Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
kaum mehr als Abscheu entgegen gebracht.
" Nefaris", rief sie ihren Helfer zu sich. "Machen Sie einen Knochenscan hier und richten Sie den Bruch, wenn Sie einen finden."
Sie wollte sich an ihm vorbei und zu den Neuankömmlingen drängen, doch Nefaris hielt sie zurück. Sein gesundes Auge war geweitet und sie konnte sehen, wie schnell sein Atem ging.
"Alles ist vorprogrammiert", sagte sie leise und beruhigend. "Ich brauche Ihre Hilfe – Sie schaffen das."
Endlich nickte er und ließ sie passieren. Lillja sah sich die verwundeten Männer kurz an und entschied schließlich, dass Crelon Reka am dringendsten Hilfe benötigte.
" Was ist passiert", fragte sie und schob mit der Linken den blutdurchtränkten Stoff der Uniform zurück. Blut und andere helle Gewebsflüssigkeit, stellte sie fest. Ihm blieb nicht viel Zeit. Sie wollte sich dem Medikamentenschrank zuwenden, doch Crelon packte sie plötzlich am Unterarm und drückte zu.
" Mensch", fuhr er auf und übte mehr Druck aus, als sie sich losreißen wollte. "Ich will einen richtigen Arzt." Sie konnte fühlen, wie ihre Haut zwischen seinen Fingern einriss und warmes Blut in den Ärmel ihrer Uniform tropfte.
" Reka, Sie brechen mir den Arm", stieß sie gepresst hervor, doch der Xhar ließ nicht los.
Er war bewaffnet, fiel ihr auf und ohne über ihre Handlung nachzudenken griff sie über ihn und zog mit der freien Hand die Pistole aus seinem Waffengurt.
" Sofort loslassen", wiederholte sie kalt und richtete die Waffe auf sein Gesicht. Sie würde ihn erschießen, wenn nötig.
Endlich ließ er von ihr ab.
"Verfluchter Idiot", murmelte sie, während sie die Waffe in eine Schublade des Medikamentenschranks fallen ließ und zwei Mittel herausnahm. Sie hatte das erste schon angesetzt, als sie sich noch einmal besann und mit flinken Handgriffen die Fixierungsbänder über den verblüfften Crelon spannte, die unter jedem Behandlungsbett angebracht waren. Als das getan war setzte sie die Behandlung fort.
Während der wenigen Tage ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, genau diese Art von Verletzung zu behandeln. Sie wusste, was zu tun war und es dauerte nicht lange, bis die Blutungen aufhörten und der kritische Moment vorüber war. Niemand würde hier sterben. Außer Dragin vielleicht – aber das war sicher nicht ihre Schuld gewesen.
Sie versorgte die Verbrennungen und Schnitte der anderen notdürftig und wandte sich dann dem Patienten im hinteren Teil der Station zu. Der Scan zeigte an, dass das linke Bein mehrfach gebrochen und der Knochenkopf zertrümmert war. Kein Wunder, dass er nicht mehr hatte laufen können.
" Das wird wieder", sagte sie so aufmunternd sie nur konnte und wählte die passende Einstellung im Rekonstruktionsgerät.
Sie gab ihm ein Mittel gegen die schlimmsten Schmerzen und startete dann den Wiederaufbau.
Die Xhar waren ein überaus robustes Volk und ihre Technik so hoch entwickelt und idiotensicher entworfen, dass sie es wirklich geschafft hatte.
Das Summen der Komm holte sie aus ihren Gedanken zurück. Trotz aktiver Sprachsteuerung ging sie herüber und drückte den Knopf. Ihre Finger hinterließen dabei einen blutigen Abdruck. Sie hatte keine Handschuhe an, fiel ihr plötzlich auf. Niemand hatte je etwas von Handschuhen gesagt. Ein Hauch von Panik kroch nun doch in ihr hoch, doch sie fasste sich schnell wieder und sprach in das flache Gerät:
" Krankenstation hier."
" Dale hier, wie ist die Lage bei Ihnen?"
Sie ließ ihren Blick kurz durch den Raum schweifen. "Fünf Verletzte und Dr. Dragin ist tot."
Schweigen. "Wie ist das passiert?"
" Ich bin mir nicht sicher. Er war tot, als ich die Krankenstation erreichte."
" Sind Sie sicher?"
" Ja." Ihr fielen etwa ein Dutzend anderer Antworten ein, die weitaus wortreicher gewesen wären und deutlicher zum Ausdruck gebracht hätten, wie wenig sie von dieser Frage hielt, aber sie entschied sich, diese besser für sich zu behalten.
" Führen Sie das Seuchenprotokoll durch."
Sie hörte, wie jemand näher kam und erkannte Nefaris hinter sich. Sein gesundes Auge war noch immer stark geweitet und seine Haltung war so angespannt, als würde es ihn innerlich zerreißen.
Sie wandte sich von der Komm ab, damit nur Nefaris ihre nächsten Worte hören konnte.
" Ist das Angst oder nur die Auswirkung der Verletzung?", fragte sie ehrlich besorgt.
" Angst", antwortete er ebenso leise. Sie nickte und wandte sich wieder der Gegensprechanlage zu.
" Ich habe nie etwas von einem solchen Protokoll gehört. Aber es
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