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Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Titel: Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.T. Spreckelsen
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freundlicher, aber sie unterbrach ihn sofort:
    " Ich möchte jetzt wirklich etwas alleine sein. Bitte. Ich möchte duschen, schlafen und ein paar Augenblicke in der Vergangenheit verbringen."
    " Natürlich." Er wandte sich zum Gehen, blieb jedoch noch einmal stehen und fügte leise hinzu: "Es wird einfacher und jeden Tag etwas erträglicher…"

KalaTaan 9
     
    Unbewusst fuhr Siran Kaz'Dun die dünne Narbe nach, die knapp über der linken Augenbraue begann, über die Nasenwurzel verlief und auf Höhe des rechten Jochbeins endete. 'Das wird dich an mich und deine Taten erinnern' , hatte die sterbende Frau gesagt. Den blutigen Glassplitter hatte sie in den zitternden Fingern gehalten, während das Leben aus ihr herausgeflossen war. Ihre Stimme jedoch war fest gewesen, auch wenn ihre Worte nur schwer verständlich gewesen waren, weil die Sprache fremd für sie gewesen war. Ob sie geahnt hatte, dass sie mit diesem verzweifelten Akt eine so weitreichende Entwicklung angestoßen hatte?
    Natürlich hatte er den Schnitt sofort behandeln lassen und damit das Schlimmste verhindert, doch hatte man es nicht verhindern können, dass sich, trotz aller Vorsicht, eine feine Narbe gebildet hatte. Viele Jahre hatte er sie dafür gehasst, dass sie sein Gesicht entstellt hatte – doch dann... dann war es passiert und alles hatte sich verändert. Die lächerlichen Ideale und Prioritäten seiner Spezies waren in den Hintergrund getreten, hatten sich vor der Wahrheit zurückgezogen, die ihren Weg in sein Bewusstsein schon damals angetreten hatte.
    Wie abgesprochen erwartete Zira'aa Suraas ihn bereits am Fuß der steilen Treppe, die sich in engen Windungen bis in den vierunddreißigsten Stock schraubte. Sie war eine ansehnliche Erscheinung, hochgewachsen, gertenschlank und mit den richtigen Rundungen an den richtigen Stellen. In einem ander en Leben hätten ihn ihre türkisgrünen Augen fasziniert und ihre langen Locken ihm unzüchtige Gedanken abverlangt – doch er durfte sich nicht ablenken lassen. Nicht einmal von den tiefroten Lippen oder der durchscheinenden Kyra, die ihre Reize mehr unterstrich, als sie zu verhüllen. Das leichtfallende Gewand bestand aus einem einzigen, langen Tuch, das in komplizierter Weise gewickelt wurde, um schließlich über der linken Schulter mit einer Spange aus Edelmetall verschlossen zu werden. Zira'aa hatte sich an diesem Tag für einen Stoff in schimmerndem Goldgelb entschieden, das von einer kobaltfarbenen Fibel gehalten wurde. Die Farben des vergessenen Traumwebers, erkannte er, eines fast vergessenen Gottes, der in den alten Tagen stark verehrt wurde, da man glaubte, er würde die nächtlichen Träume mit Visionen füllen. Mit dem Fortschreiten der Technik war der alte Glauben jedoch zunehmend in den Hintergrund getreten und wurde von zweifelhaften Erkenntnissen und Wahrheiten der Alliierten verdrängt. Heute gab es nur wenige, die sich noch an die alten Wege erinnerten, die ihr Volk einst gezeichnet hatte.
    "Alles ist bereit", sagte sie leise, als er an ihr vorbeiging. Während der kurzen Begegnung konnte er die Hitze ihres Körpers durch den Stoff fühlen und ihr schwaches Parfum riechen.
    In einem anderen Leben, schoss es ihm durch den Kopf, doch er gestattete sich nicht, den Gedanken zu seinem Ende zu verfolgen. Es gab kein anderes Leben mehr für ihn. Es gab nur das Hier und Jetzt.
    Er lächelte ihr flüchtig zu und betrat die Treppe. Im Vorbeigehen hatten sich ihre Hände kurz berührt – für einen flüchtigen Beobachter mochte es wie ein kurzer Flirt gewirkt haben, doch der kleine Gegenstand, den er aus ihrer Hand entgegengenommen hatte, zeugte von etwas ganz anderem...

8
     
    Nach einer kurzen Dusche war sie wie tot in ihre Kissen gefallen und augenblicklich eingeschlafen. Ihre Träume waren wirr und grausam gewesen - wie in jeder Nacht seit dem Angriff auf die Erde. Ihr Geist zeigte ihr immer wieder Bilder ihres Hauses und des Gartens, der etwas verwildert wirkte, aber ihre persönliche kleine Oase gewesen war. Sie sah ihren Hund auf dem Rasen liegen und wie wild auf einem Ball herum beißen, der dabei so laut quietschte, dass sie oftmals befürchtet hatte, die Nachbarn würden sich noch beschweren. Plötzlich wurde die Idylle von einem Etwas zerrissen, das dröhnend über die Dächer raste und dann in der Ferne mit lautem Donnern einschlug. Dann raste aus dem Norden eine Wand aus Feuer heran. Der Hund ließ den Ball fallen. Dann war das Feuer heran und verschlang das Bild.
    Die Luft

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