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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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wären sie dem Tod geweiht. So etwas konnte ihr Papa ihnen doch nicht antun?
    »Und dann?«, fragte der Sepp, ohne den Sprenger eines Blickes zu würdigen.
    »Dann? Das ist egal. Sie haben Ihr Geld ja dann bekommen.«
    »Des is überhaupts ned egal. Und deshoib nemman’s heit goar nix mit. Sie kenna de Rosen stattdessn vielleicht scho amoi für die Scheidung vo Eanara Dochter vorbestelln.«
    Die beiden Rosen atmeten erleichtert auf. Wir anderen hatten gewusst, dass der Sepp sie nicht im Stich lassen würde. Von diesem gefühllosen Pflanzenquäler ließ der sich nicht herumkommandieren.
    Zum Sprenger will sowieso keine Rose gern. Wie es in seinen Parks zugeht, hat sich längst herumgesprochen. Er beschäftigt zwar einen hervorragend ausgebildeten Vollzeitgärtner und zwei Gelegenheitsgehilfen, doch für die Rosen hat er kein Herz. Nur wenn er gegenüber einem Gast angeben will, wendet er sich ihnen zu. Sonst sind sie ihm egal.
    »Das ist doch die Höhe. Diese geschmacklose Bemerkung nehmen Sie sofort zurück. Und was soll das heißen, ›Sie nehmen gar nichts mit‹? Ich bin seit Jahrzehnten Ihr treuer Kunde, da darf ich wohl ein bisschen Entgegenkommen verlangen. Sonst bin ich die längste Zeit Ihr treuer Kunde gewesen!«
    »Wenn’s nimma mei Kunde sei wolln, bittschee. Do miassn’s hoit schaugn, wo Sie a ondre Gärtnerei findn, de wo Eana die Rosen liefern ko, die Sie woin, und zwoar solche, die wo den boarischen Winter aa überlebn. Wia zum Beispiel die do, die ›Fürstin Tatjana Alexandrowna‹. Die is absolut winterhoart.«
    Der Sprenger stand ein bisschen belämmert da. Am liebsten hätte er dem Sepp so richtig die Meinung gegeigt, doch jetzt begann er sich für die Fürstin zu interessieren.
    »Das ist ja eine ganz ungewöhnliche Blütenfarbe. Sehr schön. Aber duften tut sie nicht besonders. Sind Sie ganz sicher, dass es die ›Fürstin Tatjana Alexandrowna‹ ist? Ich habe gelesen, die sei verschollen.«
    »Freili bin i mir sicher. I hob ja aa Johre braucht, um die zum findn bei so am oiden Depp. Ober der oide Depp hot bloß oa oanzigs Edelreis rausgerückt. Vo dem hob i letztes Joahr okuliert, und bloß de oane do is wos wordn. Dies Joahr ko i’s endlich vermehrn.«
    »Und wo haben Sie sie dann schließlich gefunden?«
    »Des werd i Eana grod auf d’Nosn bindn.«
    Es entstand eine peinliche Pause.
    »Das ist also das einzige Exemplar von der ›Fürstin Tatjana Alexandrowna‹, das zurzeit verkäuflich ist?« Der Sprenger beäugte sie mit gierigem Blick.
    Die Fürstin stieß einen spitzen Schrei aus und erlitt einen Schwächeanfall. Wollte dieses Monster sie etwa von hier fortreißen?
    »Die is ned verkäuflich. I hob Eana doch gsogt, dess i’s vermehrn wui.«
    Schweigen.
    »Hören Sie, Schladerer«, sagte der Sprenger dann in einem drängenden Tonfall, »ich biete Ihnen Hunderttausend, wenn Sie das mit dem Vermehren lassen und die Rose für mich exklusiv reservieren, damit ich sie im Herbst holen kann.«
    »Jetzt hom’s den Verstand vollends verloarn. Wenn i die ned vermehr und wenn der oide Depp stirbt und wenn die Rosn bei Eana verreckt, dann ist’s endgültig ausgstorbn. Des kenna’s doch ned woin? I hob denkt, Sie liabn Rosen!«
    »In ein paar Jahren überlasse ich Ihnen dann Edelreiser, das verspreche ich Ihnen. Sie müssen verstehen, was es für mich bedeuten würde, der exklusive Besitzer des einzigen Exemplars einer verschollenen Rosensorte zu sein. Also gut, ich biete eine halbe Million .«
    »I brauch Eana Geid ned. I bin Gärtner und koa Spekulant. Und jetzat schaugn’s, des’z weiderkemma.«
    Ihre Nachbarinnen tätschelten der Fürstin, die allmählich wieder zu sich kam, die gelblich verblassten Wangen. Das ganze Rosenquartier atmete ein zweites Mal auf. Jetzt konnte nichts mehr passieren.
    »Wollen Sie mich etwa hinauswerfen? Das wird Ihnen noch leidtun, Schladerer, verlassen Sie sich darauf! Ich bekomme immer das, was ich fordere.«
    »I wui Eana ned nausschmeißn, i schmeiß Eana naus. Des is mei Gärtnerei, und jetzat schleichn’s Eana und lossn’s Eana nia wieder do blicka.«
    Der Sprenger war wie vom Donner gerührt. Er durchbohrte den Sepp mit mörderischen Blicken, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte zu seinem Wagen.
    Das Ehepaar Schultes, das inzwischen im kleinen Gewächshaus beschäftigt war, hatte die Sache mit der halben Million gehört. Die Anni eher nebenher. Der Jens dagegen war bei dieser Zahl ganz zappelig geworden.
    »Ich prüfe kurz was an der

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