Roeslein tot
Bewegung in die Sache«, sagt der Stuhlinger zufrieden.
Als sie zu ihrem Wagen eilen, kommt ihnen die Anni mit einem Strauß fürs Pfarrbüro entgegen.
»Ach, de Herrn vo der Polizei!«
»Sind die Blumen für mich?«, witzelt der Wellmann.
Die Anni erwidert grinsend: »Des hättn’s woi gern? A onders Moi.«
»Hoffentlich nicht erst, wenn ich unter der Erde liege.«
»I glaub, so long miassn’s ned woartn … Jetzat wos onders: Guat dess i Sie treff. I woit sowieso no amoi mit Eana redn. So leid’s ma tuat, i bin ma sicher, dess es mei Mo wor, je länger, umso mehr. Der benimmt sich aa so komisch.«
»Wie komisch?«
»I ko’s ned genau sogn … er is oiwei so … geistesobwesnd. Und er schaugt ma ned in die Augn.«
»Ich finde das ehrlich gesagt verständlich«, wendet der Stuhlinger ein. »Er weiß doch, dass Sie ihn verdächtigen. Und natürlich gab es für ihn ein starkes Motiv, Ihren Vater zu töten. Aber er hat ein Alibi. Wir haben in der Baumschule angerufen und es uns bestätigen lassen. Herr Schultes war tatsächlich dort. Wir müssen andere Spuren verfolgen.«
»Ober er wor’s! Dem sei Alibi is foisch, und wenn Sie’s ned rausfindn, find eben i’s raus«, beharrt die Anni auf ihrem Standpunkt und lässt die beiden stehen.
Fünfzehn
Gestern hat man von der Polizei in Reindlfing nichts gesehen und gehört. Erst jetzt, am Donnerstagabend, schauen der Wellmann und der Stuhlinger wieder vorbei. Sie warten am Eingang des Gewächshauses, von wo man die Einfahrt überblicken kann. Der Stuhlinger räuspert sich. Ich sehe ihn zwar nicht, aber hören kann ich ihn. Was die Beobachtung der Szene angeht, muss ich mich auf die Wasserbegonien vor Ort verlassen.
Endlich dreht der Buchenwalder ein weiteres Mal den Motor seines BMW in der Einfahrt ab. Er lässt die Polizisten links liegen und geht im Stechschritt auf die Anni zu, die im Gewächshaus hantiert. Ganz offensichtlich will er den Stuhlinger und den Wellmann provozieren.
»Hallo, Frau Schultes, Sie haben noch nicht Feierabend gemacht? Das trifft sich gut. Wenn ich schon unnötig hier bin, dann möchte ich diese Gelegenheit wenigstens nutzen, um etwas gegen das Ungeziefer an dem Gewächs zu besorgen, das mein Nachbar im Treppenhaus abgestellt hat. Was hätten Sie da anzubieten? Wenn die Pflanze davon eingeht, wäre das gewiss kein Schaden«, erklärt er der Anni.
Dieser Fiesling! Die Anni schielt unsicher zum Stuhlinger hinüber, wie sie sich verhalten soll. Der nickt ihr zu.
»Wia siagt denn des Ungeziefer aus?«
»Kleine weiße Fliegen. Ekelhaft.«
Die Anni schließt den Giftschrank auf und nimmt etwas heraus.
»Do hätt’ ma hier dieses sehr bewährte Spray. Mechtn’s des mitnemma?«
»Die Flasche ist mir zu klein. Was haben Sie denn sonst noch? Kann ich mal sehen?«
Jetzt wird es dem Stuhlinger doch zu bunt. »Herr Buchenwalder, Ihre Fürsorge für die Pflanzen Ihrer Mitmenschen in Ehren, aber sind Sie nicht vielleicht hergekommen, weil wir Sie zu einem Gespräch einbestellt hatten?«
Mich wundert, dass er sich Buchenwalders Unverschämtheit überhaupt so lange hat bieten lassen. Will er vielleicht abwarten, ob der Archivar etwas Unvorsichtiges herausplappert?
Anstatt sich zu zügeln, macht der Buchenwalder jedoch genauso dreist weiter: »Ich bin gespannt, aus welchem ach so triftigen Grund Sie mich herzitiert haben wie einen Schulbub. Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass ich ein viel beschäftigter Mann bin. Ich kann meine Zeit nicht mit irgendwelchen Kleinigkeiten vertrödeln.«
Im Gewächshaus herrscht richtig dicke Luft. Die Anni steht immer noch am offenen Giftschrank und wagt es nicht, sich von der Stelle zu rühren.
»Ich denke nicht, dass es sich um eine Kleinigkeit handelt«, hält der Stuhlinger verärgert dagegen. »Übrigens, tragen Sie beim Autofahren eigentlich immer Handschuhe?« Er zeigt auf Buchenwalders Hände, die in zartem Kalbsleder stecken.
Die Stimme vom Buchenwalder wird schrill. »Haben Sie mich etwa wegen der Handschuhe herbestellt? Ist das Ihr Ernst? Und dann behaupten Sie noch, es handle sich nicht um eine Kleinigkeit!«
»Herr Buchenwalder, könnten Sie Ihre Handschuhe bitte mal ausziehen?«
»Ach so, daher weht der Wind. Der Mörder muss zerkratzte Hände haben, richtig?«, mosert der Buchenwalder, kommt der Aufforderung vom Stuhlinger jedoch anstandslos nach. »In der Zeitung stand ja, dass die Leiche unter einem Rosenberg lag. Bitte sehr, sehen Sie? Pfirsichglatte Haut! Ich gehe
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