Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
sprangen.
Lillja s Herz raste, als sie die knappen zwei Meter nach unten sprang und ihr Aufkommen bestmöglich abzufedern versuchte.
Der Boden war mit einem unnachgiebigen Eispanzer überzogen, der so hart gefroren war, dass nicht einmal der Antrieb des Shuttles darüber für Verwirbelungen sorgte. Nur dort, wo die senkrechten Steuerdüsen auf den Boden zeigten, blieben aufgetaute Trichter zurück, die jedoch sofort zufroren, als Crelon die Position verließ.
" Los", hörte sie H'Regas Stimme sagen. Er machte ein paar Handzeichen, deren Bedeutung Lillja nicht ganz klar waren, jedoch dazu führten, dass sich die Soldaten verteilten.
Das Gehen war schwer. Es fühlte sich an, als hätte man ihr Gewichte an die Knöchel gebunden und den Rucksack mit Steinen gefüllt. Schon nach wenigen Schritten hörte sie das Blut in den Ohren rauschen.
Cor, der sich an die Spitze gesetzt hatte, blieb stehen und hob die Rechte, während er auf die Anzeige an seinem linken Unterarm sah.
Sie war dankbar für die Unterbrechung.
" Der Scanner zeigt an, dass sich die Absturzstelle hinter der nächsten Anhöhe befindet", hörte sie seine Stimme leise sagen. "Es werden keine Bewegungen angezeigt, aber der Untergrund scheint instabil."
" Schlägst du eine Umgehung vor?", fragte H'Rega und Lillja sah, wie Cor daraufhin etwas in seinen Scanner tippte, ehe er sagte:
" Nein, eine Umgehung ist nicht möglich. Ich schlage vor, den Abstand zwischen uns zu vergrößern."
" Einverstanden."
Augenblicklich fächerten die Soldaten etwas weiter auseinander, sodass nun mehrere Meter zwischen ihnen lagen. Die Männer hatten sich rautenförmig um sie formiert, sodass sie im Zentrum ging, während Azarion und H'Rega rechts und links neben ihr waren, blieb Cor an der Spitze und Inso ließ sich hinter sie fallen.
Während sie sich wieder in Bewegung setzten, machte sich ein wirklich ungutes Gefühl in ihr breit und als sie sich endlich bis zur Hügelkuppe hinauf gequält hatten, wurde es zur Gewissheit . War der Weg bislang von Felsen und gelegentlich auftretenden schmalen Spalten geprägt gewesen, so sah sie nun eine Landschaft, die einem Fantasy-Film entsprungen sein konnte. Wenige Meter unter ihnen befand sich eine spiegelglatte Eisplatte, die eine etwa einhundert Meter im Durchmesser fassende Ebene zwischen den Hügeln ausfüllte, sich nach Süden (falls es denn Süden war) verjüngte und zwischen aufragenden Felsen verschwand. Unter dem Eis, das Lillja auf etwa zwei Meter Mächtigkeit schätzte, bewegte sich schnell fließendes Wasser.
" Wie kann das sein?", murmelte sie ergriffen, nicht beachtend, dass ihre Gefährten jedes Wort mithören konnten, da die Kommverbindung mittels Stimmenaktivierung eingeschaltet wurde.
" Kommen Sie", riss Azarion sie aus dem Staunen und deutete dabei auf die gegenüberliegende Seite. Lillja folgte seinem Hinweis und endlich entdeckte auch sie das abgestürzte Schiff. Es hatte sich zum größten Teil in das Eis des angrenzenden Hügels gegraben, während die Unterseite die Eisdecke durchschlagen hatte und dabei bis zur Hälfte eingesunken war. Wäre das Schiff intakt und voll sichtbar gewesen, so hätte es vermutlich eine bauchig-ovale Form, ohne sichtbare Tragflächen oder Antriebsgondeln - zumindest wies nichts, was sie jetzt sehen konnte, auf etwas Vergleichbares hin - gehabt.
Wenn nicht deutlich mehr unter dem Eis vergraben war, als es den Anschein machte, war das Schiff nur etwa halb so groß wie die Ro'ha - zumindest was Länge und Breite betraf und schien über deutlich einiger Decks zu verfügen, ging man von einer vergleichbaren Raumhöhe aus.
Sie gingen den Hügel hinunter und traten auf das Eis hinaus. Lillja konnte das Wasser unter sich rauschen hören und kämpfte mit rasendem Herzen gegen die Angst einzubrechen und zu ertrinken. Vermutlich würde sie ihr Anzug sogar gegen Letzteres schützen - vorerst.
Sie verdrängte die Angst und richtete den Blick auf das feindliche Schiff. Es schimmerte hellblau in der Sonne, wobei sie nicht sagen konnte, ob es sich um die Farbe des Außenmaterials oder um eine Art Lackierung handelte.
Sie löste den Blick und sah zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Hinter dem Hügel war ein Ausschnitt des Planeten aufgetaucht, den der Mond umkreiste. Wie ein feuriges Auge hing er dort. Riesig, rot und unbestimmt gefährlich. Sie konnte mit bloßem Auge einen gewaltigen Wirbel ausmachen, der über seine Oberfläche wütete. Ein wirklich ungastlicher Ort - und
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