Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
gibt auch keine Anzeichen für Erkrankungen. Was genau soll ich tun?"
Wieder folgte ein Moment des Schweigens. "Schließen Sie die Türen und verhalten Sie sich ruhig. Ich bin auf dem Weg. Dale Ende."
Etwas verwirrt trat Lillja zurück und sah Nefaris ins Gesicht. Was ging hier nur vor, dass Dale persönlich herkommen musste?
" Sie müssen Ihre Fragen an Captain Dale richten", kam Nefaris ihrer Frage zuvor. Er sprach leise und Lillja glaubte, ein Beben in seiner Stimme zu hören.
Es dauerte quälend lange, bis ihr Kommandant endlich eintraf. Lillja verbrachte die Zeit damit, die Behandlung der Verletzten weitgehend abzuschließen und dann in der Datenbank nach Informationen und Behandlungsvorschlägen für Augenverletzungen zu suchen, musste jedoch feststellen, dass die meisten Daten nicht für sie freigegeben waren.
Schließlich erschien Dales schwarze Erscheinung in der Tür. Sein Blick huschte über die Verwundeten und blieb schließlich auf Lillja ruhen.
" Versorgen Sie Ihren Arm", wies er sie an, während er an den Computer trat und über das Tastenfeld auf irgendetwas Zugriff nahm.
Lillja hatte ihren eigenen Schmerz bislang gar nicht wahrgenommen und ausgeblendet, dass Crelon ihr fast den Arm gebrochen hatte. Sie zog die dünne Jacke aus und besah die Verletzung. Sie war nicht weiter schlimm. Ein Bluterguss zeichnete sich schon deutlich ab und die Haut war berührungsempfindlich, außerdem hatte sie einen fingerlangen Riss davongetragen, der jedoch längst nicht mehr blutete.
Aus einem Schrank nahm sie einen Kompresse und eine Rolle selbsthaftenden Verband und versorgte sich damit. Als sie fertig war sah sie hoch und fing Dales suchenden Blick auf.
"Sie müssen mich nun begleiten", sagte er und schritt schon in den Flur hinaus, um dort auf sie zu warten.
Kaum war sie neben ihn getreten, schlossen sich die Türen hinter ihr und Cpt. Dale deutete auf ein Tastenfeld neben dem Türrahmen.
"Versiegeln Sie den Raum. Der Code lautet 3-3-1-7-F."
Sie tippte die Zahlen ein, war sich bei dem Buchstaben jedoch nicht sicher und fragte: "F?"
" Letzte Zeile, ganz links."
Sie drückte die Taste und beobachtete, wie eine bislang verborgene Leuchte über der Tür aufflammte und in hellem Blau zu blinken begann.
"Wir werden uns auf Deck zwölf begeben", erklärte Dale und begab sich in Richtung des Aufzuges. "Möglicherweise hat ein Geschoss unsere Hülle durchdrungen. Sie werden sich die betreffenden Sektionen ansehen und jeden Raum, den Sie durchqueren mit Ihrem Code versiegeln."
" Ich?", entfuhr es ihr. "Warum ich? Und was ist das für eine Seuche?"
" Tun Sie einfach, was Ihnen befohlen wird!" Seine Stimme war gereizt und auch seine ganze Haltung drückte eine tiefe Anspannung aus, sodass es möglicherweise besser gewesen wäre, jetzt zu schweigen.
" Wenn Sie wollen, dass ich da runtergehe, dann sagen Sie mir, was hier los ist!" Sie hatten den Aufzug erreicht und Lillja war vor der offenen Tür stehengeblieben und sah Dale herausfordernd an.
" Wenn ich will, dass Sie etwas machen, dann gebe ich den Befehl dazu. Und jetzt reißen Sie sich zusammen." Er schob sie kurzerhand in die Kammer und fügte dann hinzu: "Deck zwölf, hintere Shuttlerampe. Machen Sie Meldung, wenn Sie dort sind." Er drückte den entsprechenden Knopf und machte einen Schritt aus der Aufzugkammer hinaus. Die Türen schlossen sich und Lillja fuhr alleine nach unten.
Sie war besorgt und nervös, ihr Herz schlug schnell und die kleine Verletzung ihres Unterarms pochte unaufhörlich. Warum sollte man ausgerechnet sie, die keinerlei militärische Ausbildung genossen hatte und nicht einmal dem gleichen Volk angehörte, mit einer solchen Aufgabe betrauen? Möglicherweise war die Antwort einfach: sie war entbehrlicher als die anderen Crewmitglieder. War das der Grund? Würde sie vielleicht ein Schott öffnen und dadurch eine Explosion auslösen oder gleich in das tödliche Nichts des Universums gesogen werden?
Blödsinn! Sie verscheuchte die paranoiden Gedanken und versuchte, sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Cpt. Dale würde schon seine Gründe haben, gerade sie hier herunter zu schicken. Sie musste ihm und seinen Befehlen einfach vertrauen - zumal ihr kaum eine andere Wahl blieb.
Der Aufzug hielt an und sie trat auf den langen Korridor des zwölften Decks hinaus. Überall waren Spuren der Zerstörung zu sehen. Feuer-, Blut-, und Rußspuren zeugten von dem vergangenen Angriff des Feindes, von dem sie noch immer kaum etwas wusste.
Weitere Kostenlose Bücher