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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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Handgreiflichkeiten, die man bei bösem Willen als unsittliche Annäherungsversuche deuten könnte, kommt er nicht durch.
    »Ober vo der Polizei san’s scho, gell? Des siagt ma. Und ohne an Grund kimmt koa Polizei noch Reindlfing. Gwiss is jemond ermordet worn.«
    Die Vilshoferin pokert hoch, zu hoch, wie sie selber fühlt. Ihre Ausdünstungen zeigen Anzeichen von Unsicherheit. Aber der Gesichtsausdruck vom Wellmann ist ihr ein untrügliches Zeichen, dass diese Runde an sie geht. Wirklich und wahrhaftig, ein echter Mord in Reindlfing! Wer hätte das je zu hoffen gewagt? Und sie darf dabei sein! Der Bambus empfängt von ihr eine Adrenalinwelle nach der anderen. Jetzt muss sie sich einen soliden Informationsvorsprung vor der Metzgerin verschaffen. Die Metzger-Zenzi ist nämlich ihre Hauptkonkurrentin auf allen Gebieten. Um ihr Ziel zu erreichen, rückt die Bäckerin etwas näher an den Wellmann heran. Der ist schon ganz in ihren Dunst aus Erregungsschweiß, Gebäckduft und Maiglöckchenparfüm eingehüllt und weiß gar nicht mehr, wie er hier je wieder herauskommen soll. Seine Bedrängnis-Moleküle überfluten den Bambus wie ein Tsunami.
    »Wer wor’s denn, wo ermordet worn is? Lossn’s mi roten! Hot der jung Berglmaier sein’ Vatter mit’m Traktor überfoahrn, domit der ean nimma rumscheichn ko?«
    Ihre Blicke scannen Wellmanns Gesicht. Aber diesmal sagen ihr die geschärften Sinneswahrnehmungen, dass sie danebengegriffen hat. Der Berglmaier war es also nicht.
    »Oder hot der Metzger sei Zenzi mit’m Beil hiigmocht?«
    Die Frage entspringt natürlich dem Wunschdenken der Vilshoferin. Andererseits: Ohne die Metzgerin würde sie sich zu Tode langweilen, wie alle Menschen und Pflanzen in Reindlfing wissen. Da ist sie sogar ein bisschen erleichtert, als sie an der Miene vom Wellmann abliest, dass sie auch damit falschliegt.
    »Aha, jetzat woaß i’s! Der Sepp is tot! Des wär fei einigen Leitn sehr recht.«
    Der Wellmann schluckt.
    Das genügt der Vilshoferin als Bestätigung. Durch ihren Erfolg richtig in Fahrt gekommen, bohrt sie weiter, bis der Wellmann alle näheren Umstände ausgespuckt hat. Dann entlässt sie ihn ins Freie und macht sich an der Kaffeemaschine neben dem gezwirbelten Bambus zu schaffen.
    »Das hat ja lange gedauert. Haben Sie Verdauungsbeschwerden, Wellmann? Vom Zustand der Leiche kann Ihnen kaum übel geworden sein, da haben wir wahrhaftig schon Schlimmeres erlebt.«
    Der Wellmann zieht es vor, nicht zu antworten. Das findet der Stuhlinger zwar ein bisschen verdächtig, aber er ist ja nicht hier, um seinen Kollegen auszufragen. Sobald die Vilshoferin mit dem Tablett ankommt, bittet er sie freundlich, sich an das Plastiktischchen zu setzen.
    »Darf ich mich vorstellen? Kriminaloberkommissar Stuhlinger. Und das hier ist Kriminalhauptmeister Wellmann.«
    Die Vilshoferin guckt ein bisschen enttäuscht. Da hätte sie sich also die Mühe sparen können, dem Wellmann zu entlocken, dass er bei der Polizei arbeitet. Am liebsten würde sie den Stuhlinger auch noch aushorchen, doch sie weiß ohnehin schon alles und ist bereit, ihrerseits Auskunft zu geben.
    »In Ihrem netten Café trifft sich sicher das ganze Dorf. Gehören auch die Leute aus der Gärtnerei zu Ihren Stammgästen?«
    »Der Sepp wor nia bei uns im Café. Ober sei Anni, die wor ab und zua do, und sei Schwiagersohn, der Schultes Jens, sogoar ziemlich oft. Oamoi hob i ean fost nausgschmissn. Stelln’s Eana vor, der hot zwoa vo meine Zuckertüterln in sei Hosntoschn gsteckt! Beinoh hätt i ean ozeigt und eam Hausverbot erteilt. Ober er hot gschworn, dess er’s nia wiada mocht. Und a guater Kunde is er aa, do hob i a Aug zuadrückt. Oiso, wega mir brauchn’s ean ned für den Diebstohl belanga. Do hom’s jetzat mit dem Mord gwiss wos Wichtigers zum toa.«
    Der Stuhlinger wirft dem Wellmann einen strafenden Blick zu. Jetzt ist ihm klar, warum der vorhin so lange verschwunden war. Dieser Dame muss man wohl nicht mehr erklären, worum es geht. Deshalb fragt er knapp: »Sie wohnen hier im Haus?«
    »Jowoi, direkt über dem Café. Und gestern Nocht wor i mit mei’m Mo dahoam.«
    »Ist Ihnen in den Stunden vor Mitternacht irgendetwas aufgefallen? Ein vorbeifahrendes Fahrzeug vielleicht?«
    »Naa. Mir gehn oiwei zeitig ins Bett. Wissen’s, mei Mo muass doch so früh aufstehn.«
    »Und in letzter Zeit? Irgendwas Ungewöhnliches in Zusammenhang mit Herrn Schladerer? Irgendein Streit oder etwas Ähnliches?«
    »Jo mei, der Sepp, der wor doch dauernd

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