Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
zwischen ihm und den andere n, was immerhin ein Anfang war. Er hatte auch sie seit dem Vorfall gemieden und Lillja war froh, sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, wenngleich sie wusste, dass es nicht ewig so weitergehen konnte. Der Bereitschaftsraum erinnerte sie stets an diesen unerwarteten und berauschenden Vorfall, sodass sie seither vermehrt dazu übergegangen war, die zahlreichen Texte in ihrem Quartier zu studieren. Sie fühlte sich schuldig für die Gefühle, die in ihr ausgelöst worden waren und fühlte gleichzeitig eine Sehnsucht, die sie nicht abschütteln konnte.
Seit zwei Tagen durchflog die Ro'ha ein gefährdetes Gebiet. Der anhaltende Alarmzustand zehrte zusätzlich an Lilljas Nerven. Immer wieder wurde die Crew auf Gefechtsstationen berufen, ohne dass es zu einem Kontakt gekommen wäre. Zumindest zu keinem, von dem der Mensch etwas mitbekommen hätte. Dennoch hatte Lillja jedes Mal die Krankenstation bereitmachen müssen und war immer darauf gefasst gewesen, auch ein liebgewonnenes Gesicht dort behandeln zu müssen.
In der Tat war es zu einigen Zwischenfällen gekommen. Nach einem Ausfall der Schwerkraftgeneratoren auf Deck sieben war einer der neuen Daru schwer verletzt worden, nachdem er, als die Energie wiederhergestellt war, von einem herabfallenden Metallwerkzeug getroffen worden war. Er war der erste Dauerpatient geworden, dessen Genesung trotz aller Technik und der fachkundigen Hilfe Kaliras, noch immer unsicher war. Nur Stunden später war eine Energieleitung auf Deck zwei überlastet und hatte ein Feuer entfacht, das drei Techniker getötet und einen Soldaten, der herangeeilt war, verwundet hatte. Im Labor wuchsen bereits die Hautimplantate, die sie in den nächsten Tagen einsetzen würde, wenn sich die Reparatur der verletzten Nerven unter den Verbrennungen als erfolgreich herausstellen sollte.
Lillja war seit neunundzwanzig Stunden auf den Beinen, als erneut der Alarm losging und die Durchsage alle Crewmitglieder auf ihre Stationen befahl. Mit brennenden Augen und unklaren Gedanken trat Lillja aus dem Bereitschaftsraum und begann routiniert mit der notwendigen Vorbereitung, als eine Erschütterung sie von den Füßen riss und unsanft gegen einen Behandlungstisch schleuderte und sie dann zu Boden warf.
Nur Augenblicke später begann das Komm-Modul zu blinken.
"Krankenstation hier", meldete sie sich benommen und kämpfte sich auf die Beine.
"Der hintere Gefechtsstand meldet Verletzte", informierte sie der Koordinator. Seit ihrem Aufenthalt auf RS 12 war die Crew um drei Offiziere erweitert worden, die die reibungslose Zusammenarbeit der einzelnen Stationen überwachten und abstimmten. "Man ist auf dem Weg."
Die Verbindung wurde beendet. Lillja zog sich auf die Beine, betastete mit spitzen Fingern ihre rechte Schläfe und fühlte warmes Blut. Aus dem nächsten Beistellwagen nahm sie eine Kompresse und drückte sie für ein paar Sekunden gegen die blutende Stelle.
"Alles in Ordnung?", hörte sie Kalira von der Tür aus, dann war die Daraa heran und nahm Lillja das blutige Tuch aus der Hand. "Fühlen Sie Schwindel oder Übelkeit?" Mit kundigen Handgriffen versorgte sie die Wunde und brachte schließlich ein selbsthaftendes Verbandstück darüber an.
"Geht schon", murmelte Lillja mit leichter Verspätung. Sie fühlte sich etwas benommen, hatte dafür aber nun wirklich keine Zeit. Kalira leuchtete ihr noch kurz mit einer kleinen Stablampe in die Augen, gab sich dann aber damit zufrieden und ließ von ihr ab.
Sie hatten kaum genug Zeit, um ihre Vorbereitungen abzuschließen, als die angekündigten Verletzten auftauchten. Zu Lilljas Schrecken traten Fenric und Azarion ein, die beide benommen wirkten. Der Xhar stütze sich schwer auf den Yndra und stöhnte leise leidend, während Fenric ihn zum nächsten Behandlungstisch führte.
"Was ist passiert?", fragte Lillja gefasst und ging auf beide zu. Ihr eigener Schmerz war verschwunden, Schwindel und Müdigkeit hatten sich soweit zurückgezogen, dass sie den Menschen kaum noch beeinflussten.
"Ein herabfallendes Deckensegment hat seine Hand zerquetscht", antwortete Fenric. Beide Soldaten wiesen oberflächliche Schnitt- und Schürfwunden auf, die kaum erwähnenswert erschienen, wenn man den zertrümmerten Rest von Azarions rechter Hand betrachtete, der blutig aus seiner Uniform ragte.
"Winter!", riss Kalira ihre Aufmerksamkeit auf sich und der Mensch erkannte, dass es noch weitere Verwundete gab.
Ein Soldat hatte den linken Unterarm
Weitere Kostenlose Bücher