Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
trat in die Flugbahn des Speers und fing ihn mit ihrem eigenen Körper auf. Er durchschlug ihre Brust und schleuderte sie mehrere Schritte zurück, bis sie zu Boden fiel.
„NEIN!“
Janiel schaffte es gerade noch, Inani zu packen, bevor sie Fanven in Stücke zerfetzen konnte. Er hielt sie umklammert und hinderte sie mit Magie und körperlicher Gewalt daran, sofort Rache zu nehmen.
„NEIN!“
Thamar riss die sterbende Elfe in seine Arme, vollkommen fassungslos. Eiven löste sich aus seiner Starre, wollte sich auf Fanven stürzen, doch Niyam riss ihn herum.
„Warte, Junge! Warte, bis Laremo entscheidet, warte!“, brüllte er, nicht weniger erschüttert als alle anderen.
„Lass mich los“, bat Inani unter Tränen und legte einen lähmenden Bann über Fanven, der die allgemeine Verwirrung zur Flucht nutzen wollte. Dann warf sie sich neben Maondny nieder, riss den Speer aus der Wunde und legte die Hände auf, um Heilmagie zu wirken.
„Tu es nicht“, flüsterte die Elfe. „Du musst mich gehen lassen.“
„Maondny, nein!“ Thamar zwang sie, ihn anzusehen. „Tu mir das nicht an, du kannst mich nicht zurücklassen!“
„Ich muss es, Liebster, vergib mir“, wisperte sie schluchzend. „Die Götter haben ein Abkommen mit mir geschlossen, schon vor vielen Jahren, als ich dich rettete: Sie ließen mich in zwei Welten mit dem Schicksal spielen, ohne mich zu hindern. Als Gegenleistung musste ich versprechen, eine Aufgabe zu übernehmen, in einer fernen Welt, zu der es von hier aus keinen magischen Strudel gibt. Um dorthin zu gehen, muss ich sterben und wiedergeboren werden.“
„Das kann nicht sein! So grausam können sie einfach nicht sein!“, brüllte Thamar und vergrub das Gesicht an ihrer Schulter. Er wusste, er konnte sie nicht länger halten. Sie würde gehen, wohin sie wollte, wie sie es stets getan hatte.
„Verzweifelt nicht! Ein neues Zeitalter liegt in euren Händen, ihr seid die Herrscher der Elemente! Avanya, komm her“, flüsterte Maondny mit brechender Stimme.
Die Nola sank neben ihr nieder, ebenso entsetzt wie alle anderen.
„Nimm eine meiner Tränen, forme daraus einen Kristalltropfen, unzerstörbar von Zeit und Gezeiten.“
Gehorsam legte Avanya einen Finger an Maondnys Wange, fing eine der Tränen auf und wandelte sie zu einem durchsichtigen Kristall.
„Gib ihn Thamar. Liebster, in dieser Träne ist ein wenig von meiner Macht gefangen. Du wirst nicht zum Seher, doch du wirst in Zukunft spüren, welcher Weg der bessere für dich ist. Dieser Kristall wird nur für dich wirken, und wir werden durch ihn verbunden sein, solange du lebst.“
Sie bäumte sich in seinen Armen auf, gequält von dem Kampf gegen den nahenden Tod.
„Meine Gedanken werden zu euch finden, meine Freunde, über den magischen Gezeitenstrom kann ich stets zu euch sprechen. Ich werde nicht länger körperlich bei euch sein, aber ich bleibe euch nahe.“
Ihr Blick fiel auf Eiven, der von Kummer zerrissen auf sie nieder starrte.
„Es war nicht deine Schuld, also nimm sie nicht auf dich, sie gehört dir nun einmal nicht! Ich hätte auf unzähligen Wegen aus dieser Welt schreiten können. Ich wählte diesen, damit dein Leben bewahrt bleiben konnte. Nimm dieses Geschenk als das, was es ist, und nutze es weise.“
Es dauerte noch einige Minuten, in denen sie still in Thamars Armen lag, dann starb sie.
Die Loy hielten respektvoll Abstand von den Trauernden, sie verstanden nicht wirklich, was hier alles geschehen war.
Irgendwann trat Niyam an Inani heran und berührte sie leicht an der Schulter.
„Bitte, löse den Bann über Fanven. Er muss verurteilt werden“, sagte er leise. Wie betäubt nickte sie, wischte sich die Tränen ab und hob die magische Lähmung auf. Thamar ließ sie in Janiels Obhut zurück und stellte sich selbst an Eivens und Avanyas Seite. Fanven sah wie versteinert aus.
Laremo ergriff das Wort: „Es ist unerträglich, dass in der gleichen Stunde, in der uns das Wissen um die Vergangenheit zurückgebracht wurde, so viel Leid entstanden ist. Ich kann nicht über Fanvens Schicksal urteilen. Eiven, der Hass von Royas ehemaligem Gefährten sollte dich töten, und hat den Tod über eine Sippenfremde gebracht, die unter dem Schutz der Gastfreundschaft stand. Richte du über ihn!“
Eiven starrte den Mann an, der so sehr von Hass zerstört war. Er wusste, es war sein Recht, Fanvens Tod zu fordern, und es wäre eine Gnade für diesen Loy. Aber wäre es auch das Beste für die Sippe?
Nacheinander
Weitere Kostenlose Bücher