Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
gelegen hatte. Auch war von dem blutigen Ding, von dem sich Dragin befasst haben musste, keine Spur mehr zu finden.
Lillja hatte Nefaris danach gefragt, doch keine Antwort erhalten. Es war merkwürdig und beunruhigend und doch vorerst nichts, worauf sie Einfluss nehmen konnte.
Nach der Aufregung kamen nun langsam Erschöpfung, Kälte und Schmerzen auf. Die Ärmel ihres S hirts waren von Blut getränkt und klebten unangenehm auf der Haut, während die Wunde ihres linken Unterarms pochte und auf jede Berührung empfindlich schmerzte.
Sie wollte nur noch duschen und saubere Kleidung anlegen - vielleicht auch etwas essen und ein paar Stunden schlafen. Vorerst sah es jedoch nicht so aus, als würde sie sich auch nur einen dieser Wünsche erfüllen können.
Im Laufe der fo lgenden sechs Stunden waren immer mehr leichte Verwundungen hereingekommen. Hauptsächlich Prellungen, Schnitte und leichte Verbrennungen. Nichts Ernstes soweit - einfache Verbände, Wundkleber und Regeneratoren reichten zumeist vollkommen aus. Unter den Leichtverletzten war auch Cor gewesen, der von einem schlecht gesicherten Torpedogehäuse getroffen worden war, das sich aus seiner Verankerung gelöst hatte.
" Ein Glück, dass das Ding nicht explodiert ist", meinte sie und ließ den Scanner über sein linkes Bein laufen. Einige Knochen im Mittelfuß waren gebrochen. Sie kannte die Bezeichnung dieser nicht, erkannte aber im Scanner erneut die deutlichen Unterschiede zwischen ihren Händen und Füßen und jenen der Xhar.
Sie ließ sich eine Umzeichnung eines gesunden Fußes auf dem kleineren Bildschirm zeigen und gab die entsprechenden Einstellungen in den Knochen regenerator ein, der daraufhin mit seiner Arbeit begann. Mit Skalpell und Kanüle richtete das Gerät den Bruch und löste die Schwellung auf.
Lillja war schon vor Stunden klar geworden, dass sie nicht ausreichend Schmerzmittel für alle Verwundeten an Bord hatten und so war sie dazu übergegangen, nur dann etwas zu verabreichen, wenn es wirklich notwendig erschien - wenigstens hatte Dr. Dragin sie in diesem Punkt nicht belogen. Die meisten Xhar waren außerordentlich hart im Nehmen und ertrugen die Schmerzen tapfer und lautlos.
" So schnell gehen sie nicht hoch", nahm Cor ihre Bemerkung auf. Er wirkte erstaunlich gelassen und erschien fast entspannt. Auch die Schmerzen ertrug er mit beachtlichem Gleichmut und schenkte dem Apparat keine weitere Aufmerksamkeit.
" Aber Sie sehen nicht allzu gut aus", fügte er nach einem Moment hinzu.
" Schmeichelhaft", gab sie zurück und begutachtete die Arbeit des Regenerators.
" Sie sollten sich ein wenig ausruhen. Wir haben die kritischen Regionen noch nicht verlassen - sollte es zu einem erneuten Angriff kommen, brauchen wir Sie fit und konzentriert."
Er hatte Recht und sie wusste das auch, dennoch sagte sie: "Es kommen noch immer Verletzte, außerdem muss Reka überwacht werden, ebenso wie Nefaris' Auge."
Cor nickte, ließ den Blick durch den Raum schweifen und blieb an einem Soldaten haften, der gerade einen kleinen Schnitt an der Hand selbst versorgte.
"Sorgen Sie für jemanden, der in den nächsten zehn Stunden die Station übernimmt", wies er den Xhar an, der nickte und sich augenblicklich der Kommstation zuwandte.
" Ich bringe Sie zu Ihrem Quartier, Lillja." Cor stand auf, bewegte den behandelten Fuß und zog, scheinbar mit dem Ergebnis zufrieden, den schweren Stiefel über. Dann schob er Lillja einfach aus der Krankenstation heraus.
" Wer hat uns angegriffen?", wollte sie wissen, während sie den Lift ansteuerten.
" Der Feind", gab Cor leise zurück.
" Sicher - der namenlose Feind", erwiderte sie säuerlich.
" Es gab nie diplomatische Beziehungen zwischen unseren Völkern - niemand weiß, wie sie sich selbst nennen. Es ist auch nicht wichtig. Man braucht keinen Namen. Die Daru nennen sie Nesuka, das bedeutet wohl in einer ihrer älteren Sprachstufen 'Bringer der Krankheit'. Vor ein paar Jahren sah es so aus, als würde sich ein ähnlicher Name aus dem vergangenen Wortschatz meines Volkes durchsetzen, aber das war in den Augen des Oberkommandos unangebracht - immerhin wählen wir unsere eigenen Namen aus dieser Sprache."
" Wirklich? Und was bedeutet Ihr Name?"
Sie erreichten den Fahrstuhl und Lillja rief die Kabine.
" Das ist… persönlich."
" Wie kann die Bedeutung persönlich sein, wenn offenbar jeder Ihres Volkes darum weiß?" Sie sah Cor kritisch an und bemerkte, dass er sich ein wenig unwohl zu fühlen schien.
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