Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
gibt es keine Behandlung, kein en Schutz."
" In über neunzig Jahren konnten Ihre Wissenschaftler nichts finden?"
Bei all den technischen Möglichkeiten, über die dieses Volk verfügte, konnte Lillja sich kaum vorstellen, dass das wahr sein konnte.
" Kaum denkbar, nicht wahr? Und trotzdem ist es so. Ressourcen und ausgebildete Fachkräfte gehen uns aus, ebenso wie sichere Gebiete.
Nach jedem Gefecht und jedem Kontakt zu anderen Schiffen oder Stationen wird ein Scan durchgeführt und bestimmte Orte – etwa mögliche Einschlagpunkte – werden zusätzlich manuell untersucht. Die Handscanner sind weit empfindlicher, als die schiffsweiten Sensoren der Ro'ha. Bei den kleinsten Auffälligkeiten tritt eine mehrtägige Quarantäne in Kraft. Meist infiziert und tötet die Seuche binnen weniger Stunden, aber es wurden schon Fälle bekannt, in denen es drei Tage dauerte, bis erste Symptome auftraten und weitere Tage, bis die Infizierten starben."
" Und hier gab es Auffälligkeiten?"
" Ja. Die nächsten Tage werden zeigen, ob wir sterben werden. In diesem Fall liegen Instruktionen für Sie bereit."
" Für mich?"
" Ja – Menschen sind immun. Deswegen sind Sie an Bord meines Schiffes."
" Weil ich kontaminierte Bereiche gefahrlos betreten kann", fasste Lillja zusammen. "Wäre ein ausgebildeter Soldat dafür nicht besser gewesen – oder ein Arzt zumindest, wenn die Hauptaufgabe die Krankenstation ist?"
" Sicher", antwortete Dale und sah seinen Planeten dabei an. "Wobei unsere medizinischen Geräte so designt sind, dass es keiner Ausbildung bedarf, sie zu bedienen. Die Leben unserer Soldaten sind zu wichtig. Aber die Ro'ha ist ein altes Schiff und unsere Missionen sind nicht von überragender Wichtigkeit. Wichtig genug, um einen Menschen zu bekommen, aber die Top-Kandidaten befinden sich auf bedeutsameren Schiffen."
" Dann bin ich wohl besser als nichts." Es war nicht schön, so etwas zu hören, aber es schien die Wahrheit zu sein und alleine dafür war Lillja dankbar.
" Sehr viel besser." Er drehte sich zu ihr um und maß sie mit einem langen Blick. "Sie haben Ihre Aufgabe bislang gut erfüllt – besser, als ich erwartet hatte. Wenn wir die nächsten Tage überleben, steht uns einiges bevor."
Lillja nickte und sah wieder zum Abbild Ankurs. Es wäre wirklich schön gewesen, diesen Planeten und seine Zivilisation wirklich sehen zu können.
" Es tut mir leid, dass Ihr Volk so einen grauenhaften Verlust erleiden musste."
Cpt. Dale sah sie noch immer an und Lillja wusste, dass er zu ergründen versuchte, was in ihr vorging.
" Ich hoffe, die Erde muss unser Schicksal nicht teilen", sagte er schließlich. "Nehmen Sie nun Ihren Dienst wieder auf. Einige medizinische Daten sind für Sie nun frei und durch die Übersetzung gelaufen."
" Danke." Sie machte sich auf den Rückweg, doch Dale hielt sie zurück:
" Und – Mensch, mir gefällt die Bezeichnung 'hohle Nuss', auch wenn ich etwas recherchieren musste, was das bedeuten soll. Ich halte Menschen nicht für hohle Nüsse – zumindest nicht alle. Dennoch müssen Sie akzeptieren, dass die Befehls- und Informationskette einen Sinn hat."
" Das ist sicher richtig", antwortete sie im Gehen und konnte hören, wie sich die Tür hinter ihr wieder schloss…
9
Auf dem Rückweg meldete sich auch endlich der Hunger, also entschied sie sich vorläufig gegen die Krankenstation und für den Speisesaal.
Deck drei war deutlich belebter, als sie es für diese Zeit erwartet hatte. Sie betrat den großen Raum und erblickte eine kleine Gruppe von Technikern, die um einen Stehtisch herumstanden und etwas tranken. Vermutlich ein anregendes Getränk, das am ehesten mit Kaffee zu vergleichen war. Ein Kaffee wäre jetzt wirklich schön, kam es ihr in den Sinn, oder zumindest ein Tee oder eine Cola - aber so etwas gab es hier nicht. Lediglich Wasser und einen Brei aus Kartoffeln, Getreide und Vitaminpräparaten. Ein wenig einseitig, aber durchaus sättigend und besser schmeckend, als man es vermuten würde, wobei der allgegenwärtige Erbsengeschmack sicher nicht jedermanns Sache war.
Lillja durchquerte den Raum und trat an eine lange Reihe fest verbauter Schränke heran und öffnete jenen, von dem sie wusste, dass er für sie genießbare Lebensmittel enthielt. Sie nahm die Reste, die von ihrer letzten Mahlzeit geblieben waren, heraus und setzte sich damit an einen der Tische.
Lustlos stocherte sie in der braunen Pampe herum und spülte ein paar Bissen mit reichlich Wasser herunter. Ob
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