Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
sie und packte die Metallplatte mit beiden Händen. Der Yndra nickte, griff ebenfalls danach und schleuderte sie mit einer Kraftanstrengung zur Seite. Augenblicklich schoss eine dünne, pulsierende Blutfontäne aus ihrem Oberschenkel und pumpte mit beunruhigender Ähnlichkeit zum Herzschlag das Blut aus ihrem Körper.
Geschockt starrte sie auf die verletzte Schlagader. Fenric überwandte seinen Schrecken als Erster und presste die Hand auf die Wunde. Es tat überraschend wenig weh, kam es ihr absurderweise in den Sinn, während sie mit bizarrer Faszination betrachtete, wie ihr Blut zwischen seinen grün-schwarz gemusterten Fingern rann.
"Verflucht", murmelte der Yndra.
"In meinem Quartier steht eine Notfalltasche", sagte sie eindringlich und suchte seinen Blick. Sie richtete sich in eine sitzende Position auf, lehnte den Rücken gegen die Seitenwand und schob ihre Hand unter seine, um den Druck auf dem Schnitt aufrecht zu halten.
"Hol sie."
Er nickte, sprang wankend auf und verschwand aus ihrem Blickfeld. Es war ungeahnt schwierig, genug Kraft aufzubringen, um die Blutung wenigstens dürftig in den Griff zu bekommen. Sie konnte ihren eigenen Puls fühlen, der gegen ihre Handfläche pochte und versuchte, das Leben aus ihr herauszudrücken. Aber so würde sie nicht sterben, verlangte sie gedanklich von sich, den Göttern und dem Schicksal. Sie hatte die Vernichtung der Erde und all die Gefahren und Schrecken der vergangenen vier Monate nicht überstanden, um jetzt und hier zu verbluten.
Endlich kam der Soldat zurück. Er hie lt die kleine Schultertasche in den Händen, während er sich neben ihr auf die Knie sinken ließ und den Verschluss aufriss.
"Keine Verbände?", fragte er gehetzt und wühlte im kargen Inhalt, um die Tasche schließlich einfach auszukippen. Ein kleiner Wundtacker, zwei Einheiten des Gefäßklebers V98 und ein paar andere Medikamente fielen zu Boden. Nach kurzem Zögern griff er nach dem V98 und sah sie fragend an. Lillja hatte keine Ahnung, ob das Medikament für Menschen verträglich war - sie hatte sich in all den Wochen stets nur mit der Versorgung ihrer Kameraden beschäftigt - sie hatte keine Vorstellung, wie sie sich bei eigenen Verwundungen verhalten sollte.
"Tu es einfach", verlangte sie und zog die Hand weg. Sofort spritzte das Blut aus dem Schnitt hervor und Fenric beugte sich über sie, schüttelte das Fläschchen mit dem Sprühaufsatz und sprühte den Inhalt in die Wunde. Ein grausamer Schmerz explodierte in ihrem Bein und raubte ihr für einen Moment alle Sinne. Dann ebbte das Brennen langsam ab.
"Es funktioniert", sagte Fenric erleichtert und räumte die Tasche wieder ein.
"Gib mir den Scanner", verlangte Lillja mit zitternder Stimme und streckte die Linke aus. Das kleine Gerät war in einem Seitenfach verstaut und folglich nicht mit dem restlichen Inhalt auf dem Boden gelandet. Der Yndra holte es heraus, nahm die Schutzkappe ab und reichte es ihr. Sie ließ den blauen Strahl über seinen Schädel laufen und erkannte erleichtert, dass der Knochen keine großen und offensichtlichen Frakturen davongetragen hatte. Dann richtete sie das Gerät auf sich selbst.
"Keine Brüche, keine Organschäden", kommentierte sie, nahm ihm die Schutzkappe aus der Hand - hielt dann jedoch inne und startete einen Seuchenscan. Negativ. Erleichtert schloss sie das kleine Gerät und verstaute es in der Tasche ihrer Uniformjacke.
"Wir müssen auf die Krankenstation." Sie stemmte sich an der Wand in die Höhe und versuchte vorsichtig, das verletzte Bein zu belasten. Es ging irgendwie, aber der Schmerz, der auf jede Bewegung folgte, war nur schwer zu ertragen. Sie hatte keine Wahl.
Auch Fenric stand unsicher auf und streckte eine Hand nach der Wand neben sich aus, um sich abzustützen. Er machte ein paar langsame Schritte Richtung Heck, ehe sein Blick das zerstörte Quartier streifte und er für einen Augenblick erstarrte.
"Das ist nicht gut", murmelte er und trat an die halb geöffnete Tür heran, hinter der der Hüllenbruch zu sehen war. "Wenn die Energie ausfällt, kann sich die ganze Außenhülle destabilisieren."
Er hatte sicher Recht, aber daran ändern konnten sie hier und jetzt nicht gerade viel.
"Komm schon", verlangte sie und setzte sich vorsichtig in Bewegung.
Die Fahrstühle würden nicht funktionieren, das ahnte sie bereits und wurde bestätigt, als sie das hintere Drittel des Decks schließlich erreichten. Die Fahrstuhlsteuerungen waren anfällig für technische Probleme, das
Weitere Kostenlose Bücher