Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Nüsse halten, aber einen grundlegenden Intellekt sollten Sie uns nicht absprechen."
" Eine Horde hohler Nüsse", wiederholte Dale nachdenklich, als käme keine brauchbare Übersetzung bei ihm an. "In Ordnung", räumte er schließlich ein. "Ich werde mir Ihre Bitte durch den Kopf gehen lassen." Er ging.
Lillja ließ sich auf ihr Bett sinken und saß einen Moment lang einfach da. Irgendwann griff sie erneut an ihren Hals und fuhr über die Einstichstelle, es tat ein bisschen weh und sie konnte einen Tropfen getrockneten Blutes ertasten. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es noch fast zwei Stunden bis zum Frühstück waren, doch sie bezweifelte, dass sie wieder in den Schlaf finden würde - und selbst wenn, so erwarteten sie nur Albträume.
Sie hatte vielleicht fünf Stunden geschlafen und dank der Ablösung blieben ihr weitere fünf, bis sie sich wieder auf der Krankenstation melden musste. Ein paar Minuten saß sie einfach auf ihrem Bett und starrte die Matratze über sich an, dann schwang sie sich doch heraus und zog eine halbwegs saubere Uniform an. Es war die letzte, die sie zwischen den anderen Dingen vom Boden aufsammeln konnte. Nach ihrer Schicht würde sie sich um saubere Kleidung kümmern müssen.
Nach einem Besuch auf der Krankenstation, bei dem sie erfreut feststellte, dass niemand gestorben war und auch keine weiteren Patienten hinzugekommen waren, die eines längeren Aufenthalts bedurften, machte sie sich auf den Weg nach Deck eins.
Raum 11 1 lag vor ihr und Lillja stellte überrascht fest, dass es sie tatsächlich Überwindung kostete, den Rufknopf zu drücken. Anstelle einer Antwort glitten die Türen einfach auf und Lillja sah Cpt. Dales Bereitschaftsraum nahezu unverändert vor sich liegen.
Der schwarzhäutige Xhar stand vor der großflächigen Projektion an der hinteren Längswand und sah auf das dargestellte Bild des Alls hinaus, das die Sensoren aufnahmen und hier wiedergaben.
" Kommen Sie herein", sagte er und betätigte einen Schalter, der die Tür hinter ihr schloss und gleichzeitig das Licht dimmte, während sich das Abbild des Alls verdunkelte und nach einem kurzen Moment einen Planeten zeigte. Lillja erkannte ein kleines Meer, das von Landmassen und großen Gebieten aus Eis und Schnee umgeben war. Wenn man die Erde als den 'Blauen Planeten' bezeichnete, dann hätte dieser sicherlich den Namen 'Weißer Planet' verdient.
" Ankur, die Heimat meines Volkes – so weit von der Erde entfernt, dass das Licht unserer Sonne, die an dem Tag, als diese Aufnahme gemacht wurde, unser Meer erleuchtet hat, noch unzählige Jahre brauchen wird, bis es Ihren Planeten erreicht. 46.000 Jahre Zivilisation formten unsere Heimat. Wir erschlossen den Kontinent, das Meer, unsere beiden Monde und viele andere Planeten. Allein auf Ankur lebten siebenundzwanzig Milliarden Xhar."
Bei dieser Zahl sah Lillja ihn überrascht an.
" Ankur ist größer als die Erde und mein Volk hat sich nicht nur auf die Nutzung der Oberfläche beschränkt. Vor 97 Jahren kam der Feind." Dale tippte etwas in das Bedienfeld und das Bild veränderte sich. Sie sah noch immer den Planeten, doch nun waren deutliche Krater auf der Oberfläche zu erkennen, die an rote, schwelende Wunden erinnerten.
" Zunächst griffen sie uns mit normalen Waffen an, die eine gewaltige Zerstörungskraft hatten. Wir erlebten große Verluste, konnten die Angreifer aber zurückdrängen und unsere Heimat sichern. Im zweiten Jahr verloren wir plötzlich den Kontakt zu einer Raumstation am äußeren Rand unseres Territoriums. Nachforschungen ergaben, dass alle dort Lebenden plötzlich gestorben waren. Eine Art Krankheit hatte sie getötet. Siebenundvierzig Tage später schlug eine einzelne Bombe auf Ankur ein. Sie hatten Dutzende kleiner Jäger geschickt, die klein und wendig waren. Nur einer schaffte es durch unsere orbitale Verteidigung. Die Bombe war klein, hatte kaum den Bruchteil der gewöhnlichen Explosionskraft, aber Zerstörung dieser Art war nicht ihre Aufgabe gewesen. Der Feind hatte eine Waffe entwickelt, die meine Leute binnen weniger Tage tötete und dabei ungeheuer ansteckend ist. Bereits drei Tage nach dem Einschlag waren zwanzig Milliarden Xhar tot. In den nächsten Jahren stab fünfundachtzig Prozent meiner Spezies aus.
Wir hatten die stärkste Flotte, die größte Armee, das weitläufigste Territorium und die meisten Kolonien – nun gibt es kaum noch eine Milliarde von uns und die Seuche bedroht uns noch immer. Trotz unseres Fortschritts
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