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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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bringt einen Sicherheitsabstand zwischen sich und die berglmaierschen Fäuste und schießt los: »Herr Berglmaier, so schnell werden Sie mich nicht los. Ihr Sohn hat zwar behauptet, Sie seien in der Mordnacht im Stall gewesen, aber das kann jeder sagen. Er war ja gar nicht da, sondern mit Frau und Kind am anderen Ende des Dorfes spazieren. Und dann haben Sie sich alle drei gegenseitig ein falsches Alibi gegeben. Wo sich Ihr Sohn und seine Frau zur Tatzeit befanden, weiß ich. Aber haben Sie einen Nachweis über Ihren Aufenthalt? Und … Moment mal … was sind das hier für Kratzer? Etwa von Rosendornen?«
    Dornen! Da sieht man, dass der Stuhlinger keinen blassen Schimmer von Rosen hat.
    Der Berglmaier schaut auf seine Hände. Verdammt. Handschuhe vergessen. Wer hätte auch gerade jetzt mit dem Schnüffler gerechnet! Das Wasser bricht ihm aus allen Speckfalten. So in die Enge getrieben zu werden, das ist ihm noch nie passiert. Seit er den Hof übernommen hat, ist er der ungekrönte König von Reindlfing. Jetzt purzelt die unsichtbare Krone. Darunter stehen die Schweißperlen auf seiner Stirn.
    »Jo mei … verstenga’s, des wos wirklich passiert is, des hätt i Eana ned verzähln kenna, weil des hättn’s ma eh ned glaubt! Und i bin doch verdächtig, weil olle die Gschichtn mi’m Kofel-Eck kenna, und do hob i denkt, i muaß vorsichtig sei.«
    »Dann erzählen Sie es jetzt, vielleicht glaube ich Ihnen doch. Versprechen kann ich es aber nicht.«
    »Jo, dann … am besten kemma’s a Stückl mit.«
    Die beiden nähern sich der Gärtnerei auf dem Feldweg, der vom Berglmaierhof zum Kompostplatz führt. Sie bleiben am Rand meines Hörbereichs stehen. Ich spitze mein Blattbüschel.
    »Do, schaugn’s, genau do is des Auto durch mei Wiesn gfoahrn. I wor im Stoi, do hob i Motorgeräusche gheert und bin glei auf’d Wiesn naus. I wor oiso gonz in der Nähe vo do, wo der Sepp ermordet worn is. Ober i wor’s ned! Des Motorgeräusch is immer näher kemma, ober gseng hob i nix, weil es wor ja stockfinster. Do is totsächlich oaner mittn durch mei Wiesn gfoahrn, ohne Licht. Ober auf oamoi mocht der seine Scheinwerfer o, und i siag, der kimmt grod auf mi zua. Der hätt mi übern Haufen gfoahrn. Do bin i zur Seitn gsprunga, mit de Händ voraus, egal wohin, und bin in dene Brombeern neben der Wiesn glondet. Und der Depp is wia an Gsteerter auf den Feldweg grost und mitten durch mein’ Hof, und fort wor er.«
    »Konnten Sie den Wagen erkennen?«
    »I sog doch, es wor stockfinster, aber wos Großes wor’s, des is gwiss. So a Nobellimousine.«
    »Geschlossen oder Cabrio?«
    »Wos woaß denn i? I wor total geblendet vo dene Scheinwerfer.«
    »Na, das ist ja wirklich eine ziemlich wilde Geschichte.«
    »Ober des is de pure Woahrheit, i schweer’s Eana.«
    Der Stuhlinger blickt eine Weile nachdenklich zwischen die Wiesengräser.
    »Ich glaube Ihnen. Wenn Sie lügen wollten, würden Sie mir etwas auftischen, was ich leichter schlucken könnte. Vielleicht kann unsere Spurensicherung in der Wiese oder in den Brombeeren ja noch etwas finden, was Ihre Aussage bestätigt. Halten Sie sich aber bitte zu unserer Verfügung und unterlassen Sie gefälligst in den nächsten Tagen Ausflüge zu Landmaschinen-Ausstellungen.«
    Man sieht, dass es dem Stuhlinger guttut, dem Berglmaier im letzten Satz noch eins auf den Deckel zu geben. Das ist wohl die Quittung für »Schleichn’s Eana«.
    Der Wellmann erwartet den Stuhlinger am Kompost, wo er mit der Schippe in der Hand der Anni beim Beladen der Schubkarre hilft. Sie schiebt die Karre davon, als sie den Stuhlinger kommen sieht. Der bemerkt etwas spitz: »Eigentlich hätten Sie zum Berglmaier mitkommen können, sicherheitshalber, falls er gewalttätig wird. Was haben Sie überhaupt die ganze Zeit gemacht? Hoffentlich was Vernünftiges.«
    Ich finde schon, aber ich weiß nicht, ob der Herr Kommissar meiner Meinung wäre.
    »Das Alibi vom alten Berglmaier ist erwiesenermaßen falsch, und er hat’s auch zugegeben. Jetzt behauptet er, mitten in der Nacht auf der Wiese von einer Nobellimousine beinahe überfahren worden zu sein. Eine ziemlich krause Story. Zu abwegig, um erfunden zu sein, finde ich. Wenn sie stimmt, saß in dem Auto vermutlich der Rosendieb oder die Rosendiebin.«
    »… der wahrscheinlich auch der Mörder war. Oder die Mörderin.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Zumindest dürfte er oder sie beim Mord anwesend gewesen sein.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

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