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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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waren die Bilder da, die schrecklichen Bilder, die er tief in seinem Inneren vergraben hatte.
    Die Fensterläden standen offen, das milde Licht des Sommernachmittags fiel auf die Möbel, die aussahen, als hätte man sie mit Leichentüchern verhüllt. Der Schreibtisch fehlte! Wie immer im Sommer war es hier oben warm wie unter einer stickigen Decke. Eine fette Schmeißfliege flog immer wieder surrend gegen die Scheibe, auf dem Fensterbrett lag bereits ein Dutzend toter Artgenossen. Er öffnete das Fenster und jagte die Fliege davon, ehe sie ihn verrückt machen konnte. Dann hielt er den Kopf ins Freie und atmete gegen einen Anflug von Übelkeit an.
    Als es ihm besser ging, schloss er das Fenster wieder und setzte sich auf den blanken Lattenrost. Die Matratze war längst fort, klar, sie war ja voller Blut gewesen. Vermutlich war sie ein Beweismittel und stand jetzt in der Asservatenkammer der Polizei. Er betrachtete die schräge Wand, die dem Bett gegenüberlag. Eine unschuldige weiße Fläche. Man hatte zwischenzeitlich das ganze Zimmer mit Raufaser tapeziert und weiß angestrichen. Ob wohl unter der Tapete…?
    Er schauderte, als er an den schlimmsten Morgen seines Lebens dachte. Sie hatten seinen vierzigsten Geburtstag gefeiert, eine ganze Meute: Kollegen von der Hochschule, seine Studenten und natürlich Sonja. Seine Midlifecrisis, hatten die Kollegen und vor allem ihre sauertöpfischen Ehefrauen gelästert. Das war ihm so was von egal gewesen! Wer weiß, vielleicht hatten sie ja sogar recht gehabt, jetzt, im Nachhinein betrachtet. Aber das machte nun auch keinen Unterschied mehr.
    Am Morgen nach dem Fest war er völlig verkatert aufgewacht, hier, in diesem Zimmer, in diesem Bett. In den ersten Sekunden hatte sein Hirn Probleme gehabt, das einzuordnen, was seine Augen sahen. Als Nächstes hatte er an einen Witz geglaubt, an eine dumme Idee von Besoffenen oder Bekifften, wahrscheinlich welche von den vier Meisterschülern, die ihrem sturzbetrunkenen Professor einen Streich gespielt hatten, indem sie eine gar nicht mal schlechte Kopie eines seiner bekanntesten roten Bilder an die Wand gemalt hatten: die Venus von St. Pauli, ein stark verfremdeter Frauenakt.
    Als Nächstes war ihm aufgefallen, dass die Hälfte der roten Farbe auf den Holzdielen verschüttet worden war. Erbost darüber hatte er mit heiserer Säuferstimme gerufen: »Diese verdammten Idioten, denen reiße ich den Kopf ab!«
    Das Mädchen neben ihm hatte nicht geantwortet. Sie hätte auch gar nicht antworten können, denn sie war tot. Und während er noch in Schockstarre verharrt und auf ihren leblosen Körper gestarrt hatte, hatte er es gerochen: das Blut.
    »Erzähl mir bloß nicht, du wärst die Treppe runtergefallen!«
    Doris Reuters linke Gesichtshälfte war dick angeschwollen und um das Auge herum wies die Haut Verfärbungen von Hellgelb bis Dunkelviolett auf.
    »Nein, ich…«, begann sie, wurde aber von Antonia unterbrochen.
    »Mama, warum verlässt du ihn nicht?«
    »Wo soll ich denn hin?«, antwortete sie matt. Antonia folgte ihr in die Küche, wo sie sich auf einen Stuhl fallen ließ wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Noch nie hatte Antonia ihre Mutter so gesehen. Es war nicht nur das blaue Auge, es war die ganze Erscheinung: so schwach, so – ja, erbärmlich. Was hatte dieser verdammte Ralph aus ihrer früher so lebenslustigen Mutter gemacht?
    Antonia schwankte zwischen Mitleid und Wut. »Was redest du da? Du hattest doch früher auch eine eigene Wohnung, wir sind doch auch ohne diesen Scheißkerl sehr gut klargekommen! Ich finde, sogar besser. Hast du ihn wenigstens angezeigt?«
    »Das ist nicht so einfach, Antonia…«
    »Doch, das ist es«, widersprach Antonia. »Man geht zur Polizei und tut es. Los, Mama, pack deinen Koffer, sofort! Du kannst erst mal in unserer WG bleiben und dann nimmst du dir wieder eine eigene Wohnung, suchst dir in der Stadt einen Job…«
    Frau Reuter hob die Hand. »Ist schon gut, Antonia. Es tut ihm ja selbst sehr leid, es wird bestimmt nicht wieder vorkommen. Er war eben sehr wütend, weil du… weil wir ihm vorher nichts von deinem Auszug gesagt haben. Das war nicht ganz richtig von… von uns, das muss ich schon zugeben.«
    »Und das gibt ihm also das Recht, dich zu verprügeln?« Antonias Stimme hörte sich schrill an. Sie war überzeugt, wenn Ralph jetzt zur Tür hereinkommen würde, würde sie auf ihn losgehen. Vielleicht mit dem großen Küchenmesser, das da lag. Sie malte sich

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