Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
verloren und versuchte verzweifelt, den hervorschnellenden Blutstrom mit der verbliebenen Hand zu stoppen. Das Blut veränderte langsam die Farbe zu einem deutlich dunkleren Ton, der ans Violett grenzte. Wenn das passierte waren beide Kreisläufe zusammengebrochen, der Körper würde sich nicht mehr erholen können, auch dann nicht, wenn die Blutung sofort gestoppt und eine Transfusion angehängt wurde. Er würde sterben.
Zwei Unteroffiziere, ein Soldat und ein Techniker, hatten schwere Schäden an Armen und Händen davongetragen. Für sie bestand noch eine Chance.
"Stoppen Sie die Blutung", wies sie Kalira an und deutete dabei auf den Techniker, während sie selbst sich dem anderen Mann zuwandte.
" Gib mir nur etwas gegen die Schmerzen", verlangte Azarion hinter ihr.
"Fenric, zurück auf Ihre Station, man kann Sie dort sicher gebrauchen", sagte sie bestimmt und ohne sich umzuwenden. "Azarion, ich kümmere mich gleich um dich."
"Was ist mit ihm?", fragte Kalira mit bebender Stimme. Sie hatte sich nicht gerührt und starrte auf den totgeweihten Xhar, der zusammengekauert an der Wand neben der Tür lehnte.
"Wir können nichts für ihn tun."
"Wir können ihn doch nicht sterben lassen!"
Lillja hielt nun doch inne und trat mit einem schnellen Schritt zu der Daraa, griff ihren Arm und sah ihr fest in die Augen. "Seine Verletzung ist zu schwer - er hat zu viel Blut verloren. Er war schon tot, als ihm die Hand abgerissen wurde. Sie wissen das . Sie sehen die Farbe! Jetzt reißen Sie sich zusammen und tun, was ich Ihnen gesagt habe - wenn Sie das nicht können, dann verschwinden Sie von meiner Station."
Die Daraa starrte sie an. Wenn sie noch länger warteten, würde es mehr Tote geben. Lillja ließ sie los und eilte zur dem kritischen Patienten und begann mit der Erstversorgung. Endlich reagierte auch Kalira und kam ihrer Aufgabe nach.
Lillja bemerkte, dass Fenric auf der Türschwelle kurz gezögert und die Situation samt Ausgang beobachtet hatte, nun jedoch hinaustrat und hinter der sich schließenden Automatiktür verschwand.
"Er ist stabil", verkündete Kalira nach Kurzem ausdruckslos.
"Gut, übernehmen Sie hier."
Mit schweren Schritten ging Lillja zu dem Sterbenden und kniete sich vor ihn.
"Ich gebe Ihnen etwas gegen die Schmerzen", sagte sie leise und zog eine Spritze aus ihrer Jackentasche, doch der Xhar hob abwehrend die gesunde Hand. Unter ihm hatte sich bereits eine Lache dunklen Blutes angesammelt.
"Es tut mir so leid", flüsterte sie und suchte seinen Blick. "Ich hoffe, Ihr Weg war deutlich zu erkennen und hat zum Wohlgefallen Ihrer Götter geführt."
Wie war sein Name? Ein paar Sekunden sah sie in seine grünen Augen, dann atmete er ein letztes Mal aus und die Pupillen wurden groß und rund und starrten ins Jenseits. Er war tot.
Lillja kämpfte alle aufkommenden Gefühle nieder und stand auf.
"Sie haben ihn einfach sterben lassen", stammelte Kalira. Sie würde die Fassung verlieren, wurde Lillja klar. Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch Azarions schmerzvolles Keuchen lenkte sie ab. Ein kurzer Blick zu dem anderen Verwundeten zeigte ihr, dass für die beiden Unteroffiziere das Schlimmste überstanden war. Glücklicherweise mischte sich niemand in das Gespräch ein. Die beiden sahen nur betreten zur Seite und Azarion schien neben seinem eigenen Schmerz kaum etwas zu registrieren.
"Das sieht schlimm aus", meinte die Sanitäterin mit einem Blick auf das blutige Etwas, das von seiner Hand geblieben war. "Ich gebe dir ein Sedativum, wenn du aufwachst, wird es dir besser gehen."
"Nein", widersprach er gepresst, doch bestimmt. "Ich muss bereit sein. Bring das einfach in Ordnung, ich halte das schon aus."
Lillja nickte und ging los, den kleinen Knochenregenerator herüberzuholen.
"Ich setze eine Lokalanästhesie", wandte Kalira ein. Sie stand in der Nähe der Tür und rang offensichtlich mit sich. "Wir können die Wirkung notfalls binnen weniger Minuten neutralisieren."
"Gut, machen Sie das", ordnete Lillja an und bemerkte zufrieden, dass sich Kalira weit genug im Griff zu haben schien, um de m nachzukommen. Sobald das Mittel injiziert war, brachte sie die zerstörte Hand in Position und ließ sich die Scanergebnisse anzeigen. Fast jeder Knochen war zersplittert.
"Nicht gut?", fragte der Soldat. Seine Stimme war deutlich fester geworden, nun aber voller Sorge.
"Nein."
"Aber nicht irreparabel", fügte die Daraa hinzu und rief eine Datei auf dem Hauptbildschirm auf. "Aber es wird dauern. Ein
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