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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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darauf gesellt sich der Stuhlinger zu ihm. Offenbar haben sie sich hier verabredet.
    Der Stuhlinger kommt gleich zur Sache. »Was macht das Alibi vom Buchenwalder, Wellmann?«
    »Was den Mord betrifft, ist er aus dem Schneider. Seine gestern aus dem Hut gezogene Geschichte von der erotischen Nacht mit einem Callboy entspricht der Wahrheit.«
    Der Buchenwalder bei einem Callboy? Dieser möchtegern-vergeistigte dürre Greis soll ein Geschlechtsleben haben? Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wenn es stimmt, hatte der Olivenbaum also doch recht mit der Mutmaßung, der Buchenwalder habe unerwartete sexuelle Vorlieben und würde den Herrn Pfarrer darum immer so unangemessen begrüßen. Da war ich wohl zu naiv.
    Der Wellmann ergänzt: »Der Callboy hat es soeben bestätigt. Außerdem hat der Barkeeper einer Kneipe in der Nähe von Buchenwalders Wohnung die beiden am frühen Abend zusammen gesehen.« Er macht eine kurze Pause und fragt dann: »Was halten Sie eigentlich von Buchenwalders Behauptung, der Sprenger habe ihn zum Stehlen der Urkunden angestiftet? Mir erscheint das ganz plausibel. Der Sprenger ist ein Macher, der Buchenwalder eher ein Mitläufertyp.«
    »Im Prinzip stimme ich Ihnen zu. Dem Sprenger sollten wir in jedem Fall noch mal auf den Zahn fühlen. Aber vorsichtig. Sonst gibt es ein Donnerwetter aus der Stratosphäre. Fast könnten wir es uns sparen, wir wissen ja beide jetzt schon, dass er das Unschuldslamm spielen und ein paar wichtige Namen in das Verhör einflechten wird.«
    Beim Wellmann kocht der Ärger hoch: »Wir werden uns von diesem Großkotz doch nicht einschüchtern lassen!«
    »Wellmann, ich habe Ihren Idealismus immer sehr geschätzt. Doch glauben Sie mir, das ist nicht der richtige Anlass, den Helden zu spielen. Ich bin schon ein paar Jahre länger in diesem Laden als Sie, und ich musste die traurige Erfahrung machen, dass es in bestimmten Einzelfällen nicht ganz so zugeht, wie man sich wünschen würde. Dem Sprenger am Zeug flicken können wir nur, wenn wir etwas Handfestes gegen ihn haben. Die unbeweisbaren Anschuldigungen eines kriminellen kleinen Beamten, der im Callboy-Millieu verkehrt, reichen dafür nicht aus.«
    Der Wellmann macht ein finsteres Gesicht.
    »Anstatt sich unnötig zu ärgern, sollten Sie lieber Frau Schultes zu uns bitten. Deswegen sind wir doch hier«, erinnert ihn der Stuhlinger. Sofort hellt sich Wellmanns Miene auf, und er tut, wie ihm geheißen.
    Der Stuhlinger eröffnet wie immer das Gespräch. »Frau Schultes, Sie haben die Handschuhe, die wir gestern im Giftschrank Ihres Gewächshauses gefunden haben, als die Ihres Mannes identifiziert. Verwechslung ausgeschlossen?«
    »I bin ma gonz sicher. Des san die vom Jens. Die hob i glei kennt. Ober i hob sie scho long nimma an eam gseng. I hob ma denkt, er hot sie weggschmissn. Die worn ja scho gonz zerlumpt.«
    »Wann haben Sie sie denn zuletzt gesehen?«
    »So genau woaß i des ned, es is ober sicher schon zwoa Wocha her.«
    »Zwei Wochen?«
    »I ko’s Eana ned sogn. I hob de gonze Zeit andre Sorgn ghobt, wissen’s?«
    »Natürlich. Wie viele Schlüssel zu dem Schrank gibt es denn? Und wer hat alles Zugang dazu?«
    »Zwoa, und die san in am sichern Versteck im Haus. Davon wissen bloß i, mei Mo und mei Vatter. Des hoaßt, der hot davo gwusst.«
    »Sonst niemand?«, bohrt der Stuhlinger nach.
    »Gwiss ned.«
    Der Wellmann möchte wissen: »Wann haben Sie den Schrank zuletzt geöffnet?«
    »Woartn’s amoi … des wor noch vor dem Mord. Seither hob i des Giftzeig nimma braucht.«
    »Ihr Mann kann den Schrank aber jederzeit ohne Ihr Wissen öffnen?«
    »Freili. Des muass er jo, sonst ko er ned oarbeitn. Für mi schaugt des inzwischen so aus, ois ob er de Hondschuah nach dem Mord do versteckt hätt. Sie suacha doch de Hondschuah vom Mörder, oder ned?« Die Anni sieht ihren Verdacht gegen den Jens bestätigt.
    Der Stuhlinger reibt sich nachdenklich das Kinn.
    »Hm. Schon. Warten wir ab, was die Laboruntersuchung ergibt. Das war erst einmal alles, was wir Sie fragen wollten. Könnten Sie uns bitte noch Ihren Mann herschicken?«
    »Der is heit ned do. Der mocht die Grabpflege auf’m Friedhof in Kochel.«
    »Ach so. Dann sagen Sie ihm bitte erst mal nichts über die Handschuhe, falls Sie es noch nicht getan haben. Wir möchten gern selbst mit ihm darüber sprechen.«
    »I hob no nix gsogt. Mir redn zurzeit ned vui, wissen’s.«
    Im Moment könnte ich darüber verzweifeln, dass mich die Menschen nicht

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