Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
schreckliche Dinge gesehen und getan, aber es hatte trotzdem immer wieder schöne Augenblicke gegeben, in denen sie ihren Freunden nahe gewesen und in denen sie glücklich gewesen war.
Besonders Fenric löste noch immer ein seltsam vertrautes Gefühl in ihr aus, das sicherlich mit den besonderen Fähigkeiten der Yndra zusammenhing. Sein Volk war bei der Fortpflanzung auf die Kooperation einer anderen Spezies angewiesen, was den Yndra einen recht schlechten Ruf eingehandelt hatte, jedoch auch dazu führte, dass sie empathischer als andere waren.
Sie schob den Gedanken von sich, als sich Azarion meldete:
"Wir sollten in der Nähe sein - wie weit habt ihr euch von unserer Ausgangsposition entfernt?"
"Nicht weit", sagte sie, als H'Rega keine Anstalten machte, das Wort zu ergreifen. Lillja stand auf und streckte die müden Beine, dann kletterte sie vorsichtig an die Oberfläche und betrachtete ihre Umgebung, bis sie eine Bewegung rechts von sich wahrnahm und drei Gestalten entdeckte, die sich langsam auf sie zubewegten.
Es ging ihnen wirklich gut. Lillja ging den Soldaten mit ein paar schnellen Schritten entgegen und musste gegen den Impuls ankämpfen, Cor, der ein Stück vorweg ging, zu umarmen.
"H'Rega ist noch im Tunnel, er wird Hilfe brauchen", sagte sie stattdessen und Cor nickte knapp, legte ihr im Vorbeigehen jedoch flüchtig die Hand auf die Schulter, ehe er sich dem eingestürzten Tunnel zuwandte.
Fenric schien zu ahnen, was in ihr vorging und zog sie kurz an sich, hauchte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn und sah ihr in die Augen.
"Du hast uns einen ordentlichen Schreck eingejagt", sagte er leise. Sie erwiderte die Umarmung und genoss für einen Moment einfach die Berührung und den Umstand, dass sie alle überlebt hatten.
"Ich habe die Einschläge bis zum Khuna gefühlt", kommentierte Azarion, während er an ihnen vorbeiging und Cor folgte. "Der Berg ist über dir zusammengestürzt und trotzdem bist du hier."
Der junge Soldat schüttelte den Kopf und lachte plötzlich.
"Ich weiß gar nicht, warum sich alle immer solche Sorgen um dich machen, Lillja", fuhr er fort, ohne sich umzuwenden. Seine Stimme war etwas lauter geworden, offenbar ging er nicht davon aus, dass sie ihm folgten. "Du bist unzerstörbar. Oh ja, Lillja, die Unzerstörbare, das hört sich gut an. Da wären wir wohl wieder an dem Punkt, an dem ich mir Gedanken über eine Kariere als Poet machen sollte!"
Er hatte den Einbruch erreicht und nahm den Rucksack von den Schultern, ehe er mit sicheren Schritten im Tunnel verschwand.
Sie musste lächeln und sah seiner Gestalt einen Moment lang nach. Azarion war ein guter Freund, in seiner Nähe schien alles irgendwie leichter zu ertragen, sogar der Umstand, dass irgendjemand sie bombardiert hatte.
"Ich habe gesehen, wie euer Schiff abgestü rzt ist", sagte sie schließlich an Fenric gewandt und bewegte sich langsam in Richtung der Xhar. "Habt ihr irgendwie erfahren können, wer euch angegriffen hat?"
"Ja."
Vor ihnen traten Azarion und Cor, die H'Rega zwischen sich hielten, an die Oberfläche und brachten etwas Abstand zwischen sich und den unsicheren Grund, setzten dann den blassen Xhar ab und winkten Lillja und Fenric zu sich.
"Wir werden eine Trage brauchen", meinte Cor und sah skeptisch auf den Verwundeten. Er und die anderen hatten glücklicherweise nur kleinere Verletzungen davongetragen, Platz- und Schürfwunden und sicherlich auch ein paar schmerzhafte Prellungen, aber nichts Ernstes, soweit sie das bislang beurteilen konnte.
"In den Trümmern finden wir sicher etwas, woraus wir eine bauen können", schlug Lillja vor und zog ihren Scanner, um H'Regas Zustand zu prüfen. Er war sichtlich angeschlagen und litt Schmerzen, doch die gebrochene Gesichtsplatte sah schon viel besser aus und auch der Verband um seine Wade war noch immer weiß.
"Was machen seine Verletzungen", fragte Cor leise und trat an ihre Seite, um auf die Anzeige zu sehen.
"Was schon", gab der Lt. Commander an ihrer Stelle barsch zurück, "sie heilen und mit etwas Hilfe kann ich laufen. Wir brauchen keine Trage!"
"Keine Infektion, keine Blutungen", bestätigte Lillja. "Bei dieser Selbstheilungsrate scheint meine ganze Ausstattung auf der Ro'ha gar nicht mehr so notwendig."
"Das V98 trägt viel dazu bei", ergriff Fenric das Wort und nahm ihr das Gerät aus den Händen. "Außerdem stehst du einem geborenen Soldaten gegenüber, das ist noch einmal etwas ganz anderes. Ein normaler Xhar wäre wahrscheinlich
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