Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
wusste Lillja. Die Sicherungen brannten schnell durch und waren die Systeme einmal überhitzt, so schalteten sie sich komplett ab. Bereits während ihrer ersten Tage auf der Ro'ha hatte sie unliebsame Bekanntschaft mit dieser Eigenart gemacht und war während eines ähnlichen Zwischenfalls in einem Aufzug stecken geblieben. Sie versuchte, sich die Anweisungen ins Gedächtnis zu rufen, die Nefaris ihr damals erteilt hatte, als sie ihm half, die Steuerung zu überbrücken und öffnete die Abdeckung der Konsole. Die rechte Stabsicherung war herausgesprungen und Lillja schob sie kurzentschlossen wieder in ihre Position.
Es passierte nichts - sie gestand sich ein, dass das nun auch wirklich zu einfach gewesen wäre, war aber dennoch etwas enttäuscht und sah zum Wartungsschacht hinüber.
"Schaffst du das?", wollte Fenric auf ihren Blick hin wissen. Er sah eigenartig blass aus und schien Mühe zu haben, aufrecht zu stehen.
"Ich habe wohl keine Wahl", antwortete sie und humpelte zur Abdeckung hinüber. Sie benötigte all ihre Kraft, um die Platte abzunehmen und sah dann in die gähnende Schwärze des Schachtes. Er führte gerade nach unten und war mit weitauseinanderliegenden Sprossen bestückt, über die ein Xhar bequem klettern konnte - sie jedoch stellte diese Konstruktion schon unter normalen Umständen vor eine Herausforderung. Der schmale Gang war nicht beleuchte t, doch an jedem Tritt glomm ein schwacher blauer Punkt, der die Position der nächsten Halterung anzeigte. Außerdem waren die Ausgänge zu den einzelnen Decks ebenfalls durch kleine Lampen und eingeätzte Zeichen markiert.
"Wir müssen nur ein Deck runter", kommentierte Fenric, der endlich neben ihr angekommen war. "Mit etwas Glück ist dort die Energie noch intakt und wir können auf einen Lift umsteigen."
Sie warf einen prüfenden Blick nach oben und unten, erkannte jedoch keine andere Person im Schacht und kletterte schließlich umständlich hinein. Vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass niemand sonst dort war, überlegte sie. Die meisten Crewmitglieder waren jetzt vermutlich auf ihren Stationen oder in den Trainingsräumen auf den unteren Decks und wenn sie nicht hier zu sehen waren, konnte das vielleicht bedeuten, dass die Aufzüge jenseits ihres Decks noch intakt waren. Oder sie waren alle tot, weil es vielleicht auch auf anderen Ebenen weitere Hüllenbrüche gegeben hatte. Sie erlaubte es sich nicht, den Gedanken weiter zu folgen und ließ sich langsam und vorsichtig zur nächsten Sprosse herab. Abwärts war der Weg einfacher zu meistern, als vor ein paar Tagen auf der Gi'vol, als sie einem ähnlichen Schacht nach oben hatte folgen müssen.
Dennoch dauerte es quälend lange, bis sie endlich die Markierung erreichte, die ihr anzeigte, dass sie Deck fünf erreicht hatten. Sie löste die Halteklammern und stieß das Paneel in den dahinterliegenden Korridor.
Eine weitere Erschütterung traf die Ro'ha und plötzlich musste Lillja darum kämpfen, nicht von den Stiegen gerissen zu werden - auch Fenric kam über ihr ins Straucheln und für einen schrecklichen Moment glaubte sie, er würde fallen, doch dann fand er wieder festen Halt. Etwas im Gang auf dem Deck vor ihr fiel schwer zu Boden und Lillja hörte einen leisen Fluch, kurz darauf tauchte ein ausdrucksloses Gesicht in der Öffnung auf und Lillja erkannte Lieutenant Commander Jarl Nefeg.
"Mensch", sagte er mit seltsamem Ausdruck und reichte ihr eine Hand, "kommen Sie da raus."
Sie ließ sich von ihm helfen und ergriff schließlich Fenric am Arm, der kurz nach ihr aus dem Schacht kletterte.
"Was passiert hier?", fragte sie und sah Nefeg in die gelben Augen. Er hatte sich eine kleine Platzwunde oberhalb des linken Auges zugezogen, die noch immer leicht blutete und Lillja glaubte zu erkennen, dass darunter eine der schützenden Hornplatten seines Gesichts zumindest zum Teil abgerissen war. Sie würde sich später darum kümmern müssen.
"Ich bin mir nicht sicher - es gab eine Überladung im Antrieb und wir wurden aus dem Hyperraum geschleudert. Die Kommunikation ist offline."
"Wir haben einen Hüllenbruch auf Deck vier, Sektion zwei", gab Fenric hinter ihr mit matter Stimme an. Er hatte sich gegen die Wand gelehnt und war in die Hocke gesunken.
"Verstanden - der hintere Aufzug funktioniert. Begeben Sie sich auf Ihre Station." Er hatte ihren Blick dabei erwidert und sah nun kurz zu Fenric herab.
"Bringen Sie ihn wieder auf die Beine", sagte er eindringlich und Lillja nickte. "Ich versuche
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