregen erstrahlte. Gemeinsam eilten sie zu dem Stein, der dort in einer Nische in der Felswand ruhte: ein schwarzer Stein, ähnlich einem Onyx, so groß wie Eivens Kopf, durchzogen von weiß schimmernden Kristallstrukturen. Ehrfürchtig hoben sie dieses kostbare Artefakt heraus aus seiner Mulde, hielten ihn gemeinsam, wie der weiße Vogel es ihnen aufgetragen hatte.
    „Nur zwei Kinder gegensätzlichen Herzens können sehen, was in ihm verborgen ist, und nur, wenn sie ihn gemeinsam halten. Erst, wenn du in den Larcima der Loy geblickt hast, Avanya, wirst du deinem Volk offenbaren können, was ich in deinen Kristall legte, es ist dasselbe Wissen. Die Geschichte all unserer Kinder.“
    Sie wussten nicht, was sie tun sollten, um die Magie des Steins zu erwecken, doch diese Sorge war unnötig: Er leuchtete plötzlich in ihren Händen auf, und erfüllte ihre Gedanken mit Bildern aus fernen Zeiten.
    Gemeinsam sahen sie, wovon bereits Thamar berichtet hatte: die Wesen der Tiefe und der Lüfte, die Ersten, vom Weltenschöpfer selbst erweckt. Von ihnen stammten Loy und Nola, Flügelpferde, Chyrsk und Saduj. Nachdem Pya und Ti diese Welt mit Magie und Leben gesegnet hatten, zogen die Ersten sich zurück und kehrten heim zum Weltenschöpfer. Nur der weiße Vogel, der freiwillig bei Thamar verblieb, war davon ausgenommen. Lange Zeit lebten alle Völker friedlich nebeneinander, gemeinsam legten sie den Grundstein für Roen Orm. Auch die Menschen waren dabei, jenes Volk, das zuletzt geboren wurde, erschaffen von den göttlichen Geschwistern. Hier, an genau dieser Stelle, war Pyas Splitter aufgeschlagen, wodurch der Weltenstrudel entstand. Danach war er ins Meer gestürzt, hatte Erdbeben und Vulkanausbrüche verursacht, Tod und Verderben über die Ersten gebracht. Durch Verschiebungen von Land und Meer war der Splitter dann bis an die Stelle gewandert, wo Thamar ihn viel, viel später finden würde, während der Weltenstrudel sich nach oben verlagert hatte. Die Völker Enras erbauten gemeinsam die ewige Stadt, jene, die Tiefe bevorzugten, lebten unterhalb der großen Klippe. Malaby war einst nichts weiter als der untere Ausläufer Roen Orms gewesen. Die anderen lebten unter freiem Himmel, bewachten dabei alle gemeinsam den Weltenstrudel.
    Irgendwann entstand ein Ungleichgewicht: Die Nola begehrten jene Tunnel und Höhlen, die bis dahin von den Chyrsk bewohnt gewesen waren. Mit Magie und Gewalt verjagten sie dieses Volk und begannen damit den Krieg, der bis zum heutigen Tag andauerte. Die Chyrsk konnten nicht an der Oberfläche leben, sie hatten auf der langen Flucht das Wissen verloren, wie man sich Wohnräume schaffte, die nicht beständig einzustürzen drohten, wie man ausreichend Nahrung

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