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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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verstehen. Was die Polizisten und die Anni über die Handschuhe denken, ist komplett falsch. Wenigstens tut sich der Anni am Samstag eine richtige Spur auf. Dabei kommt ihr der Zufall ein bisschen zu Hilfe. Und zwar so:
    Der Jens ist gleich am Morgen mit dem Pkw zu Raiffeisen gefahren, um ein Ersatzteil für die Fräse zu holen. Die Anni will wie jeden Samstag nach Penzberg los. Sie hat alle Pflanzen in den Lieferwagen geladen, steigt ein und dreht den Zündschlüssel.
    Kein Mucks. Wieso? Das kann sich die Anni nicht erklären. Die Kontrollleuchte von der Batterie leuchtet doch gar nicht. Sie steigt aus, macht die Motorhaube auf und versetzt dem Anlasser einen kräftigen Schlag. Das hat schon mal geholfen. Dann steigt sie wieder ein und versucht es noch mal. Totenstille.
    »Kruzitürken!«
    Die Anni muss schon ziemlich stinkig sein, denn fluchen hört man sie selten. Sie steigt wieder aus und steht eine Weile unschlüssig herum. Dann fängt sie an, die Pflanzen wieder auszuladen, weil es im Auto ziemlich heiß ist. Schon in aller Herrgottsfrühe brennt die Sonne nur so herunter. Die Wasserbegonien leiden bereits unter Schweißausbrüchen. Zwei von ihnen haben sogar das Bewusstsein verloren. Erst im Schatten kommen sie wieder zu sich.
    Später macht sich die Anni an den Rosen zu schaffen. Sie köpft aus lauter Frust ziemlich unsanft die Triebe mit den verwelkten Blüten. Die Rosen beschweren sich. Aber wegen der schlechten Laune nimmt es ihr Unterbewusstsein gar nicht wahr. Mit zusammengebissenen Zähnen macht sie weiter.
    Halt mal. Da ruft doch jemand?
    »Jens! Jens, wo bist du?«
    Die Anni geht nach vorn ins große Gewächshaus, um zu sehen, wer es ist, und entdeckt die Eisingerin. In einem feuerroten rückenfreien Sommerkleid, sehr dünn und sehr kurz. Dazu trägt sie feuerrote Pumps mit schwindelerregend hohen Pfennigabsätzen. Und farblich abgestimmter Lippenstift, selbstverständlich. Das Kleid lässt die »Deuil de Paul Fontaine«, die »Louise Odier« und die Rose von Lancaster völlig ausgebleicht erscheinen. Was will die aufgebrezelte Wachtel bloß hier? Und seit wann duzt sie den Jens? Die Anni beschleicht ein ungutes Gefühl. Aber sie lässt sich nichts anmerken.
    »Grüß Gott, Frau Eisinger, wos hättn’s denn gern?«
    Die Eisingerin macht kein besonders intelligentes Gesicht, als sie die Anni sieht. Das heißt: noch weniger intelligent als sonst.
    »Ach … äh … sind Sie heute nicht in Penzberg?«
    »Der Wogn ist ned osprunga. Konn i Eana helfn?«
    »Ach so … ja, die Rosen … ich möchte eine Rose kaufen.«
    »De Rosen ko ma zurzeit ned verpflonzn«, gibt die Anni trocken zurück.
    »Das macht nichts, ich möchte sie für später. Ich kann mir doch schon heute eine aussuchen?«
    »Des kenna’s freili, kemma’s doch amoi mit.«
    Sie treten gleich neben mir aus der Gewächshaustüre heraus. »An wos für an Standort soll die Rosn pflonzt wern?«
    »Äh … ja … Sie kennen doch den Grünstreifen vor unserem Sporthaus … da wächst jetzt so ein hässliches Gestrüpp. Ich möchte dort etwas Schöneres haben, das die Kunden erfreut.«
    Die Anni traut ihren Ohren nicht. In einen Abstandstreifen am Straßenrand will die dumme Gans eine alte Rosensorte pflanzen? Das kann doch nicht wahr sein! Aber sie lässt sich immer noch nichts anmerken.
    »Und wos für a Rosn soll’s sei?«
    »Also, ich hätte da an was mit großen tiefroten Blüten gedacht. Sie soll möglichst lange blühen und immer ordentlich aussehen. Vor allem sollte sie absolut pflegeleicht sein.«
    Jetzt kann die Anni aber wirklich nicht mehr an sich halten.
    »Ach so? Hom’s scho amoi an a Plastik-Rosn denkt?«
    »Wie? Welche Rose? Ist das eine neue Züchtung?«
    Die Anni sucht gerade nach einer passenden Antwort. Da kommt der Jens durch den Gewächshausgang angerannt. Kurz bevor ihn die beiden Frauen zu Gesicht bekommen, verlangsamt er seinen Schritt und setzt eine unbewegte Miene auf.
    »Anni, du bist ja gar nicht in Penzberg, ist dir etwas dazwischengekommen? – Ach, Sie hier, Frau Eisinger? – Was war denn, Anni?«
    »Der Wogn ist ned osprunga.«
    »Ich sehe es mir gleich an. Du kannst schon mal wieder einladen. Ich kümmere mich solange um die Kundschaft.«
    »A so a eingebuideter Aff«, murmelt die Anni halblaut, »ois ob er so vui mehra Ohnung vo dene Autos hätt wia i. Wenn der den Lieferwogn zum Laufa bringt, dann fress i an Besn.«
    Sie merkt, dass sie unerwünscht ist, und geht. Doch sie spitzt ihre Ohren. Nichts

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