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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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Kasse«, warf er der Anni hin und lief davon. Er schlich dem Sprenger mit vorsichtigem Abstand nach. Kurz vor dem BMW holte er ihn ein. »Auf ein Wort, Herr Sprenger. Kommen Sie doch kurz mit hinein.«
    Endlich zog der Jens diese hässlichen Handschuhe aus, legte sie auf den gewohnten Platz neben der Kasse und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Ich muss mich für den Alten entschuldigen, der ist immer so furchtbar unvernünftig. Aber ich werde ihn schon noch herumkriegen. Kommen Sie doch im Herbst wieder, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie die Rose bekommen und dass die okulierten Pflanzen verschwinden.«
    Die beiden glaubten sich unbeobachtet, doch die Anni war dem Sprenger auch hinterhergeschlichen, weil ihr Jens’ plötzliche Eile spanisch vorgekommen war.
    »Ich werde mal darüber nachdenken und melde mich zu gegebener Zeit bei Ihnen«, sagte der Sprenger und schien sich etwas zu beruhigen. »Geben Sie mir doch Ihre Handynummer.« Er tippte die Nummer in sein Smartphone und stieg ein. Dann raste er los. Das war an dem Tag schon der zweite Kavaliersstart.
    Wir Gärtnereipflanzen dachten eigentlich, jetzt genügt es mit den Überraschungsbesuchen, doch nein, aller guten Dinge sind drei. Kaum war der Sprenger fort, fuhr schon die nächste Edelkarosse vor. Ein Mercedes 190   SL , cremefarben, Baujahr 1955 , wie die Insassin dem Jens erklärte, der gleich angetanzt kam und durch die Zähne pfiff. Die Insassin muss wohl ein ähnliches Baujahr gewesen sein. Jedenfalls war sie selbstkritisch genug, den Pfiff auf das Auto und nicht auf sich zu beziehen. Dabei war sie durchaus so gekleidet, als würde sie gern männliche Pfiffe entgegennehmen: Sonnenbrille, Seidenschal, Trägerhemdchen, hautenge weiße Hose. Ihre Rinde war genauso versengt und schrumpelig wie die vom Sprenger, nur sah man etwas mehr davon. Nachdem der Jens ihren fahrbaren Untersatz gebührend bewundert hatte, ließ sie beide, Mensch und Auto, achtlos stehen und marschierte schnurstracks zum Rosenquartier durch.
    »Ach, de Gräfin Lohberg. Wos wolln’s denn do? Sie wissn doch genau, dess ma jetzat koane Rosen verpflonzn ko«, grüßte der Sepp mit wenig Begeisterung.
    »Das will ich auch gar nicht. Ich möchte mir Ihre Rosen nur einmal in voller Blüte ansehen. Ach, ist das eine Augenweide! Und der Duft! Hinreißend. Ich komme gern auch mal einfach so zu Ihnen. Wissen Sie, in den Kreisen, in denen ich mich bewege, ist manchmal alles so … so ein bisschen steif … und künstlich. Hier dagegen, hier fühle ich mich der Erde nahe. Hier ist alles so authentisch.«
    »Bei uns is koaner geisteskronk.«
    »Wie? Was meinen Sie? Ich sagte nicht ›autistisch‹, sondern ›authentisch‹, das bedeutet so viel wie ›echt‹, wissen Sie?«
    »Ah so, do hom’s fei recht, bei mir is ois echt, ober Eana Hoar seng wirklich a bisserl künstlich aus.«
    Der Bubikopf leuchtete in einem unnatürlichen Mahagonirot. Das hatte der Sepp richtig beobachtet, muss jeder zugeben. Der Gräfin allerdings fiel das Gesicht ein Stückchen runter. Doch dann sah sie auf das Rosenbeet, und sofort zog sie die Mundwinkel wieder zu ihrem honigsüßen Dauerlächeln hoch.
    »Ach, und was ist das? So eine Blütenfarbe habe ich ja noch nie gesehen. Ist das eine neue Sorte?«
    »I hob bloß oide Rosen. Passend zu meiner Kundschoft.«
    Jetzt brauchte das Lächeln ein bisschen länger, um das heruntergefallene Gesicht wieder hochzuziehen. Die Gräfin ließ dennoch nicht locker: »Wo haben Sie die her? Und wie heißt sie?«
    Also, es wäre wohl nicht ganz richtig zu behaupten, dass der Sepp nicht eitel war. Das traf nur auf sein eigenes Äußeres zu. Wenn es dagegen um seine Rosen ging …
    »Des is die ›Fürstin Tatjana Alexandrowna‹. I hob ewig braucht, bis i die gfundn hob.«
    »Ach nein. Über die habe ich mal etwas gelesen. Galt sie nicht als verschollen? Dann ist das ja eine richtige Kostbarkeit! Haben Sie nur diese eine hier?«
    »Dies Joahr wui i’s vermehrn.«
    »Also, ich würde diese eine gern für mich reservieren. Fürstin und Gräfin, das passt doch wunderbar zusammen, finden Sie nicht?«
    Die Fürstin fand das überhaupt nicht. Die kreischende Haarfarbe der Gräfin biss sich entsetzlich mit ihrem dezenten Pfirsichton. Diese Schnepfe hatte keinen Deut Feingefühl für eine edle Pflanze, so viel war klar. Der Sepp wusste das auch. Mit einem breiten Grinsen verpasste er der Gräfin noch eine letzte kalte Dusche.
    »Do kemma’s zu spät, weil die hob i scho dem

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