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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Beispiel von hier.«
    »Heißt deshalb unsere Straße Am Steinbruch?«, warf Antonia dazwischen.
    »Genau. Dadurch entstanden bereits mehrere Stollen. Im Siebenjährigen Krieg wurden dann zwei fünfzig Meter lange Stollen in den Berg gegraben…«
    »Wozu?«, unterbrach Antonia.
    »Wie – wozu?«
    »Wozu brauchte man die Stollen? Es gab doch noch keine Luftangriffe.«
    »Das war so«, holte Robert geduldig aus. »Der alte Wehrturm oben auf dem Berg, dort, wo jetzt der Biergarten ist, wurde um das Jahr 1760 herum zu einer Sternschanze ausgebaut, der Georgschanze. Die Stollen darunter dienten zum einen zum Schutz vor den Granaten der Gegner und auch als Versteck und Lager für Munition und dergleichen.«
    »Und wer hat in diesem Siebenjährigen Krieg gekämpft?«
    »So ziemlich jeder gegen jeden, und das auf der ganzen Welt. Preußen, Großbritannien, das Kurfürstentum Hannover und die Hessen auf der einen Seite gegen Österreich, Russland, Frankreich, Schweden und die Sachsen auf der anderen. Im Grunde hat jeder in ganz Europa irgendwo mitgemischt. Hast wohl in der Geschichtsstunde gefehlt, was?«
    »Sieht so aus«, gestand Antonia. »Und worum ging es?«
    »Um Territorium, wie immer. Österreich wollte Schlesien zurückhaben, das die Preußen zuvor erobert hatten. Großbritannien und Frankreich ging es um die Herrschaft in den Kolonien in Nordamerika, Afrika und Indien, und Russland wollte sich nach Westen ausdehnen. Eigentlich war es schon ein richtiger Weltkrieg.«
    Antonia war neugierig geworden. Roberts kleine Nachhilfestunde war besser, als langweilige Geschichtsbücher zu studieren. »Und was hat das alles nun mit den Höhlen im Lindener Berg zu tun?«, fragte sie.
    Sie hatten sich ein wenig zurückfallen lassen, um die anderen Trauergäste mit ihrer Unterhaltung nicht zu stören.
    »Also: Neunzig Jahre später ließ die Lindener Brauerei neben den schon vorhandenen Stollen drei fünfzig Meter lange Keller in den Berg graben, um Eis für die Brauerei und für Gaststätten zu lagern. Diese Eiskeller wurden bis in die Dreißigerjahre als Kühlschränke benutzt. Im Winter wurde Eis aus der Ihme geholt und in Strohballen gewickelt, zur Isolierung, und dazwischen standen die Bierfässer. Im Krieg dienten die Stollen als Luftschutzbunker, es gab mehrere Notausgänge. Ab Mitte der Dreißigerjahre wurden die Eiskeller zur Champignonzucht benutzt, bis ins Jahr 2000 hinein. Davon gibt es Fotos, falls du mir nicht glaubst«, sagte Robert, der Antonias zweifelnde Miene bemerkt haben musste.
    Antonia grinste. »Ich glaub dir ja.«
    Robert deutete nach Osten. »Drüben, auf der anderen Seite vom Berg, wo jetzt Obi und Hornbach sind, liegt ja das ehemalige Hanomag-Industriegelände. Weil die Hanomag auch Rüstungsgüter herstellte und deswegen im Zweiten Weltkrieg sehr oft bombardiert wurde, wurde um 1940 herum unter dem Hanomag-Gelände ein weitläufiges Tiefbunkersystem zum Schutz der Arbeiter und wichtiger Güter angelegt. Es gab mindestens drei Eingänge, in die Bunker passten mehrere Tausend Menschen. Angeblich soll es eine Verbindung von den Hanomag-Stollen zu den viel älteren Eiskellern geben. Würde ja auch Sinn machen – einen Notausgang fernab des Firmengeländes zu haben. Aber das ist, wie gesagt, ein Gerücht. Die Hanomag und deren Nachfolger halten die Unterlagen darüber bis heute unter Verschluss. Deshalb kann auch niemand sagen, was unter unseren Füßen gerade so passiert…«, schloss Robert seine Rede mit einem sphinxhaften Lächeln.
    »Spannend. Aber schade, dass man sich die Unterwelt nicht wie in Berlin oder in Paris angucken kann«, kommentierte Antonia seine Ausführungen.
    Unvermittelt sagte Robert: »Ich habe ihr Tagebuch mitgenommen.«
    »Was?«
    »Das Tagebuch von Frau Riefenstahl. Sie hatte es auf dem Schoß liegen, als ich sie fand. Ich wollte nicht, dass es jemand womöglich ins Altpapier schmeißt.«
    »Das war gut so.« Antonia ging plötzlich ein Licht auf. Wenn das schwarze Buch, das sie in Roberts Zimmer gesehen hatte, Frau Riefenstahls Tagebuch war, dann bedeutete das… Also war Frau Riefenstahl als junges Mädchen in einen älteren Mann verliebt gewesen – nicht Robert! Wie hatte sie nur so blöd sein können? »Hast du es schon gelesen?«, fragte sie und fühlte sich auf einmal so leicht und schwerelos wie eine Seifenblase.
    »Nein. Kannst du ja machen, wenn du möchtest.«
    »Ob ihr das wohl recht wäre?« fragte Antonia.
    »Wenn ganz schlimme Dinge drinstehen, kannst du die Seite

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