Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
dauerte eine ganze Weile, doch dann nahm Dr. Kalira Torras das Gespräch entgegen:
" Labor - Torras hier. Ich hoffe, es ist wichtig! Ich habe hier eine sensible chemische Verbindung, die nicht…" Sie schwieg und machte dann ein niedergeschlagenes Geräusch.
"Tut mir leid, Kalira", meinte Lillja vorsichtig.
"Schon gut", ihre Stimme wurde etwas lauter, vermutlich trat sie näher an die Komm heran. "Die Sprachunterstützung funktioniert hier unten nicht richtig. Ich habe das gemeldet und warte seit meiner Ankunft auf einen Techniker, der das repariert. Was gibt es denn, Lillja?"
"Ich möchte, dass Sie und I hre beiden Kollegen nach dem Dienst bei mir vorbei kommen. Roc und…" Sie konnte sich den Namen des zweiten Daru einfach nicht merken.
" Massenkommunikationsspezialist Tareius Adym", half Kalira aus.
"Richtig." Wer dachte sich nur so lange Titel aus? "Beide", griff sie den angefangen en Satz wieder auf, "waren seit ihrer Versetzung noch nicht zur Aktenkontrolle und allgemeinen Aufnahme hier. Das ist wichtig."
"Ich werde es weiterleiten. Ich habe noch einiges zu tun - reicht es Ihnen auch , wenn ich morgen vorbeikomme?"
Kalira gehörte zu den Personen, die solche Termine gerne so lange vor sich her schoben, bis sie irgendwann nicht mehr notwen dig waren.
"Nach dem Essen um einundzwanzig Uhr wäre gut", schlug sie vor, denn Lillja wusste, dass die Daraa diese Mahlzeit bislang niemals ausgelassen hatte.
Kalira atmete hörbar aus, sagte dann jedoch: "In Ordnung. Bis später."
Die Verbindung wurde beendet und Lillja trat einen Schritt von der Komm zurück. Bislang war sie davon ausgegangen, dass beide der neuen Daru über einen Doktortitel verfügten und ebenfalls Genetiker oder Exobiologen waren - das einer von ihnen zum technischen Stab gehörte, war ihr vollkommen neu. Sie machte sich eine Notiz in der Akte .
An den Yndra verfasste sie eine kurze schriftliche Nachricht, die sie vom Computer in seine Sprache und Schrift transkribieren und übersetzen ließ. Sie wollte nicht erneut jemanden bei etwas möglicherweise Wichtigem stören. Auch Fenric wies sie auf seine bislang versäumte Vorstellung hin und bat ihn, sich nach Dienstende bis aber spätestens zwanzig Uhr bei ihr einzufinden. Im Anschluss wandte sie sich wieder ihrer üblichen Arbeit zu und nahm einen der zahlreichen Berichte zur Hand, die Kalira ihr hatte zukommen lassen.
Es vergingen rund zwei Stunden, bis jemand die Krankenstation betrat. Wie üblich hatte sich Lillja in den Bereitschaftsraum zurückgezogen und den Sensor der Zwischentür mit einer kleinen Kiste blockiert, sodass sie ihre Station im Auge behalten konnte.
Als sie das Zischen der Türhydraulik hörte, legte sie das Pad aus den Händen und ging in den angrenzenden Raum . Es war der Yndra, der in dunkler Uniform und bewaffnet eintrat und zwei Schritte hinter der Tür stehen blieb. Sie hatten das andere Schiff zurück zur Raumstation gebracht, jedoch hatte diesmal niemand der Mannschaft die Ro'ha verlassen. Lillja war erst später klar geworden, dass die Mannschaft, nachdem sie selbst einen kontaminierten Bereich betreten hatte, unter Quarantäne stand. Während des anschließenden Weiterflugs hatten sie immer wieder bedrohte Bereiche durchflogen, sodass ein Teil der Besatzung mittlerweile dauerhaft in voller Bewaffnung zu sehen war.
"Ich habe Sie nicht so früh erwartet", begrüßte Lillja ihn und deutete auf den Behandlungstisch vor ihr. Er war dem Stationsrechner am nächsten.
"Ich hatte Bereitschaft", meinte er und kam ihrer Aufforderung nach, "und jetzt ein paar Stunden frei."
"Gut. Ich möchte zunächst die Angaben in Ihrer Akte überprüfen, danach kommen ein paar allgemeine Scans und ich werde Ihnen etwas über einen Viertel Liter Blut abnehmen, das eingefroren wird."
"In Ordnung." Er umrundete den Tisch und trat schließlich hinter sie, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. Er würde den Text nicht entziffern können, da Lillja ihn für sich selbst hatte übersetzten l assen, doch sie erhob keinen Widerspruch.
"Ich schätze, das wird recht schnell gehen", bemerkte er, als sich die Seite öffnete und auch Lillja sah nun, dass fast alle Angaben geschwärzt waren. Geburtsjahr und -ort waren unkenntlich gemacht, ebenso wie alle Angaben zur Familie, Jugend, Ausbildung, frühere Einsätze und Verletzungen. Lillja scrollte bis zum letzten Absatz und lehnte sich dann ernüchtert zurück , wobei sie gegen Fenric stieß, der deutlich dichter als erwartet hinter ihr
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