Roeslein tot
Land.«
»Glückwunsch. Hör mal, hatte der Herr Pfarrer Handschuhe an, als er dich umgetopft hat? Solche mit Leder innen und am Handrücken mit grünem Stoff?«
»Leider! Die Handschuhe waren total verdreckt. Ich dachte noch: Igittigitt, mit so was will er mich anfassen? Mich , eine Pflanze der Bibel? Aber als göttliches Gewächs muss man ja jede Schmach über sich ergehen lassen. Wie unser Herr Jesus.«
Na, das ist ja sehr interessant. Hat also auch der Herr Pfarrer die Polizei angeschwindelt, wie schon andere vor ihm. Aber reicht das für einen Mordverdacht?
Dreizehn
Das ganze Wochenende habe ich mir die Rinde zerbrochen, was von den gesammelten Informationen zu halten ist. Jetzt muss ich erst mal alles sortieren. Bei dieser Menge von Verdächtigen verliert man sonst schnell den Überblick.
Da hätten wir zuallererst die Berglmaiers. Den Junior halte ich wegen Birgits Aussage für unschuldig. Dem Senior hatte der Sepp angekündigt, den Streit über das Kofel-Eck bald zu seinen Gunsten beenden zu können. Wie, das ist mir allerdings schleierhaft. Die Polizei weiß nichts davon, sie weiß nur, dass der Berglmaier dem Sepp daraufhin eine Drohung ins Gesicht geschleudert hat. Außerdem hat er kein Alibi. Er war allein, als der Mord passiert ist.
Das Gleiche gilt für den Eisinger. Er behauptet zwar, spazieren gegangen zu sein, aber wer weiß, was er in dieser Zeit so getrieben hat. Vielleicht ist er in die Gärtnerei spaziert. Dazu würde passen, dass er viel später nach Hause gekommen ist, als er behauptet hat. Zu seinem Motiv brauche ich wohl nicht viel zu sagen. Eigentlich hätte auch die Eisingerin allen Grund gehabt, den Sepp umzubringen. Falls sie dem Eisinger wirklich die Hörner aufgesetzt hat und er sich deswegen scheiden lassen würde, könnte sie sich in Zukunft ihre Einkäufe in teuren Boutiquen abschminken. Aber er hat ja ausgesagt, sie sei in der Mordnacht verreist gewesen.
Dann gibt es da noch den Buchenwalder, den Spezi vom Pfarrer, dem dieser seine Faksimiles überlässt. Mit den Urkunden ist irgendwas oberfaul, da hatte der Sepp garantiert recht. Wie kommen die in Sprengers Ferienvilla? Steckt vielleicht der Pfarrer mit drin? Das glaube ich nun auch wieder nicht. Eigentlich halte ich ihn für die Harmlosigkeit in Person. Dass er beim Thema Handschuhe gelogen hat, ist aber doch seltsam. Ob der Buchenwalder ein Alibi hat oder nicht, weiß bis jetzt keiner.
Was mich direkt zum Sprenger führt. Zuerst hatte er eins und dann nicht mehr. Die Fürstin wurde nicht bei ihm gefunden. Aber nach seinem heimlichen Besuch am Mittwochmorgen in der Gärtnerei steht für mich fest, dass er ganz tief im Sumpf des Verbrechens drinsteckt. Ich weiß bloß nicht genau, wie. Falls er die Fürstin gestohlen hat und sie in einem geheimen Versteck gefangen hält, hätte er den Sepp sicher erschlagen, wenn der ihn beim Diebstahl überrascht hätte. Aber wie hängt das mit seinem Hantieren am Giftschrank zusammen? Das ist alles sehr verwirrend.
Bei der Gräfin Lohberg hat man die Rose auch nicht gefunden. Aber vielleicht hat man einfach nicht am richtigen Ort gesucht. Möglicherweise hat sie sie doch gestohlen und den Sepp kaltblütig ermordet, als er sie auf frischer Tat ertappt hat, ähnlich, wie es der Sprenger hätte tun können. Ihr Alibi ist jedenfalls reichlich wackelig.
Die Gerti hingegen ist meiner Meinung nach kaum verdächtig. Dafür habe ich zwar überhaupt keine Anhaltspunkte, schließlich war sie zum Zeitpunkt des Mordes im Dorf unterwegs und hat es dem Stuhlinger verheimlicht. Aber so eine pingelige alte Gouvernante als Mörderin? Lachhaft. Obwohl – manchmal können sich selbst Pflanzen ganz schön in den Menschen täuschen.
Den Jens würde ich furchtbar gern unter die Verdächtigen aufnehmen. Aber das geht leider nicht. Er war ja gar nicht da.
Der alte Großbauer macht am Montagvormittag keine Anstalten, sich zum Polizeiposten im Rosenbeet zu begeben. Und wenn der Berglmaier nicht zum Propheten kommt … Doch heute bleibt der Wellmann verschont. Stattdessen traut sich der Stuhlinger selbst in die Höhle des Löwen. Berglmaier senior vollführt einen mächtigen Satz aus dem Stall heraus, um dem Eindringling die Stirn zu bieten. Diesmal ist er nur mit seinen blanken Fäusten bewaffnet.
Im breiten Schatten meiner Freundin, der Hofbuche, treffen die beiden aufeinander. High Noon in Reindlfing.
»Wos woin’s scho wieder do? Mei Sohn hot Eana doch ois gsogt. Schleichn’s Eana!«
Der Stuhlinger
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