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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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diese Szene geradezu genüsslich aus.
    »Warum bist du hergekommen?« Antonia entging nicht der verstohlene Blick ihrer Mutter zur Wanduhr. Offenbar befürchtete sie ein Zusammentreffen zwischen ihrem Mann und ihrer Tochter.
    »Ich brauche deine Unterschrift auf dem BAföG-Antrag.« Antonia zog das Schriftstück aus ihrem Rucksack. Ohne es zu lesen, setzte Frau Reuter ihre Unterschrift an die vorgegebene Stelle. Dann fragte sie in einem Ton, als ob nichts wäre: »Wie geht es dir, kommst du zurecht, sind die anderen nett zu dir?«
    »Mir geht es jedenfalls besser als dir«, versetzte Antonia. Als sie sah, wie ihre Mutter bei diesen Worten in sich zusammensank, sagte sie flehend: »Bitte, Mama, geh weg von diesem Kerl. Wir… wir können doch auch wieder zusammenwohnen, du und ich.« Das meinte sie wirklich ernst, auch wenn sie es schade fände, aus der WG wieder auszuziehen – jetzt wo es gerade interessant wurde.
    Ihre Mutter versuchte zu lächeln, was angesichts ihrer angeschwollenen Wange grotesk aussah. »Mach dir keine Sorgen. Ich komme schon zurecht. Jetzt hat er sich ja wieder beruhigt.«
    »Mama, bitte versprich mir, dass du sofort abhaust und zu mir kommst, wenn er dich noch einmal anrührt.«
    Sie nickte. Aber Antonia ahnte: Es würde wieder passieren. Ein Damm war gebrochen. Irgendeinen Anlass würde er finden und wieder zuschlagen und ihre Mutter würde es sich gefallen lassen und sich eine neue Entschuldigung für ihn ausdenken. Und sie, Antonia, würde es nicht einmal erfahren, und selbst wenn – was konnte sie schon dagegen tun?
    Plötzlich hielt sie es keine Minute länger in diesem Haus aus. Sie murmelte einen Abschiedsgruß, rannte nach draußen, riss die Beifahrertür auf und keuchte: »Fahr los!«
    »Werden wir verfolgt?«, grinste Robert.
    »Jetzt fahr schon!«
    »Und dein Rad?«
    »Vergiss es.«
    »Wie Madame befehlen«, meinte Robert und steuerte den Wagen aus der Sackgasse hinaus. Als sie am Ende angekommen waren, sah er Antonia von der Seite an und fragte sanft: »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein.« Sie kurbelte das Fenster herunter, der Fahrtwind kühlte ihre erhitzten Wangen. »Später vielleicht«, sagte sie in versöhnlicherem Ton. Schließlich konnte Robert ja nichts dafür. Sie war nur froh, dass er nicht mit ins Haus gekommen war und ihre Mutter so gesehen hatte. Eine Mutter mit einem blauen Auge – wie bei irgendwelchen Assis, dachte sie beschämt. Es gab Momente, da wünschte sie sich, ein Kerl zu sein. Jetzt war so einer. Dann würde sie direkt zu Ralphs Arbeitsstätte fahren und ihn vor seinen Kollegen so was von vermöbeln… Sie hing noch ihren Gewaltfantasien nach, als Robert fragte: »Und wohin jetzt?«
    Sie standen an der Kreuzung der Dorfstraße mit der Bundesstraße. »Nach Hause, wohin denn sonst?«, antwortete Antonia.
    »Wollten wir nicht die Sache mit dem Sprengstoff klären?«
    Das hatte Antonia tatsächlich für einen Moment vergessen. »Ach so. Ja, entschuldige. Ich bin etwas durcheinander. Dann fahr mal links und dann gleich wieder rechts, auf den geteerten Weg dahinten.«
    Robert folgte ihren Anweisungen. Es ging auf einer schmalen, holprigen Straße an Getreide- und Rübenfeldern entlang.
    »Was macht man eigentlich so, wenn man hier wohnt?«, fragte Robert.
    »Man sitzt zu Hause und versucht, mit einem irrsinnig lahmen DSL-Anschluss mit seinen Freunden auf Facebook zu chatten oder YouTube-Videos anzusehen«, antwortete Antonia. »Oder man hängt mit der Dorfjugend an der Bushaltestelle ab.«
    »Verstehe«, meinte Robert. »Klingt nicht so, als hättest du große Sehnsucht nach der Heimat.«
    »Das war nie meine Heimat«, protestierte Antonia. »Man hat mich gegen meinen Willen hierher verschleppt. Die Scheune dahinten, da ist es.«
    Hoffentlich war das Zeug auch wirklich noch da drin. Um das herauszufinden, mussten sie wohl bei Nacht wiederkommen.
    Robert hielt vor der kleinen Scheune, die am Rand eines Rübenfeldes stand. Ein rostiger Pflug stand davor, ein paar heruntergefallene Dachziegel lagen zerbrochen vor dem Tor.
    »In Bauer Lodemanns Scheune lagert die freiwillige Feuerwehr momentan den Krempel, den sie nicht bei den Einsätzen braucht«, erklärte Antonia. »Alte Geräte, Partyzelte, Biertische und so was. Das neue Gerätehaus wird gerade… Wo willst du denn hin?«
    Robert hatte irgendwas von »mal die Lage checken« gemurmelt und war ausgestiegen. Er lief um die Scheune herum, während Antonia den Kopf zurücklehnte, die Augen schloss und tief

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